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Den du nicht siehst

Den du nicht siehst

Titel: Den du nicht siehst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mari Jungstedt
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an einem Strand in Fröjel gefunden, an der Westküste.«
    »Wie sicher ist das?«, fragte Johan und spürte, wie sein Puls sich beschleunigte.
    »Absolut sicher.«
    »Was weißt du sonst noch?«
    »Sie stammt von Gotland, ist aber schon vor langer Zeit aufs Festland gezogen. Nach Stockholm. Sie wollte mit ihrem Lebensgefährten ein paar Tage auf der Insel verbringen. Er wird gerade vernommen.«
    »Wie wurde sie gefunden?«
    »Von irgendeinem Typen, der gerade vorbeikam. Einem alten Kerl, den sie ins Krankenhaus gebracht haben. Er steht sicher unter Schock. Das kannst du ja alles überprüfen.«
    »Vielen Dank. Ich bin dir wirklich ein paar Bier schuldig«, sagte Johan, beendete das Gespräch und sprang auf.
    In der Redaktion brach fieberhafte Aktivität aus. Johan erzählte Grenfors, was er erfahren hatte, und der beschloss sofort, Johan und einen Kameramann mit der nächsten Maschine nach Gotland zu schicken. Den Bericht über den Streik in Österåker musste jemand anders zusammenbauen. Jetzt galt es, sich um den neuen Fall zu kümmern und schneller als alle anderen zu sein.
    Eigentlich hätte Max Grenfors den Chef vom Dienst in der Zentrale, der den Überblick über alle Nachrichtenredaktionen des Senders hatte, informieren müssen, aber das konnte warten. Einen kleinen Vorsprung kann ich uns schließlich gönnen, dachte er, während er Instruktionen erteilte. Die Sendefolge der Beiträge musste geändert werden – wen interessierten denn jetzt noch die Finanzprobleme des Universitätskrankenhauses? Johan sollte all seine Informationen an eine Kollegin weitergeben, die daraus auf die Schnelle eine Meldung zusammen basteln würde. Außerdem musste sie ein Telefoninterview mit dem Wachhabenden der Polizei in Visby vorbereiten, der ihnen den Mord bestätigen sollte.
     
    Bereits nach wenigen Minuten drängten sich alle Redakteure der großen landesweiten Nachrichtensendungen in der Redaktion der Regionalnachrichten.
    »Warum schickt ihr einen Reporter nach Gotland? Ist dieser Mord so Aufsehen erregend?«, wollte der Chef vom Dienst der Nachrichtenzentrale wissen.
    Er hatte, wie alle anderen, nur das TT-Telegramm gelesen, aber bereits gehört, dass die Regionalnachrichten zwei Leute nach Gotland schicken wollten. Vier Augenpaare starrten Grenfors fragend an, der schließlich ein Einsehen hatte und seine Informationen preisgab.
    Da an diesem Tag in der Welt sonst wenig los war, reagierten die Redakteure elektrisiert. Endlich eine Nachricht, die die Sendungen retten konnte! Da es sich um keinen gewöhnlichen Mord handelte, redeten alle aufgeregt durcheinander. Der Chef vom Dienst beschloss nach heftiger Diskussion, dass es ausreichte, einen Reporter nach Gotland zu schicken.
    Sie kamen überein, dass ihr Vertrauen zu Johan Berg bis auf weiteres groß genug sei, um ihm die Story zu überlassen.
    Johan sollte Peter Bylund mitnehmen, den Kameramann, mit dem er am liebsten zusammenarbeitete. Ihr Flug nach Visby ging um 20 Uhr 15.
     
    Als er mit dem Taxi nach Hause fuhr, spürte Johan die vertraute Erregung darüber, sich im Mittelpunkt der Ereignisse zu befinden. Der brutale Mord an einer Frau und sein Entsetzen über diese Tat traten in den Hintergrund vor dem Drang, alles herauszufinden und darüber zu berichten. Seltsam, wie man reagiert, dachte er, als der Wagen über die Västerbro fuhr. Er konnte über den Riddarfjärd auf Stadthaus und Altstadt blicken. Man verdrängt alle normalen menschlichen Gefühle, nur der Beruf spielt eine Rolle.
    Er dachte zurück an die Nacht, in der die Fähre Estonia gesunken war. Im September 1994. An den Tagen nach dieser entsetzlichen Katastrophe, die über achthundert Menschen das Leben gekostet hatte, war er zwischen den Angehörigen im Hafenterminal in Värtan, den Angestellten der Reederei Estline, den überlebenden Fahrgästen, den Politikern und den Kriseninterventionsteams hin und her gejagt. Er war nur zum Schlafen nach Hause gegangen, um kurz darauf wieder zum Job zurückzuhetzen. Wenn er mitten in einer Sache steckte, nahm er alles in sich auf, was ihm erzählt wurde, behielt aber dennoch Distanz. Die emotionale Reaktion stellte sich erst viel später ein. Als die ersten geborgenen Leichen in Schweden eintrafen, waren sie in einer Prozession vom Flughafen Arlanda zur Riddarholmskirche in der Altstadt gebracht worden. Dort fand eine Andacht statt, ehe die Toten ihren Angehörigen überlassen wurden. Johan verfolgte die Direktübertragung zu Hause, hörte die tiefe, ernste

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