Den Toten dienen
habe nicht ernsthaft erwartet, dass Sie so dumm sind, sich von meinen Wachen aus dem Weg räumen zu lassen«, sprach er weiter. »Aber den Versuch war es wert. Danke, dass Sie ihn ganz gelassen haben, übrigens.«
»Ich wollte kein Aufsehen erregen.«
»Auch dafür bedanke ich mich. Du kannst gehen, Benson.«
Der Leibwächter verließ das Zimmer - Crow war nicht so dumm zu glauben, dass er weiter als bis hinter die Tür ging -, und Suworow deutete zur Couch. »Aber bitte, setzen Sie sich doch.«
Crow nahm Platz. »Danke.«
»Gern geschehen. Und was führt Sie in den Garten der irdischen Genüsse?«
»Ich möchte Ihnen ein Geschäft vorschlagen.«
Suworows Miene deutete Interesse an. »Tatsächlich?«
»Ja. Ich brauche jemanden, der an allen terrani-schen Raumhäfen auf Neuankömmlinge aus einer bestimmten Richtung achtet, und zwar diskret. Die Meldungen sollten mich direkt erreichen, unter Umgehung offizieller Kanäle.«
Suworow machte sich nicht die Mühe zu leugnen, dass er das einrichten konnte. »Sie haben nicht genug Druckmittel...«
»Genug Beweise.«
»Von mir aus. Beweise. Sie haben nicht genug Beweise, um mich zu irgendetwas zu zwingen.«
»Da haben Sie Recht«, gestand Crow. »Die besitze ich nicht, sonst hätten ich Sie schon vor Jahren vor Gericht gebracht. Deshalb biete ich Ihnen Bezahlung für geleistete Arbeit.«
»Ah. Das ist etwas anderes.« Suworow räkelte sich in seinem Sessel. »In diesem Fall, Paladin Crow, können wir ins Geschäft kommen.«
Landungsschiff Fenrir, Saffel-System Präfektur III, Republik der Sphäre
Februar 3134
Ian Murchison, ehemals Northwind und ehemals MedTech auf Bohrplattform 47 von Balfour-Douglas Petrochemicals, jetzt Leibeigener von Galaxiscommander Anastasia Kerensky von den Stahlwölfen, war damit beschäftigt, die Schachteln Latexhandschuhe im Vorratsschrank der Krankenstation zu zählen.
Er notierte sich die Anz ahl auf seinem Comp-block. Die Arbeit entspannte ihn und bot eine willkommene Ablenkung von den zahlreichen Veränderungen in seinem Leben, seit die Stahlwölfe Balfour-Douglas 47 als ihre Operationsbasis auf Northwind übernommen hatten.
Murchisons besonderer Status an Bord der Fenrir
- er war mehr als ein Gefangener, aber weniger als ein Passagier oder ein Mitglied der Schiffsbesatzung, die volles Vertrauen genossen - ließ ihn den größten Teil seiner Zeit auf der Krankenstation des Schiffes verbringen. Seine Unterkunft lag ganz in der Nähe. Er war bei den Techs und Hilfseinheiten der Wölfe einquartiert, nicht bei den Kriegern, was vermutlich verhindern sollte, dass er sich Illusionen über seine Bedeutung hingab.
Ihn störte das nicht. Die Wolfsclanner, die die tatsächliche Arbeit erledigten, die notwendig war, um das Landungsschiff in Betrieb zu halten, die Komm-und Sensoranlagen zu warten und seine Besatzung und Passagiere gesund zu halten, erschienen ihm weit weniger fremd als die Krieger. Sie alle waren verrückt, davon war er überzeugt. Angefangen bei Anastasia Kerensky bis hinunter zum Letzten.
Die Krankenstation der Fenrir hingegen ähnelte auf tröstliche Weise allen anderen Krankenrevieren in der Republik der Sphäre. Die Stahlwölfe kauften sogar ihren medizinischen Bedarf aus denselben Katalogen. Murchison hielt sich beschäftigt, indem er Inventur machte und Bedarfslisten aufstellte. Auf Northwind waren die Vorräte des Schiffes spürbar reduziert worden. Der Sieg der Wölfe war alles andere als unblutig gewesen, dachte er mit bitterem Stolz, den er sich aber nicht anmerken ließ. Die Fenrir würde schon bald eine komplette Neuausstattung benötigen, falls die Stahlwölfe tatsächlich planten, auf Terra in den Kampf zu ziehen.
Murchison fingerte an der Kordel, die um sein Handgelenk lag. Ursprünglich waren es zwei Bänder gewesen, doch Anastasia Kerensky hatte Wort gehalten. Sie hatte ihn damit beauftragt, Jacob Bannsons Spion bei den Stahlwölfen zu finden, und nachdem dies erledigt war, hatte sie das erste Band zerschnitten und ihn mit einem Schlag vom Leibeigenen zum beinahe adoptierten Wolfsclanner gemacht.
Die Kehle des Verräters hatte sie ebenso durchge-schnitten, und ohne Zweifel blühte Murchison dasselbe Schicksal, sollte er jemals etwas tun, was sie als Verrat betrachtete.
Manchmal beunruhigte ihn, dass ihm das Schicksal Terras nicht sonderlich naheging. Seine Bindung an die Heimatwelt der Menschheit war schwach und eher abstrakt. Er war noch nie auf Terra gewesen und kannte auch niemanden, der sich je
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