Dem Mammut auf der Spur
lauscht erneut. Nein, da war es wieder, ganz sicher!
»Was ist los?«, fragt Paponk Rotnase, der hinter Luchsohr stehen geblieben ist.
»Ich … ich höre etwas. Geräusche. Sie ähneln seltsamen Stimmen«, flüstert Luchsohr.
Jetzt bleiben auch die anderen stehen.
Tigerzahn schiebt seine Mütze vom Ohr und lauscht. »Also, ich höre nichts. Vielleicht sind die seltsamen Stimmen nur in deinem Kopf.«
»Ich höre auch nichts«, sagt Papu. »Aber meine Ohren sind auch nicht mehr die besten. Luchsohr, komm zu mir an die Spitze und führe uns!«
Tigerzahn verzieht den Mund, als Luchsohr an ihm vorbei nach vorne zu Papu geht.
Sie gehen lautlos und vorsichtig weiter. Jeder hältseine Waffe angriffsbereit. Ihre Blicke sind wachsam, die Körper angespannt. Luchsohr hört die Stimmen immer deutlicher. Papu nickt – jetzt kann auch er sie hören. Wie Bestien, findet Luchsohr, hören sie sich nicht an. Plötzlich bleibt Papu stehen und deutet auf eine Hochebene, die in einiger Entfernung vor ihnen liegt.
Luchsohr sieht, dass dort ein Licht flackert und sich etwas bewegt.
»Seht ihr? Eine fremde Horde!«, flüstert Papu.
Luchsohr kneift die Augen leicht zusammen. Tatsächlich. Im schwachen Abendlicht kann er jetzt auf der Hochebene Menschen erkennen. In ihrer Mitte glüht ein kleines Feuer. Neben dem Feuer hocken ein paar Menschen über ein großes, lebloses Tier gebeugt. Vermutlich bereiten sie es zum Essen vor. Im Hintergrund stehen vier runde Fellhütten.
»Was machen wir jetzt?«, flüstert Pfotenherz.
»Wir können nicht einfach zu der fremden Horde gehen«, meint Tigerzahn. »Sie können uns angreifen und töten. Sie sind in der Überzahl.«
»Aber ich habe Hunger«, sagt Pfotenherz und wirft einen sehnsüchtigen Blick auf den Tierkadaver vor dem Feuer.
Papu zupft sich am Bart. »Hm. So, so. Na ja. Schonmöglich, dass die fremden Menschen uns angreifen. Aber sie können uns auch aufnehmen und zu essen geben. Was meinst du, Rotnase?«
»Ich meine, dieser Braten da sieht ziemlich lecker aus. Der ist doch viel zu groß für die Horde allein.«
»Und was sagst du, Luchsohr?«, fragt Papu.
Luchsohr stülpt die Lippen nach außen. »Ich glaube, dass eine Horde, die so viel zu essen hat, bestimmt friedlich ist.«
Papu nickt. »Also gut, versuchen wir es!«
Vorsichtig klettert der Trupp über ein Geröllfeld auf die Hochebene zu. Die andere Horde hat sie jetzt entdeckt. Sie rennen aufgeregt hin und her und deuten mit Lanzen auf die Eindringlinge. Luchsohr spürt wieder ein Zwicken im Bauch. Wenn die fremde Horde sie jetzt angreift, haben sie keine Chance zum Rückzug. Und vielleicht ist eine satte Horde nicht nur friedlich, sondern auch übermütig.
Doch als sie näher kommen, erkennt Luchsohr, dass die Menschen mit den Lanzen winken. Es sieht fast aus, als würden sie sich freuen.
»Komisch. Ein paar kommen mir bekannt vor«, meint Rotnase und zieht die Augenbrauen zusammen.
»Da sind unsere Jäger!«, ruft Tigerzahn.
In dem Moment erkennt Luchsohr seine Schwester unter den fremden Menschen. Sie lebt! Obwohl seine Beine von der langen Wanderung ganz schwach sind, rennt er so schnell es geht auf Sternauge zu.
»Luchsohr!«, ruft seine Schwester, als er ihr in die Arme fällt. »Ihr habt uns gesucht!«
Luchsohr nickt und gibt seiner Schwester ihren Kettenanhänger. »Das hast du verloren.«
Sternauge streicht Luchsohr über den Kopf und bindet sich die Kette um den Hals. Papu, Tigerzahn, Pfotenherz und Paponk Rotnase werden von den anderen Jägern freudig begrüßt. Die fremde Horde mustert die Neuankömmlinge neugierig.
»Erzählt!«, sagt Papu. »Was ist passiert? Wie seid ihr hierhergekommen? Geht es allen gut?«
»Wir waren schon den zweiten Tag unterwegs«, beginnt Sternauge, »aber von der Wisentherde war weit und breit nichts zu sehen. Unser Hunger wurde immer schlimmer. Dann sahen wir endlich einen Hirsch! Wir trieben den Hirsch in die Felslandschaft und erlegten ihn. Aber der Blutgeruch lockte Wölfe an. Ein gewaltiges Rudel ausgewachsener, kräftiger Wölfe. So viele Wölfe habe ich noch nie auf einmal gesehen.« Sternauge schüttelt es bei der Erinnerung. »Sie umzingelten uns, fletschten die Zähne. Es war klar: Sie wollten unsere Beute. Und uns am liebsten gleich noch dazu. Und kein Baum weit und breit, auf den wir hätten flüchten können. Also kämpften wir. Aber die Wölfe waren grausam und gierig. Und es waren zu viele.«
»Zu dritt sind sie über mich hergefallen!«, wirft
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