Perry Rhodan - 2548 - Hibernationswelten
Prolog
Nach der Explosion des Feuerauges brennt der Weltraum.
Was die optische Wiedergabe im Panoramaholo erst allmählich erkennen lässt, zeigen die Ortungen längst mit gnadenloser Offenheit. Das Raum-Zeit-Kontinuum reißt auf, gewaltige Energien brechen aus dem Nichts und vereinen sich in heftigen Eruptionen. Feuerblumen entfalten sich zu tödlicher Pracht.
Es gibt keine Ordnung mehr in der seit Stunden tobenden Schlacht. Chaos herrscht, und der Tod ist sein Hofnarr. Der Salventakt der Geschütze erklingt als einzige verständliche Sprache. Kein anderes Idiom hat diese Überzeugungskraft.
Steif sitzt Ipthey-Hüriit in der Zentrale seines Flaggschiffs. Die wulstigen Lippen des zahnlosen Halsmunds beben, hin und wieder zuckt die grobe Hornzunge nach vorn. Der Admiral schweigt. Der Angriff der alliierten Flotte hätte in erster Linie ein Ablenkungsmanöver sein sollen, 222 Lichtjahre über der Hauptebene von Hathorjan. Andromeda - so nennen die Terraner die Nachbargalaxis der Heimat. Aber die Verluste wachsen. Seine Schiffe verglühen in der extremen Psi-Energie, die das Feuerauge freigesetzt hat.
Wie Fellmotten im offenen Feuer, geht es Ipthey-Hüriit durch den Sinn.
Vergleiche wie dieser sind absurd. Das weiß der Blue. Sie sind es nicht wert, dass er darüber nachdenkt.
Trotzdem kann er nicht anders. Seine Gedanken rochieren. Er ist erschöpft und mit den Kräften am Ende. Nur wird er sich niemals die Blöße geben und Müdigkeit erkennen lassen. Nie.
Solange er lebt, wird er den Kampf weiterführen.
Das gilt auch für seine Besatzung.
Die Zahl der Notrufe wächst, doch kaum ein Schiff der zerstreuten Flotte reagiert darauf. Im Toben der entfesselten Energien wird jede Hilfeleistung zum unkalkulierbaren Risiko. Das Feuerauge hat diesen Hyperorkan entfacht - Ipthey-Hüriit ist kein Wissenschaftler, aber er kann die Ursache an seinen sechs Daumen abzählen.
In diesen Stunden, dies erkennt der Apaso-Admiral, stirbt jeder für sich allein und ' einsam. Der offene Sternhaufen Bengar wird zum Grab für Jülziish, Maahks und Tefroder. Sogar die Posbis verlieren ihre positronisch-biologische Existenz.
Bengar gilt als einer der großen Brennpunkte. Fünf Lichtjahre liegen die Distribut-Depots KJALLDAR und HASTAI auseinander, die Ziele der Flotte.
Kurz schließt Admiral Ipthey-Hüriit alle vier Augen. In stummer Erschütterung senkt er den Diskuskopf. Das ist seine Art der Verneigung vor den Zehntausenden Raumfahrern, die in diesen Stunden ihr Leben verlieren.
Er verkrampft die sieben Finger der rechten Hand schmerzhaft fest um die zur Faust geballte Linke. Nicht allein die Hand, den ganzen Arm gäbe er dafür, könnte er auch nur einen Teil der
Gefallenen ins Leben zurückholen. Früher, zur Zeit der großen Bruderkriege, haben Jülziish nie so gedacht. Aber er ist anders als die Befehlshaber einst, denn die Zeiten haben sich geändert und mit ihnen die Jülziish. Ipthey-Hüriit ist hier, in Hathorjan, weil er für das Leben und für die gemeinsame Zukunft aller kämpft.
Er verflucht die graue Kreatur des Untergangs, deren hämisches Lachen durch das Flaggschiff hallt. Ja, er hört das schallende Gelächter, es durchschlägt alle Isolierungen. Es manifestiert sich in den bösartigen Geräuschen, die das Schiff erfüllen.
Ob das Ablenkungsmanöver dennoch erfolgreich war, kann der Admiral nicht beurteilen. Erst die nächsten Stunden werden erweisen, ob die Gesamtkonzeption greift. Ipthey-Hüriit kennt nur seinen Part und weiß, dass viele Mosaiksteinchen zeitgenau zusammenpassen müssen.
Die Angriffe sollen die Frequenz - Monarchie an ihrer empfindlichsten Stelle treffen. Wenn das Vamu vieler Vatrox in den Krathvira - ÜBSEF- Sammlern, Seelen-Kerkern, wie auch immer man sie nennen will eingeschlossen werden kann, schwächt das die Frequenz-Monarchie.
Das Hauptziel der Alliierten sind die Hibernationswelten, jene verborgenen Planeten mit den Gen-Depots des Feindes. Dorthin kehrt das Vamu jedes gestorbenen Vatrox zurück, um in einem geklonten Körper wiedergeboren zu werden.
Noch siebeneinhalb Standardstunden bis zum Zeitpunkt null...
1.
Offener Sternhaufen Bengar
25. April 1463 NGZ, 4.33 Uhr
Der Weltraum kam nicht zur Ruhe. In einer wahren Kettenreaktion brach die Schwärze immer wieder von Neuem auf und wurde zur brodelnden energetischen Hölle ...
Sekundenlang zeigte die Hyperortung der JIYGURJIL fliehende Kugelraumer der Tefroder und mehrere Maahk-Walzen in größerer Nähe. Die
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