Den Jakobsweg erfahren - Drei Freunde mit dem Fahrrad von Lingen-Biene nach Santiago de Compostella (German Edition)
aufbrechen, müssen wir erst wieder Schläuche flicken. Anschließend geht es für uns auch weiter.
Der Weg führt zunächst durch den Wald und dann entlang der Nationalstraße bergab. In Hospital nehmen wir unser Frühstück in einer Gaststätte ein. Die Spanier hatten wohl zufällig die gleiche Idee, sind aber damit gerade fertig und rücken ab. Das Lokal wird von einer Frau und wahrscheinlich ihrem Vater allein betrieben. Die Eingangstür schließt nicht zuverlässig. Es herrscht reger Andrang. Immer, wenn jemand rausgeht oder reinkommt, bleibt die Tür offen. Mehrere Male stehen wir auf und schließen sie. Wir genießen die Wärme hier. Immer, wenn die Tür offensteht, kriecht die Kälte in den Raum. Wir gönnen uns noch einen weiteren Kaffee, bevor es weiter geht.
Als wir gerade nach einer mächtigen Steigung vom Originalweg, der jetzt entlang der Nationalstraße verläuft, schieben, treffen wir die Spanier erneut. Sie fahren lieber die Nationalstraße und wir wollen lieber den wirklichen Jakobsweg fahren. In den Gesichtern der Spanier kann man es, wenn man genau hinsieht, lesen: „Die Deutschen sind verrückt!“ Sie könnten Recht haben, denn er ist erstens deutlich kürzer, hat aber teilweise so heftige Steigungen, dass selbst der kleinste Gang zu groß ist. Zusätzlich erschweren Geröll und Felsbrocken das Vorankommen. Wir machen einige Fotos von - und miteinander, verabreden zusammen in Triacastella ein Bier zu trinken und dann geht es weiter.
Der Weg dahin ist sehr anstrengend. Die Spanier haben wir überholt und kommen so vor ihnen am vereinbarten Ort an. Da gibt es mehrere Kneipen. Weil sie ja entlang der Nationalstraße fahren setzen wir uns in eine, die direkt an der Hauptstraße liegt. Hier müssen sie vorbeikommen. Wir trinken 2 halbe Mahou und essen einen vorzüglichen Pfannkuchen. Von den Spaniern ist aber immer noch nichts zu sehen. Darum fahre ich einmal durch den Ort und klappere alle Gaststätten ab. Leider vergeblich. An einem Kiosk treffe ich das italienische Radpilgerpärchen, die in Astorga (Geistergestalt im Schlafraum) mit uns im Schlafraum untergebracht waren. Wir freuen uns über das Wiedersehen und halten Smalltalk. Sie wollen auch nach Samos. Da ist ein Kloster die Herberge. Es soll dort sehr schön sein. Da wir auch da hin wollen, werden wir uns dort wieder treffen. Die drei Spanier haben sie auch nicht gesehen. So verabschiede ich mich und fahre zurück zu Timo und Siggi. Wir nehmen noch ein großes Mahou. Dann müssen wir aber weiter. Sonst klappt es mit dem Radfahren nicht mehr.
Wir folgen den Pfeilen. Bei einer weiteren Pause gibt es noch ein großes Mahou an einer Kneipe in einem Kuhdorf, wo gerade Almauftrieb ist. Rindviecher werden unmittelbar neben uns auf der Straße in Richtung Weide getrieben. Leichtes Unwohlsein (Angst) macht sich bei uns breit.
Als die Kühe durchgetrieben sind, kommen auch immer mal wieder Pilger an uns vorbei. Ein englisches Pärchen, er offensichtlich indische Vorfahren, klein, lockige dunkle Haare, sie größer als er, blonde kurze Haare, etwas kräftiger gebaut als er, setzen sich an den Nebentisch. Sie zieht sich ihre Wanderschuhe aus und schlüpft in ihre Badelatschen. Wir kommen ins Gespräch als er sieht, dass ich mit dem Handy herumfummele. Er hat auch eines der gleichen Marke. Mit dem Android Betriebssystem. Wieder einmal alles auf englisch, so muss ich den Pilgerbrüdern ab und zu kurz übersetzen.
Ich erkläre dem Engländer, dass ich die Navigation mit dem Handy mache. Das interessiert ihn mächtig, er setzt sich zu uns. Die Frau ist leicht genervt und zieht die Augenbrauen hoch: „Männer!“ Als er von mir hört, dass das Navigationsapp nichts und die Karten auch nichts kosten, ist er platt.
Dann kommt das Gespräch auf das heutige Tagesziel. Ich erzähle ihm von dem Kloster Samos. Das löst bei ihm Erstaunen hervor. Er holt seinen Pilgerführer, ein kleines Taschenbuch, und zeigt uns auf der Karte, wo wir gerade sind. An einer Gabelung hinter Triacastella hätte es irgendwo links abgehen sollen. Wir sind den Pfeilen gefolgt und haben die nördliche Route nach Sarria und nicht die südliche über Samos nach Sarria erwischt. Der Engländer meint mit einem Lächeln, ob es daran liegen könnte, dass wir zu viel Pints (Biere) genommen haben. Ich versuche abzuwiegeln, das sei unser erstes, zumindest hier, erzähle ich und wir lachen beide. Das will erst wieder übersetzt werden.
Einem anderen Pilger, der allerdings unsere Route
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