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Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition)

Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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den Du nicht betrügen wirst.«
    »Ich betrüge ihn nicht.«
    »Nun wohl, so will ich versuchen, den Fehler zu entdecken. Nimm das Gepäck herab und leg einen Reitsattel auf!«
    »Warum, Herr?«
    Diese Frage verrieth mir, daß ich auf der richtigen Fährte sei.
    »Weil ich es so haben will!« antwortete ich kurz.
    Er gehorchte, und dann hieß ich ihn aufsteigen.
    »Herr, ich kann nicht,« entschuldigte er sich.
    »Warum nicht?«
    »Ich habe das Gewitter im Beine. Ich kann nicht reiten.«
    »So werde ich es selbst thun!«
    Ich sah es ihm an, daß ich der Entdeckung jetzt nahe sei. Das Pferd ließ mich herantreten, doch sobald ich den Fuß erhob, um in den Bügelschuh zu treten, wich es zur Seite. Es wollte mir nicht gelingen, in den Sattel zu kommen, bis ich es hart an die Mauer des Gebäudes stellte. Jetzt saß ich auf, sofort aber ging es hinten in die Höhe, daß es sich fast nach vorn überschlug; dann stieg es vorn empor, beinahe mehr als kerzengrade; es bockte zur Seite und machte so gewaltige Luftsprünge, daß ich die erste Gelegenheit ergriff, mich aus dem Sattel zu werfen.Ich that dies mit Vorbedacht so, daß ich zur Erde fiel und es den Anschein hatte, als ob ich abgeworfen worden sei.
    »Mann, dieses Pferd ist keinen Para, viel weniger zweihundert Piaster werth! Kein Mensch kann es reiten. Es ist verdorben worden.«
    »Herr, es ist gut. Vielleicht will es nur Dich nicht dulden.«
    »Ich kenne das! Es hat lange Zeit unter einem schlechten Sattel und unter einem noch schlimmeren Reiter gelitten; das merkt sich so ein Thier. Wer soll es nun besteigen? Es ist höchstens noch als Packpferd zu verwenden.«
    »Brauchst Du kein Packpferd, Herr?«
    »Nein. Jetzt nicht, sondern erst später.«
    »So kaufe es, denn Du wirst nicht gleich ein Pferd finden, wenn Du es brauchst.«
    »Soll ich mich mit einem Thiere schleppen, welches mir jetzt zur Last ist?«
    »Du sollst es um hundertfünfzig Piaster haben!«
    »Ich gebe Dir hundert, und keinen Para mehr.«
    »Herr, Du scherzest!«
    »Behalte es! Ich finde in Banna ein anderes. Komm, Allo!«
    Ich bestieg meinen Rappen, und der Köhler folgte mir mit betrübter Miene. Wir hatten aber kaum fünfzig Schritte zurückgelegt, so hörten wir rufen:
    »Gib hundertdreißig, Herr!«
    Ich antwortete nicht.
    »Hundertzwanzig!«
    Ich ritt weiter, ohne mich umzublicken.
    »Komm zurück, Herr; Du sollst es für hundert haben!«
    Jetzt blieb ich halten und frug, ob er auch einen Reitsattel und eine Decke zu verkaufen habe. Als er bejahte, kehrte ich zurück und kaufte einen ganz passablen Sattel nebst Decke für vierzig Piaster. Und was das Vortheilhafteste war: der Händler nahm den Preis ganz willig in altem Beschlik an, der sich nach und nach in meiner Tasche angesammelt hatte. Ich legte, nachdem ich bezahlt hatte, dem Pferd den Sattel und das Zaumzeug an und nahm dann von dem Kurden Abschied.
    »Lebe wohl! Du wolltest Deinen Freund betrügen, aber Du wirst gleich sehen, daß er das Pferd für den dritten Theil seines Werthes hat.«
    Der Mann antwortete mir nur mit einem schlauen, überlegenen Lächeln. Auch Allo verabschiedete sich von ihm und wollte dann sein Pferd besteigen. Sein behaartes Gesicht, oder vielmehr nur die Theile desselben, welche man sehen konnte, erglänzte vor Freude und Entzücken darüber, daß er nun hoch zu Roß in die Welt hineinreiten konnte. Aber der Kurde ergriff ihn beim Arme.
    »Um des Propheten willen, steige nicht auf! Das Pferd wird Dich abwerfen, und Du brichst den Hals.«
    »Dieser Mann hat Recht,« stimmte ich bei. »Steige Du jetzt auf mein Pferd. Es wird Dich sicher tragen, und ich will mich hier auf dieses setzen, um ihm zu zeigen, daß es zu gehorchen hat.«
    Allo kletterte wirklich mit größtem Vergnügen auf den Rücken meines Hengstes, welcher sich dieses ehrenrührige Attentat ganz ruhig gefallen ließ, weil er mich in der Nähe wußte. Ich aber drängte den Klepper an die Mauer und kam glücklich in den Sattel. Wieder stieg er empor; ich ließ ihm einige Augenblicke lang den Willen, dann aber nahm ich ihn kurz und faßte ihn zwischen die Schenkel. Er wollte steigen – es ging nicht mehr; er brachte es bloß zu einem krampfhaften Spielen der Hufe, und endlich ging ihm der Athem aus, der Schweiß stand ihm auf allen Poren, und von seinem Maul tropfte der Schaum in großen Flocken – er stand, trotzdem ich ihm die Schenkel wieder nahm.
    »Er ist bezwungen, Mann,« lachte ich vergnügt. »Paß auf, wie er sich reiten läßt, und versuche

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