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Den Toten dienen

Den Toten dienen

Titel: Den Toten dienen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Delrio
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lauschten mit einem Ohr auf den Befehl, an Bord zu gehen.
    Hinter dem Raumhafen ragte die Skyline von Tara, durch die Folgen der Schlacht verwüstet, in den
    Himmel. Was die tagelangen Häuserkämpfe nicht zerstören konnten, hatten die Stahlwölfe auf Anastasia Kerenskys Befehl hin in Trümmer gelegt, bevor sie sich nach Terra eingeschifft hatten. Die meisten der berühmten Gebäudewahrzeichen der Stadt waren gesprengt worden. Nur der gelbliche Dunst des bei ihrem Einsturz aufgewirbelten Staubs hing noch immer über der Stadt. Die Hafengebäude -die Hangars und Parkbuchten und die riesige Kuppel der Abflughalle - existierten ebenfalls nicht mehr. Sie waren schon am ersten Tag der Schlacht zerstört worden.
    Lexa Mclntosh - klein, hager und dunkel - betrachtete die Verwüstung mit hasserfülltem Blick. »Eine verdammte Schande«, bemerkte sie nachdenklich, »dass Anastasia Kerensky nicht bei der Panzerkolonne war.«
    Big Jock Gordon nickte. »Aye.«
    »Von mir wirst du keinen Widerspruch hören«, stimmte Will zu.
    Lexa musste nicht erklären, welche Panzerkolonne sie meinte. Sie waren alle drei beteiligt gewesen, als die Northwind Highlanders auf Countess Tara Campbells Befehl hin Castle Northwind gesprengt und einen Berghang über der einzigen Straße aus dem abgelegenen Gebirgstal zum Einsturz gebracht hatten.
    Die Stahlwolf-Panzerkolonne, die ausgerückt war, um die Burg einzunehmen, hatte in der Falle gesessen. Die Clanner hatten hart gekämpft, aber gegen die im Tal auf sie wartenden Highlanders hatten sie sich nicht durchsetzen können.
    Das Schicksal der Panzer hatte weder Northwind vor den Stahlwölfen gerettet, noch seine Hauptstadt Tara vor der Verwüstung, aber es war trotzdem ein gutes Gefühl gewesen. Das war noch etwas, was Will seiner Mutter und Schwester verschwiegen hatte, weil er sich nicht sicher war, ob sie es verstanden hätten.
    Lexa verzog noch immer das Gesicht. »Erklärt es mir noch e inm al. Warum lassen wir so einen Schlamassel hier zurück, damit jemand anders sich darum kümmert?«
    »Anastasia hält uns für besiegt«, antwortete Jock. »Wir werden ihr das Gegenteil beweisen.«
    »Das ist nicht alles«, sagte Will.
    »Wie meinst du das?«, fragte Lexa. Sie und Jock schauten ihn aufmerksam an und warteten auf eine Erklärung.
    Schon in der Grundausbildung war Will seinen Freunden immer einen oder zwei Schritte voraus gewesen, wenn es um Strategie und Taktik ging. Jock Gordon wirkte zuverlässig und gewissenhaft, aber niemand würde ihn je mit dem Gehirnakrobaten des Regiments verwechseln. Lexa andererseits war findig genug, hatte aber nie die aufmüpfige Ader verloren, die sie überhaupt erst zum Militär gebracht hatte, als ein aufmerksamer Richter im Hinterland Kearnys ihr die Wahl zwischen einer Gefängnisstrafe und einer Meldung zu den Highlanders gelassen hatte. Von
    Anfang an war Will der Verantwortungsbewusste unter den dreien gewesen, so wie er es bereits in seiner zivilen Vergangenheit als Bergführer gelernt hatte.
    Trotzdem waren sie ein gutes Team, und Will war froh, dass Jock und Lexa es bald nach ihm ebenfalls zum Unteroffizier geschafft hatten. Jetzt erklärte er seinen Freunden: »Wir fliegen nach Terra, um sicherzustellen, dass sich das nicht noch einmal wiederholen kann...«
    »Die Schlampe hat einen Vorsprung«, stellte Lexa düster fest. »High Road oder Low Road, sie wird bestimmt vor uns da sein.«
    »Oder dass wir dem zumindest ein Ende machen können, bevor es so schlimm wird wie hier. Außerdem... « Wills Stimme verklang, während er im Geist durchging, was er über die Clans wusste. Er war sich der Tatsache unangenehm bewusst, dass der größte Teil seines Wissens aus Quellen stammte, denen er auch nicht zugetraut hätte, Northwind korrekt zu beschreiben: Trivid-Programmen und illustrierten Zeitschriftenartikeln - und Jahre zuvor ein paar Schulstunden über die Schlacht um Tukayyid, die verhindert hatte, dass die Clans die Innere Sphäre überrannten. Allzu genau hatte er damals nicht zugehört, denn in Gedanken war er schon in den Bergen gewesen. Er hatte nur gerade genug getan, um versetzt zu werden. Jetzt wünschte er sich, er hätte damals besser aufgepasst.
    »Außerdem glaube ich nicht, dass Anastasia Ke-rensky Terra in Brand stecken will. Ich vermute, sie will Terra erobern.«
    Jock runzelte die Stirn. »Wozu?«
    Wieder musste Will eine Pause machen und seine Gedanken ordnen, bevor er die hoffentlich richtigen Worte fand. »Es ist... Die Clans glauben,

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