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Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition)

Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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kommen Sie da grad auf mich?« erkundigte ich mich. »Ich bin weder Redakteur noch in irgend einer Weise bewährt!«
    »Das lassen Sie meine Sorge sein! Ich habe viel von Ihnen gehört und, vor allen Dingen, ich habe Ihre Manuskripte gelesen. Ich kenne mich aus. Sie sind der, den ich brauche!«
    »Aber ich habe ganz andere Sachen vor, und zur Kolportage wird mich niemand bringen!«
    »Weil Sie sie nicht kennen. Man kann doch auch Gutes mit ihr leisten. Was haben Sie denn vor?«
    Ich erklärte ihm meine Pläne. Da fing er Feuer; er begeisterte sich für sie. Er gehörte zu jenen Leuten, die gern vom Hohen schwärmen, aber doch vom Niedrigen leben.
    »Das ist ja vortrefflich, ganz vortrefflich!« rief er aus. »Und das können Sie Alles bei mir erreichen, am besten und schnellsten bei mir!«
    »Wieso?«
    »Sie geben diese Sachen bei mir in Druck und machen diesen Freytag und sein neues Blatt damit tot!«
    »Das wäre allerdings bequem. Aber wenn mir Ihr ›Beobachter an der Elbe‹ nicht gefällt? Ich kenne ihn ja nicht.«
    »So lassen wir ihn eingehen, und Sie gründen ein neues Blatt an seiner Stelle!«
    »Was für eines?«
    »Ganz nach Ihrem Belieben, wie es für Ihre Zwecke paßt!«
    Ich gestehe, daß er mich durch dieses Versprechen schon mehr als halb gewann. Das klang in Beziehung auf meine Pläne ja fast wie ein Himmelsgeschenk! Er fügte noch weitere Versprechungen hinzu, durch welche er es mir leicht machte, auf seine Wünsche einzugehen. Hierzu kamen meine eigenen Erwägungen. Es wurde mir hier ganz unerwartet die prächtigste Gelegenheit geboten, den Buchdruck, die Schriftsetzerei, die Stereotypie und alles noch hierher Gehörige in bequemster Weise kennen zu lernen. Das hatte für mich als Schriftsteller sehr hohen Wert und wurde mir wahrscheinlich nie wieder geboten. Der Gehalt, den Münchmeyer mir zahlen konnte, war zwar nicht bedeutend, aber es flossen mir ja außerdem derartige Honorare zu, daß ich ihn eigentlich gar nicht brauchte. Und ich war gar nicht gebunden. Er bot mir vierteljährige Kündigung an. Ich konnte also alle drei Monate gehen, wenn es mir nicht gefiel.
    »Versuchen Sie es! Sagen Sie ja!« forderte er mich auf, indem er mir einen Monatsgehalt hinzählte.
    »Wann hätte ich anzutreten?« fragte ich.
    »Spätestens übermorgen. Es eilt. Dieser Freytag darf uns nicht vorauskommen.«
    »Aber Sie wissen doch, daß ich bestraft bin!«
    »Ich weiß Alles. Das tut aber nichts.«
    »Und ich stehe sogar auch unter Polizeiaufsicht!«
    »Das habe ich nicht gewußt; aber auch das tut nichts. Grad weil dies so ist, sind Sie mir der Allerliebste! Schlagen Sie ein!«
    Das klang gradezu rührend. Er hielt mir die Hand hin; Vater und Mutter nickten mir bittend zu; da gab ich ihm den Handschlag; ich war – – – Redakteur.
    Als ich nach Dresden kam, nahm ich mir zunächst ein möbliertes Logis, doch stellte mir Münchmeyer sehr bald mehrere Zimmer als Redaktionswohnung zu Verfügung, und ich kaufte mir die Möbel dazu. Ich fand den Verlag ganz ungemein häßlich. Das »Schwarze Buch« war geradezu empörend verbrecherisch. Der »Venustempel« zeigte sich als ein scheußliches, auf die niedrigste Sinnenlust berechnetes Unternehmen mit zotenhaften Beschreibungen und entsetzlich nackten, aufregenden Abbildungen. Beigegeben war eine Hausapotheke für Geschlechtskrankheiten, an welcher Summen verdient wurden, die mir fast unglaublich erschienen. Diese schamlosen Hefte und Bilder lagen überall umher. Die Arbeiter und Arbeiterinnen nahmen sie mit heim. Die vier Töchter Münchmeyers, damals noch im Schul- und Kindesalter, lasen und spielten mit ihnen, und als ich Frau Münchmeyer vor den Folgen warnte, antwortete sie: »Was denken Sie! Das ist unser bestes Buch! Das bringt eine Masse Geld!« Ich nahm mir vor, dies müsse entweder anders werden oder ich würde ohne Kündigung wieder fortgehen. Was den »Beobachter an der Elbe« betrifft, dessen Redaktion ich übernommen hatte, so sah ich gleich mit dem ersten Blick, daß er verschwinden müsse. Münchmeyer war so vernünftig, dies zuzugeben. Wir ließen das Blatt eingehen, und ich gründete drei andere an seiner Stelle, nämlich zwei anständige Unterhaltungsblätter, welche »Deutsches Familienblatt« und »Feierstunden« betitelt waren, und ein Fach- und Unterhaltungsblatt für Berg-, Hütten- und Eisenarbeiter, dem ich die Ueberschrift »Schacht und Hütte« gab. Diese drei Blätter waren darauf berechnet, besonders die seelischen Bedürfnisse der Leser

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