Demon Lover

furchtbar», murmelte sie. «Gerald war immer so vernünftig, hat sich immer bemüht, Daddy alles recht zu machen.»
    «Niemand kann vorhersagen, wann die menschliche Persönlichkeit instabil wird und zerbricht.»
    Kendra schauderte. «Ja», sagte sie. «Das ist wohl so.»
    Somerville tippte auf Geralds Krankenakte und räusperte sich. «Ich wollte mit Ihnen über Elektroschockbehandlung sprechen.»
    Kendra hob überrascht die Brauen. «Ist das Ihr Ernst?»
    «Das ist nicht so brutal, wie manche Leute glauben», beeilte sich der Psychiater zu versichern.
    Kendra überlegte einen Moment und nickte. «Vielleicht wäre das ja die Methode der Wahl», sagte sie. «Sie haben meine Einwilligung, alles Notwendige zu tun, um Gerald wieder auf die Beine zu bringen.» Sie warf ihrem Bruder einen liebevollen Blick zu. «Schließlich hat er mir sehr geholfen, und dafür würde ich mich gern erkenntlich zeigen.»
    In ihrem Hinterkopf schwang jemand eine spitzzackige Forke. Und zwar gleich am besten zehnfach.
    Somerville machte sich noch ein paar Notizen. «Gut. Ich werde das gleich in die Wege leiten.»
    In diesem Moment kam ein groß gewachsener Mann ins Zimmer. Er trug eine graue Freizeithose und ein weißes Hemd, dessen oberster Knopf geöffnet war. Das lange blonde Haar hatte er sich lässig zu einem Pferdeschwanz gebunden. Er hatte einen sexy Dreitagebart, war leicht gebräunt und trug eine Designersonnenbrille.
    Er legte Kendra den Arm um die Taille und küsste sie auf die Wange. «Ist alles in Ordnung, Schatz?»
    Gerald reagierte auf den Neuankömmling. Er zog heftig an den Fesseln und versuchte sich loszureißen. Sein Gesicht war angstvoll verzerrt, sein Mund stand offen.
    «Dämon!», kreischte er aus vollem Halse. Sein unbeherrschter Ausbruch traf die Anwesenden wie ein Faustschlag in den Magen. Er stieß gellende Schreie aus.
    Somerville drückte rasch die Ruftaste. Kurz darauf kam ein Krankenpfleger mit einer Spritze herbeigeeilt. Er verabreichte Gerald umgehend eine Injektion.
    Kreischend und an den Fesseln reißend, sank Gerald langsam wieder aufs Bett zurück. «Das Miststück ist von ihm besessen», murmelte er, dann entspannte er sich. Gnädige Bewusstlosigkeit umfing seinen Geist. Ein matter Seufzer kam über seine erschlafften Lippen.
    Kendra war unter seinen Anschuldigungen zusammengezuckt. Gerald hatte offenbar nichts vergessen, sondern erinnerte sich genau an das, was vorgefallen war. Sie spürte, wie sich seine Emotionen entwirrten, was bei ihr ein mulmiges Gefühl auslöste.
    Somerville rieb sich verwundert das Kinn. «Das ist wirklich schockierend», meinte der verdutzte Psychiater. «So hat er sich noch nie verhalten. Das ist seine erste Reaktion seit Wochen.»
    Sich des Mannes an ihrer Seite nur allzu deutlich bewusst, legte Kendra ihrem Verlobten die Hand auf die Brust. Unter ihrer Handfläche spürte sie seinen festen, warmen Körper. Sein Duft drang ihr in die Nase. Bei dem Gedanken an die sexuelle Ekstase, die sie vor einer Stunde erlebt hatten, stieg Hitze in ihre Wangen.
    «Ich weiß nicht, was in meinen Bruder gefahren ist.» Sie hob einen Mundwinkel an. «Er ist Remi noch nie begegnet.»
    Sie sah zu ihm auf. Remi war durch und durch ein Mensch. Und er gehörte ihr …
    Ihr Herzschlag beschleunigte sich. Ihre Nerven vibrierten vor Freude. Sie hatte den denkbar höchsten Preis dafür bezahlt. Und jetzt, da er ihr gehörte, war sie entschlossen, ihn für sich zu behalten.
    Jetzt und in alle Ewigkeit.

Über dieses Buch
    Ein Dämon in meinem Bett.
     
    In der Familienbibliothek entdeckt Kendra ein uraltes Buch. Es ist eine wertvolle Ausgabe des «Delomelanicon»; angeblich hat
     Luzifer selbst es verfasst. Sie spürt, dass magische Kräfte von diesem Werk ausgehen. Kräfte, die sie in ihren Bann ziehen,
     sie verführen wollen. Und als der Dämon Remi dem Buch entsteigt, kann Kendra nicht widerstehen: Sie muss sich ihm hingeben.
     Mit Leib und Seele. Mit Haut und Haar. Mit all ihren heimlichen Gelüsten und Leidenschaften. Zwischen Kendra und Remi entwickelt
     sich eine Passion, die nicht von dieser Welt ist …

Impressum
    Die Originalausgabe erschien 2009 unter dem Titel «Possession» bei Aphrodisia Books/Kensington Publishing Corp., New York.
     
    Rowohlt Digitalbuch, veröffentlicht im Rowohlt Verlag, Reinbek bei Hamburg, August 2011
    Copyright © 2011 by Rowohlt Verlag GmbH, Reinbek bei Hamburg
    «Possession» Copyright © 2009 by Devyn Quinn
    Redaktion Gabi Liebner
    Dieses Werk ist