Den Finger am Abzug
schwerfällig.
Der Dä mon will gefüttert werden und sein Hunger ist groß.
Kupres
Der Sommer ist endgü ltig angekommen und der Schweiß fließt in Strömen. Wir marschieren über offenes Gelände und das Gras reicht bis auf Kniehöhe. Eigentlich können wir zufrieden sein. Wir – ein Zug von rund fünfzig Mann unter der Führung eines kroatischen Narednik, eines Feldwebels, den alle nur Dimi nennen – befinden uns bereits seit über einer Woche permanent im Feld. Bis auf einige weniger Gefechte und einem Granatenangriff war es bis jetzt ein gemütlicher Spaziergang. Außerdem gab es keine Verluste, wenn man davon absieht, dass ein Kroate doof genug war, sich von einer Hornisse stechen zu lassen und sich zwei Tage lang beim Sanitäter ausheulte.
Mir wurde gesagt, dass es sich bei diesem Einsatz um eine wichtige Aufklärungsmission handelt und ich einen Sold von 10.000 Dollar pro Woche erhalte. Mehr Informationen brauchte ich nicht, die Zahl vor dem Wort „Dollar“ hatte mich überzeugt.
Wir sind insgesamt zwö lf Söldner, die man für diese Mission rekrutierte und nach langer Zeit sind weder Joe, der ewig witzige Kärntner, noch der deutsche Scharfschütze Frank mit dabei. Beide sind mit einer ganzen Kompanie in Richtung Westen verlegt worden, während ich mich nun auf bosnischem Gebiet nach Süden bewege. Dieser Einsatz scheint von Bedeutung zu sein, denn wir wurden bereits zwei Mal von einem Hubschrauber mit Nachschub versorgt. Das Essen schmeckt nicht mal schlecht und die kroatischen Soldaten sind allesamt gut ausgebildet.
Nachdem ich mich zu dieser Mission gemeldet hatte, brachte man mich am nächsten Morgen – zusammen mit drei anderen Söldnern aus Deutschland – mit einem LKW zu unserer neuen Einheit. Das Fahrzeug machte in einer Kaserne Halt. Dimi, der Narednik, ließ den Zug unmittelbar nach unserer Ankunft antreten und bald danach saß ich an diesem Tag bereits zum zweiten Mal auf einem LKW. Am Rand eines Feldes wurden wir abgesetzt. Rechts von uns konnte man einen kleinen Wald sehen. Links, etwas weiter entfernt, war so etwas wie ein Dorf. Vor uns lag eine gewaltige Grünfläche und das alles wurde von weit entfernten Bergen eingerahmt.
Dimi, der Kommandant, begann mit einer Ansprache, und obwohl es kroatisch war, kon nte ich einiges davon verstehen. Wichtige Informationen wiederholte er ohnehin auf Englisch. Söldner brauchen nicht zuviel wissen, man wirft ihnen ein paar Brocken hin und den Rest werden sie ohnehin schon selbst sehen.
Es sollte auf bosnisches Gebiet gehe n und unsere Aufgabe ist es, während unseres Vormarsches feindliche Nester auszuschalten und einen strategisch wichtigen Punkt in der Nähe von Kupres zu besetzen. Ich erinnere mich daran, wie mich Ivan kurz ansah und dabei die Augen verdrehte.
Die Ü bersetzung von „einen strategisch wichtigen Punkt besetzen“ lautet: „Schwere Kämpfe um jeden Zentimeter Raumgewinn.“ Na, das kann ja noch heiter werden , dachte ich mir in diesem Moment.
Drei Widerstandsnester mussten wir bis jetzt ausheben. Zwei davon waren paramilitärische Einheiten, einfache Abschüsse. Der dritte Fall war etwas heikler, denn hier galt es, einen feindlichen Panzer unschädlich zu machen. Da unsere Vorhut ganze Arbeit leistete, konnten ihn zwei Panzerfäuste zum Kochen bringen, bevor auf der anderen Seite überhaupt jemand ahnen konnte, dass wir bereits vor ihrer Haustüre stehen. Unser Gegner bestand aus einer Gruppe von ungefähr zwanzig Serben und unser Kommandant schickte die Söldner voraus, um die Drecksarbeit zu erledigen.
Sofort erö ffneten wir das Feuer.
Drei Serben standen zu nahe an dem Kettenfahrzeug und wä lzten sich brennend am Boden. Wir teilten uns auf und, während vier der Söldner den Feind mit kurzen Feuerstößen beschäftigte, schlich sich die andere Vierergruppe, in der ich mitmischte, näher heran. Schnell wurden weitere Serben, die zu überrascht waren, um schnell genug in Deckung zu gehen, ausgeschaltet. Einen kritischen Moment erlebten wir, als der Feind wild um sich schoss und dabei in unsere Richtung zielte. Die Projektile zischten nur wenige Zentimeter über unseren Köpfen hinweg. Es gehört einfach Glück dazu, hier nichts abzufangen.
In der Zwischenzeit robbten wir an unsere vorher abgesprochenen Positionen und jeder von uns bearbeitete seinen zugewiesenen Korridor. Dabei handelt es sich um einen Ziel-Bereich, für den jeder Schütze verantwortlich ist. Es macht wenig Sinn, wenn
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