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Den letzten beißt das Schwein

Den letzten beißt das Schwein

Titel: Den letzten beißt das Schwein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Springenberg/Michael Bresser
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—«
    »Keine Sentimentalitäten«, winkte Väter ab, während Mutter wie ein Schlosshund heulte. »Die Ärzte geben mir sechs Monate, maximal. Noch geht es mir gut, aber das wird sich bald ändern. Innerhalb weniger Wochen werde ich zum Skelett abmagern. Durch die Chemo werden meine Haare ausfallen. Das wird nicht lustig für deinen Vater.«
    »Was soll ich dazu sagen? Ich bin sehr —« Auch diesen Satz brachte ich nicht zu Ende.
    »Musst du nicht. That’s life. Aber wenn einem der Sensenmann ins Gesicht lacht, denkt man über sein Leben nach, und ich möchte vor meinem Abgang alles in Ordnung bringen. Letztendlich seid ihr beiden die einzigen Menschen, an denen mir etwas liegt.«
    Das hatte er bisher aber gut verborgen.
    »Machen wir’s kurz: Du, Dieter, wirst ein erkleckliches Sümmchen erben.« Er machte eine Kunstpause. War schon immer ein Fan theatralischer Auftritte gewesen. »Eine Million Euro.«
    Boing, mir wurde ganz schummrig. Ich sah mich in Geld baden und dicke Feten schmeißen, doch dann musste ich an meinen Vater denken, was die geplante Fete zu einer Trauerveranstaltung mutieren ließ.
    »Ich fühle mich geehrt und —«
    »Stopp, nicht so voreilig. Eben habe ich einen Einblick in deinen Lebenswandel bekommen. Was ich gesehen habe, gefällt mir überhaupt nicht. Deswegen sind einige Bedingungen an das Erbe geknüpft.«
    Der berühmt-berüchtigte Haken, na klar.
    »Schluss mit dem Lotterleben. Als Erstes verlange ich einen gesunden Lebensstil. Mit dem Rauchen ist ab sofort Schluss, und du treibst mindestens dreimal die Woche Sport.«
    Ein Einschnitt in die freie Entfaltung meiner Persönlichkeit. Ich hasste ihn dafür. Aber für eine Million?
    »In Ordnung«, quetschte ich zwischen den Zähnen hervor.
    »Zum Zweiten erwarte ich, dass du eine feste Beziehung eingehst und dich innerhalb des nächsten halben Jahres verlobst.«
    Ziemlich ambitioniert, aber irgendwas würde mir schon einfallen. Für eine Million.
    »Okay.«
    »Und last but not least: Detektiv, oder wie du dich schimpfst, ist kein Beruf für einen Nannen. Wir sind Manager, Juristen, oder wenn es dafür nicht langt, zumindest Arzt. Du suchst dir sofort eine adäquate Stelle.«
    »Ausgeschlossen. Du kannst mir nicht vorschreiben, was ich zu tun habe. Ich liebe meinen Beruf!« Nun geriet mein Blut doch in Wallung.
    »Das kann ich nicht, du hast recht. Ich kann aber entscheiden, was ich mit der Million mache. Also: Gesundheit, Frau und vernünftiger Job, sonst siehst du keinen Cent. Und damit du uns nicht an der Nase herumführst, wird Isolde bei dir einziehen. Drei Monate lang.«
    Ich verfluchte ihn innerlich, denn das war schlimmer als alle drei Bedingungen zusammen. Er musste mich wirklich hassen.
    »Ich bin mir sicher, dass Mama Besseres zu tun hat, als auf mich aufzupassen.«
    »Hat sie nicht. Sie bekommt nämlich ihren Teil vom Erbe nur, wenn sie hier wohnt und deine Fortschritte kontrolliert. Solltest du scheitern, was ich nicht hoffe, fällt ihr dein Anteil zu. Sie bekommt dann zwei Milliönchen.«
    Da hatte er sich was Schönes ausgedacht. Meine eigene Mutter sollte mich ausspionieren wie eine Stasimitarbeiterin.
    »Bist du schon auf die Idee gekommen, dass Mom durchaus ein Interesse daran haben könnte, mich scheitern zu lassen? Wenn sie dir irgendeinen Bockmist erzählt, kann ich —«
    »Hältst du mich für so dumm?«, wurde ich vom Senior unterbrochen. »Sie muss natürlich Beweise liefern.«
    »Wir werden uns schon verstehen, Jungchen.« Isolde tätschelte meinen Kopf. »Wir haben nun genug Zeit, Versäumtes nachzuholen und unserer Mutter-Kind-Liebe wieder Nahrung zu geben. Ich freue mich so auf unser Zusammenleben, das kannst du dir nicht vorstellen.«
    Mir schossen tausend Gedanken durch den Kopf. Sollte ich das Angebot annehmen, stand mir eine schwere Zeit bevor. Andererseits musste ich für eine Million Taler ziemlich lange durch Schlüssellöcher spannen oder Blaumacher verfolgen. Was sollte es? Schließlich hatte ich schon schwierigere Krisen gemeistert.
    »Wenn es dein Wunsch ist, Papa, akzeptiere ich.«
    »Ich wusste, dass ein echter Nannen immer auf den Pfad der Tugend zurückkehrt. Das wird mir meinen Leidensweg erleichtern. So, mein Flieger hebt in exakt acht Stunden ab. Bis dahin machen wir es deiner Mutter hier richtig gemütlich.«
    Er fischte das Handy aus seiner Jackettasche, tätigte einen Anruf, und eine Zigarettenlänge später rollte ein Lieferwagen auf den Hof. Es war alles von langer Hand geplant gewesen:

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