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Demian

Demian

Titel: Demian Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hermann Hesse
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sagte, daß ich gern zur Schule gehe. Ich hatte mir einen Plan gemacht.

13
    Ohne Geld durfte ich nicht zu Kromer kommen. Ich mußte die kleine Spar-
    büchse an mich bekommen, die mir gehörte. Es war nicht genug Geld darin, das wußte ich, lange nicht genug; aber etwas war es doch, und eine Witterung sagte mir, daß etwas besser sei als nichts und Kromer wenigstens begütigt werden müsse.
    Es war mir schlimm zumute, als ich auf Socken in das Zimmer meiner Mutter schlich und aus ihrem Schreibtisch meine Büchse nahm; aber so schlimm wie das Gestrige war es nicht. Das Herzklopfen würgte mich, und es wurde nicht besser, als ich drunten im Treppenhaus beim ersten Untersuchen fand, daß die Büchse verschlossen war. Es ging sehr leicht, sie aufzubrechen, es war nur ein dünnes Blechgitter zu durchreißen; aber der Riß tat weh, erst damit hatte ich Diebstahl begangen. Bis dahin hatte ich nur genascht, Zuckerstücke und Obst.
    Dies nun war gestohlen, obwohl es mein eigenes Geld war. Ich spürte, wie ich wieder einen Schritt näher bei Kromer und seiner Welt war, wie es so hübsch Zug um Zug abwärts ging, und setzte Trotz dagegen. Mochte mich der Teufel holen, jetzt ging kein Weg mehr zurück. Ich zählte das Geld mit Angst, es hatte in der Büchse so voll geklungen, nun in der Hand war es elend wenig. Es waren fünfundsechzig Pfennige. Ich versteckte die Büchse in der untern Flur, hielt das Geld in der geschlossenen Hand und trat aus dem Hause, anders als ich je durch dieses Tor gegangen war. Oben rief jemand nach mir, wie mir schien; ich ging schnell davon.
    Es war noch viel Zeit, ich drückte mich auf Umwegen durch die Gassen
    einer veränderten Stadt, unter niegesehenen Wolken hin, an Häusern vorbei, die mich ansahen, und an Menschen, die Verdacht auf mich hatten. Unterwegs fiel mir ein, daß ein Schulkamerad von mir einmal auf dem Viehmarkt einen Taler gefunden hatte. Gern hätte ich gebetet, daß Gott ein Wunder tun und mich auch einen solchen Fund machen lassen möge. Aber ich hatte kein Recht mehr zu beten. Und auch dann wäre die Büchse nicht wieder ganz geworden.
    Franz Kromer sah mich von weitem, doch kam er ganz langsam auf mich
    zu und schien nicht auf mich zu achten. Als er in meiner Nähe war, gab er mir einen befehlenden Wink, daß ich ihm folgen solle, und ging, ohne sich ein einziges Mal umzusehen, ruhig weiter, die Strohgasse hinab und über den Steg, bis er bei den letzten Häusern vor einem Neubau hielt. Es wurde dort nicht gearbeitet, die Mauern standen kahl ohne Türen und Fenster. Kromer sah sich um und ging durch die Tür hinein, ich ihm nach. Er trat hinter die Mauer, winkte mich zu sich und streckte die Hand aus.
    Hast du’s?“ fragte er kühl.
    ”
    Ich zog die geballte Hand aus der Tasche und schüttete mein Geld in seine flache Hand. Er hatte es gezählt, noch eh der letzte Fünfer ausgeklungen hatte.
    Das sind fünfundsechzig Pfennig“, sagte er und sah mich an.
    ”Ja“, sagte ich schüchtern. Das ist alles, was ich habe, es ist zuwenig, ich
    ”
    ”

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    weiß wohl. Aber es ist alles. Ich habe nicht mehr.“
    Ich hätte dich für gescheiter gehalten“, schalt er mit einem beinah milden
    ”
    Tadel. Unter Ehrenmännern soll Ordnung sein. Ich will dir nichts abnehmen,
    ”
    was nicht recht ist, das weißt du. Nimm deine Nickel wieder, da! Der andere
    – du weißt, wer – versucht nicht, mich herunter zu handeln. Der zahlt.“
    Aber ich habe und habe nicht mehr! Es war meine Sparkasse.“
    ”Das ist deine Sache. Aber ich will dich nicht unglücklich machen. Du bist
    ”
    mir noch eine Mark und fünfunddreißig Pfennig schuldig. Wann krieg ich die?“
    Oh, du kriegst sie gewiß, Kromer! Ich weiß jetzt nicht – vielleicht habe ich
    ”
    bald mehr, morgen oder übermorgen. Du begreifst doch, daß ich es meinem Vater nicht sagen kann.“
    Das geht mich nichts an. Ich bin nicht so, daß ich dir schaden will. Ich
    ”
    könnte ja mein Geld noch vor Mittag haben, siehst du, und ich bin arm.
    Du hast schöne Kleider an, und du kriegst was Besseres zu Mittag zu essen als ich. Aber ich will nichts sagen. Ich will meinetwegen ein wenig warten.
    Übermorgen pfeife ich dir, am Nachmittag, dann bringst du es in Ordnung.
    Du kennst meinen Pfiff?“
    Er pfiff ihn mir vor, ich hatte ihn oft gehört.
    Ja“, sagte ich, ich weiß.“
    ”
    ”
    Er ging weg, als gehörte ich nicht zu ihm. Es war ein Geschäft zwischen uns gewesen, weiter nichts.
    Noch heute, glaube ich, würde Kromers Pfiff mich

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