Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition)
Futter geben?«
»Ja. Wir können Wild genug für ihn schießen.«
»Ich danke Dir; ich habe keine Flinte und muß das Wild in der Schlinge fangen. Wann wirst Du mir das Pferd kaufen?«
»So bald wie möglich.«
Er hatte Salz, und ich trug ihm auf, einen Vorrath davon mitzunehmen.
Welch ein kostbarer Artikel das Salz ist, lernt man erst dann erkennen, wenn man es Monate lang entbehren muß. Die meisten Beduinen und auch viele Kurden sind nicht an den Genuß desselben gewöhnt.
Allo war schnell mit seinen Vorbereitungen zu Ende. Er versteckte sein Mehl und Salz in das erwähnte Loch, ergriff sein Messer nebst dem fürchterlichen Spieß und that seinen Hund an die Leine, die er sich um die Hüften schlang. Eine Kopfbedeckung gab es bei ihm nicht.
Wir begannen diesen Tagmarsch mit erneutem Vertrauen auf unser gutes Geschick. Unser Führer leitete uns scharf nach Süd, bis wir am Mittag den Berozieh erreichten. Hier machten wir Rast und badeten in den Wellen des Flusses. Glücklicher Weise ließ Allo sich von mir bereden, ein Gleiches zu thun. Er gebrauchte den reichlich vorhandenen feinen Sand als Seife und verließ als ein anderer Mensch die wohlthätigen Wellen.
Wir schlugen jetzt eine östliche Richtung ein, mußten aber manche Umwege machen, da am Flusse viele Ansiedlungen und Nomadenlager waren, die wir zu umgehen für nothwendig hielten. Am Abend übernachteten wir am Ufer eines Baches, welcher rechts vom Gebirge herab dem Berozieh entgegeneilte.
Wir hatten am nächsten Morgen kaum eine Stunde zurückgelegt, als der Kurde stehen blieb und mich an mein Versprechen erinnerte, ihm ein Pferd zu kaufen. In der Nähe habe er einen Bekannten, dessen Pferd feil sei.
»Wohnt er in einem großen Dorfe?« frug ich.
»Es sind nur vier Häuser da.«
Das war mir lieb, denn ich wollte so viel wie möglich alles Aufsehen vermeiden und ich konnte den Kurden doch auch nicht allein fortlassen, da ich mich noch nicht überzeugt hatte, ob er verschwiegen sei.
»Wie alt ist das Pferd?«
»Es ist noch jung, fünfzehn Jahre.«
»Schön. Wir werden mit einander gehen, um es zu besehen, während die Andern auf uns warten. Suche einen Ort, wo sie unentdeckt bleiben können!«
Nach einer Viertelstunde sahen wir unten am Wasser einige Häuser liegen.
»Das ist es,« sagte Allo. »Warte hier; ich werde Deine Freunde verstecken.«
Er führte sie weiter, kehrte aber schon nach einigen Minuten zurück.
»Wo sind sie?«
»In einem Dickicht, wohin Niemand kommt.«
»Du wirst den Leuten da unten nicht sagen, wer ich bin, auch nicht, wohin wir gehen, und daß Vier auf uns warten!«
»Herr, ich sage kein Wort. Du bist so gut mit mir, und ich liebe Dich. Habe keine Sorge!«
Ich ritt die nicht sehr steile Anhöhe hinab und befand mich bald vor einem Hause, unter dessen vorspringendem Dache verschiedene Pack- und Reitsättel hingen. Hinter dem Hause war eine Art Corral, in welchem einige Pferde herumsprangen. Ein alter, hagerer Kurde trat uns entgegen.
»Allo, Du?« frug er erstaunt. »Der Prophet segne Dein Kommen und alle Deine Wege!« Und leise setzte er hinzu: »Wer ist dieser große Herr?«
Der Gefragte war so politisch, laut zu antworten:
»Dieser Herr ist ein Effendi aus Kerkuk, der nach Kelekowa will, um dort mit dem Pascha von Sinna zusammen zu treffen. Da ich die Wege kenne, so soll ich ihn führen. Hast Du das Pferd noch, welches Dir übrig ist?«
»Ja,« antwortete der Mann, dessen Blick voll Bewunderung an meinem Pferde hing. »Es befindet sich hinter dem Hause. Komm!«
Ich wollte die Beiden nicht allein lassen und stieg daher schleunigst ab, um ihnen zu folgen, nachdem ich mein Pferd angehängt hatte.
Das betreffende Thier gehörte nicht zu den schlechtesten; ich hielt es nicht für so alt, wie mir Allo angegeben hatte, und da Pferde da waren, welche mir weniger werth zu sein schienen, so wunderte ich mich, daß grad dieses dem Besitzer feil sei.
»Was soll es kosten?« erkundigte ich mich.
»Zweihundert Piaster,« lautete die Antwort.
»Führe es vor!«
Er zog es aus der Umzäunung, ließ es gehen, traben und auch galoppiren und machte dadurch meinen Verdacht rege; denn es war wirklich mehr werth als den geforderten Preis.
»Lege den Packsattel an und eine Last darauf!«
Es geschah, und das Thier folgte gehorsam jedem Fingerzeig.
»Hat dieses Thier einen Fehler?«
»Keinen einzigen, Chodih!« betheuerte er.
»Es hat einen, und es ist besser, wenn Du ihn mir sagst. Das Pferd ist für Deinen Freund Allo,
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