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Delphi sehen und sterben

Delphi sehen und sterben

Titel: Delphi sehen und sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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würde Decimus bearbeiten.
    Jetzt erfuhren wir, dass Aulus von der geplanten Route abgewichen war und es, seltsam für einen intelligenten Burschen, seiner Mama gebeichtet hatte.
    »Marcus, das verdammte Schiff hat in Olympia angelegt. Natürlich habe ich nichts dagegen, dass Aulus das Heiligtum des Zeus besucht, aber er hat sich da auf etwas völlig anderes eingelassen …«
    »Was zieht ihn denn dann so an? Abgesehen von Sonne, Sport und dem Vermeiden ernsthafter Studien?«
    »Mach dich nicht über mich lustig, Marcus.«
    Ich versuchte mich zu erinnern, ob in diesem Jahr Olympische Spiele abgehalten worden waren. Der verrückte Nero war dafür berühmt geworden, die jahrhundertealte Abfolge zu verändern, damit er während seiner Bildungsreise durch Griechenland an Wettkämpfen teilnehmen konnte. Eine Liste unvergesslicher Peinlichkeiten: Sein Auftritt als Herold, die öden Rezitationen und die Erwartung, als Kaiser in allen Wettkämpfen zu gewinnen, ob er gut war oder nicht.
    Ich vermutete, dass man die Abfolge inzwischen wieder richtiggestellt hatte. Nach meiner raschen Berechnung würden die nächsten Spiele im folgenden August ausgetragen werden. »Entspann dich, Julia. Aulus kann seine Zeit dort nicht als Zuschauer verplempern.«
    Julia Justa erschauerte. »Nein, es ist schlimmer. Anscheinend ist er in Olympia auf eine Reisegruppe gestoßen, und einer von ihnen wurde auf entsetzliche Weise ermordet.«
    »Tatsächlich?« Mir gelang ein neutraler Ton, doch Helena, die damit beschäftigt war, Saft von Favonias weißer Tunika zu tupfen, blickte auf.
    »Nun ja, Marcus«, sagte Julia Justa düster, als wäre es eindeutig meine Schuld, »schließlich hast du Aulus beigebracht, solche Situationen aufregend zu finden.« Ich bemühte mich, unschuldig zu schauen. »Aulus ist misstrauisch geworden, da allgemein bekannt ist, dass bei den letzten Olympischen Spielen ein junges Mädchen aus Rom verschwand. Und
sie
wurde später ebenfalls ermordet aufgefunden.«
    »Aulus versucht diesen Leuten zu helfen?«
    »Es ist nicht an ihm, sich da einzumischen …« Jetzt sah ich es deutlich vor mir. Meine Aufgabe würde darin bestehen, die Sache zu übernehmen und den jungen Aulus zurück auf den Weg zur Universität zu lenken. Die edle Julia war so begierig, ihn mit der Nase in einer juristischen Schriftrolle zu sehen, dass sie bereit war, ihren Schmuck zu verkaufen. »Ich werde für deine Überfahrt bezahlen, Marcus. Aber du musst dich einverstanden erklären, nach Griechenland zu fahren und die Angelegenheit in Ordnung zu bringen.«
     
    II
    Befehle von einem Untergebenen zu erhalten ist schlimm genug. Einer lausigen Spur folgen zu sollen, die er nur ganz beiläufig über seine Mutter weitergegeben hat, stinkt ganz einfach zum Himmel. Trotzdem bat ich darum, den Brief lesen zu dürfen.
    Später, in der Sicherheit unseres eigenen Heims, knuffte mich Helena in die Rippen. »Spuck’s aus. Du bist fasziniert.«
    »Nur etwas neugierig.«
    »Warum hat mein lächerlicher Bruder Mama angespitzt?«
    »Zu faul, uns getrennt zu schreiben. Er will wissen, was der Vater zu sagen hat – der Vater des ersten toten Mädchens.«
    »Hattest du davon gehört?«
    »Vage. Es handelt sich um den Caesius-Fall.«
    »Und du wirst den Vater aufsuchen? Kann ich mitkommen?«
    »Nein.«
    Helena kam mit.
     
    Wir wussten im Voraus, dass die Befragung heikel sein würde.
    Die Situation war folgende: Bei den Olympischen Spielen vor drei Jahren verschwand ein junges Mädchen, das mit einer Reisegruppe unterwegs war. Ihr verzweifelter Vater versuchte zu ermitteln, hatte das praktisch ununterbrochen getan – viel zu lange, um noch weiter darauf herumzuhacken, wie die hartherzige römische Öffentlichkeit fand. Er reiste nach Olympia und suchte verbissen, bis er die Überreste des Mädchens fand. Er bemühte sich, hinter die Umstände ihres Todes zu kommen, und hatte bald darauf die weitverbreitete Behauptung aufgestellt, sein Kind sei ermordet worden. Seither jagte er immer noch Antworten nach.
    Das Auffinden der Leiche hatte die Behörden verärgert. Sie hatten die Ermittlungen verhunzt und lehnten es daher ab, den Fall neu zu untersuchen. Zu wissen, dass seine Tochter tot war, brachte Caesius nicht weiter. Schließlich gingen ihm Zeit, Geld und Energie aus, und er war gezwungen, heimzukehren. Der Fall blieb ungelöst. Da er immer noch davon besessen war, gelang es ihm, den Klatsch auf dem Forum zu beflügeln, wodurch ich davon gehört hatte. Die meisten

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