Demon Lover
sie ihn retten. Sie musste nur mit aller Kraft um ihn kämpfen.
Ein Schluchzen kam aus ihrer Kehle. So töricht es auch war, sie hatte sich in ihn verliebt.
Ich werde meine Seele opfern, um ihn zu behalten.
Kendra schloss die Finger um den Griff des Dolchs. Ihr Gesicht verzerrte sich, als sie die Klinge herauszog. Sie richtete den Dolch gegen sich selbst. An der silbrigen Klinge klebte Remis Blut. Bald würden sie wieder vereint sein.
Sie holte tief Luft und schloss die Augen. Ihre Nerven waren zum Zerreißen gespannt. Oh, hoffentlich täuschte sie sich nicht.
«Lass uns einen Deal machen …»
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Epilog
Kendra Carter schritt durch einen langen weißen Korridor. Sie trug ein modisches, elegantes Kostüm von Donatella Versace, und ihre Absätze klackerten laut auf dem weißen Linoleum. Sie hatte einen Blumenstrauß dabei, ein hübsches Frühlingsbouquet.
Sie öffnete die Tür. Bett, Kommode und ein Tisch mit zwei Stühlen waren so arrangiert, dass das Zimmer geräumiger wirkte, als es tatsächlich war. An den eierschalenfarbenen Raufasertapeten hingen teure Reproduktionen klassischer Gemälde. Das Zimmer wirkte sauber und aufgeräumt.
Jeder Einrichtungsgegenstand hatte seine Funktion und trug die Spuren der früheren Bewohner. Der Raum mit dem angrenzenden Bad sah nicht anders aus als die Räumlichkeiten eines beliebigen billigen Hotels – abgesehen davon, dass das einzige Fenster vergittert und mit einem Drahtnetz gesichert war, damit der Zimmerbewohner sich nicht heimlich aus dem Staub machen konnte.
Denn dies war kein Hotel, sondern ein Krankenhaus – das Spring Grove Hospital Center in Philadelphia, um genau zu sein. Wer es betrat, kam ohne die Entlassungsbescheinigung eines Arztes nicht mehr heraus.
Kendra nahm die verwelkten Blumen aus einer Vase. Sie stellte den frischen Strauß hinein und arrangierte die purpurroten, weißen und gelben Blüten. Dabei schob sich der Ärmel ihrer Kostümjacke hoch und entblößte ihr Handgelenk.
Stirnrunzelnd zog Kendra den Ärmel wieder herunter und verdeckte die hässliche Narbe.
Die sollte besser mal unsichtbar bleiben
, dachte sie.
Zufrieden wandte sie sich dem Bewohner des Zimmers zu. «Wie geht es dir heute, mein Lieber?»
Gerald Carter lag im Bett. Er war an Händen und Füßen gefesselt, sein Blick ging ins Leere. Seit seiner Einlieferung schien er um zehn Jahre gealtert. Das Gesicht war von Narben entstellt. Der Blick war trüb und glasig. Sein ehemals goldblondes Haar war weiß geworden. Greisenhaft weiß. All sein gutes Aussehen und seine Jugend hatten sich brutal verflüchtigt.
Kendra schüttelte den Kopf. «Wie traurig», murmelte sie. In der ganzen Zeit im Krankenhaus hatte er sich kein einziges Mal bewegt und reagierte nicht auf Ansprache.
Die Tür wurde geöffnet. Ein Mann in weißem Arztkittel kam ins Zimmer. Er nahm die Krankenakte vom Fußende des Betts und blätterte darin. Seinem Stirnrunzeln nach zu schließen, war er nicht zufrieden mit dem, was er darin las.
Kendra holte tief Luft. «Gibt es schon eine Veränderung, Dr. Somerville?»
Der Psychiater schüttelte den Kopf. «Leider nicht. Das ist einer der schlimmsten Fälle von katatonischer Schizophrenie, die mir je untergekommen sind.»
Kendra ließ sich ihre Erschütterung nicht anmerken. «Besteht Hoffnung auf Besserung seines Zustands?»
Somerville machte sich ein paar Notizen. «Zum gegenwärtigen Zeitpunkt lässt sich das unmöglich sagen. Ihr Bruder ist seit zwei Monaten hier, und sein Zustand hat sich kein bisschen verändert. Er reagiert weder auf Medikamente noch auf sonstige Therapieversuche.»
Kendra schüttelte mitfühlend den Kopf. «Gerald wurde in der Nacht wahnsinnig, als Jocelyn ihm androhte, ihn zu verlassen. Er hat gesagt, er werde sie eher umbringen, als sie gehen zu lassen.» Sie schlug die Hand vor den Mund und unterdrückte ein Schluchzen. «Ach, es war schrecklich, einfach grauenhaft.» Die Erinnerungen an den Abend wurden in ihr wach, die Bilder trafen sie mit der Wucht einer Explosion. An manchen Tagen spürte sie noch immer die Macht des Dämons in ihren Adern pulsieren.
Somerville schüttelte betrübt den Kopf. «Ich fürchte, er wird sich niemals wegen Mordes vor Gericht verantworten können. Selbst wenn er wieder zu sich kommen sollte, dürfte er kaum aus der Psychiatrie herauskommen. Vermutlich bleibt er für den Rest seines Lebens ein Pflegefall.»
Kendra ließ die Hand sinken. Sie lächelte schwach. «Das ist ja
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