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Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition)

Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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ich den weisen Effendi nicht bringe.«
    »Danke deinem gütigen Herrn, du Sklave eines Ägypters, daß er deine Füße mit Gnade erleuchtet. Ich will dich nicht um dein Glück betrügen. Sallam aaleïkum, Allah sei bei dir und lasse dir die Hundert gut bekommen!«
    »So laß dir noch eins sagen, tapferer Agha. Der Herr unseres Hauses hat mehr Beutel in seiner Schatzkammer, als du jemals zählen kannst. Er hat mir befohlen, daß du auch mitkommen sollst, und du wirst ein Bakschisch erhalten, ein Geschenk, wie es selbst der Khedive von Ägypten nicht reicher geben würde.«
    Jetzt endlich wurde der Mann klug und faßte meinen Halef etwas kräftiger bei dem Punkte, an welchem man jeden Orientalen zu packen hat, wenn man ihn günstig stimmen soll. Der kleine Haushofmeister änderte auch sofort seinen Ton und antwortete mit hörbar freundlicherer Stimme:
    »Allah segne deinen Mund, mein Freund! Aber ein Piaster in meiner Hand ist mir lieber als zehn Beutel in einer anderen. Die deinige aber ist so mager, wie der Schakal in der Schlinge oder wie die Wüste jenseits des Mokattam.«
    »Laß den Rat deines Herzens nicht zögern, mein Bruder!«
    »Dein Bruder? Mensch bedenke, daß du ein Sklave bist, während ich als freier Mann meinen Effendi begleite und beschütze! Der Rat meines Herzens bleibt zurück. Wie kann das Feld Früchte bringen, wenn so wenig Tropfen Tau vom Himmel fallen!«
    »Hier hast du noch drei Tropfen!«
    »Noch drei? So will ich sehen, ob ich den Effendi stören darf, wenn dein Herr wirklich ein solches Bakschisch giebt.«
    »Er giebt es.«
    »So warte!«
    Jetzt endlich also glaubte er, mich »stören zu dürfen«, der schlaue Fuchs! Übrigens handelte er nach der allgemeinen Unsitte, so daß er einigermaßen zu entschuldigen war, zumal das wenige, was er für seine Dienste von mir forderte, kaum der Rede wert zu nennen war.
    Was mich aber bei der ganzen Angelegenheit mit Bewunderung erfüllte, war der Umstand, daß ich nicht zu einem männlichen sondern zu einem weiblichen Patienten verlangt wurde. Da aber, abgesehen von den wandernden Nomadenstämmen, der Muselmann die Bewohnerinnen seiner Frauengemächer niemals den Augen eines Fremden freigiebt, so handelte es sich hier jedenfalls um ein nicht mehr junges Weib, das sich vielleicht durch die Eigenschaften des Charakters und Gemütes die Liebe Abrahim-Mamurs erhalten hatte.
    Halef Agha trat ein.
    »Schläfst du, Sihdi?«
    Der Schlingel! Hier nannte er mich Sihdi, und draußen ließ er sich selbst so nennen.
    »Nein. Was willst du?«
    »Draußen steht ein Mann, welcher mit dir sprechen will. Er hat ein Boot im Nile und sagte, ich müsse auch mitkommen.«
    Der schlaue Bursche machte diese Schlußbemerkung nur, um sich das versprochene Trinkgeld zu sichern. Ich wollte ihn nicht in Verlegenheit bringen und that, als ob ich nichts gehört hätte.
    »Was will er?«
    »Es ist jemand krank.«
    »Ist es notwendig?«
    »Sehr, Effendi. Die Seele der Kranken steht schon im Begriff, die Erde zu verlassen. Darum mußt du eilen, wenn du sie festhalten willst.«
    Hm, er war kein übler Diplomat!
    »Laß den Mann eintreten!«
    Er ging hinaus und schob den Boten hinein. Dieser verbeugte sich bis zur Erde nieder, zog die Schuhe aus und wartete dann demütig, bis ich ihn anreden würde.
    »Tritt näher!«
    »Sallam aaleïkum! Allah sei mit dir, o Herr, und lasse dein Ohr offen sein für die demütige Bitte des geringsten deiner Knechte.«
    »Wer bist du?«
    »Ich bin ein Diener des großen Abrahim-Mamur, der aufwärts droben am Flusse wohnt.«
    »Was sollst du mir sagen?«
    »Es ist großes Herzeleid gekommen über das Haus meines Gebieters, denn Güzela, die Krone seines Herzens, schwindet hin in die Schatten des Todes. Kein Arzt, kein Fakir und kein Zauberer vermochte den Schritt ihrer Krankheit aufzuhalten. Da hörte mein Herr – den Allah erfreuen möge – von dir und deinem Ruhme und daß der Tod vor deiner Stimme flieht. Er sandte mich zu dir und läßt dir sagen: Komm und nimm den Tau des Verderbens von meiner Blume, so soll mein Dank süß sein und hell wie der Glanz des Goldes.«
    Diese Beschreibung einer bejahrten Frau schien mir ein wenig überschwänglich zu sein.
    »Ich kenne den Ort nicht, an welchem dein Herr wohnt. Ist er weit von hier?«
    »Er wohnt am Strande und sendet dir ein Boot. In einer Stunde wirst du bei ihm sein.«
    »Wer wird mich zurückfahren?«
    »Ich.«
    »Ich komme. Warte draußen!«
    Er nahm seine Schuhe und zog sich zurück. Ich erhob

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