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Den Toten dienen

Den Toten dienen

Titel: Den Toten dienen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Delrio
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bin viel zu gerissen, um mich umbringen zu lassen.«
    Seine Schwester Ruth ließ ein viel sagendes, ungläubiges Schnaufen hören, und Will warf ihr einen warnenden Blick zu. Sag jetzt nichts, was sie aufregt. Erstaunlicherweise verstand Ruthie wohl und hielt den Mund.
    John junior ging noch auf die Grundschule und war ein Muster an neu entdeckter Heldenverehrung. »Hast du in der Stadt gekämpft?«, fragte er mit großen Augen. »In den Nachrichten haben sie gesagt, es war hart.«
    Will schüttelte den Kopf. »Ich bin mit General Griffin aus Kearny herübergekommen, aber bis Tara habe ich es nicht geschafft.«
    »Was ist passiert?«, fragte John senior.
    »Ich war stattdessen in Castle Northwind.«
    Das löste eine lange Pause aus. Schließlich brach der junge John die Stille. »Stimmt es, was alle sagen
    - dass die Countess die Burg absichtlich gesprengt hat?«
    »Erzählen sie das in den Nachrichten?« Will lachte leise, nicht aus Belustigung, sondern in trauriger Anerkennung der Realitäten. »Die Countess hat tatsächlich die Erlaubnis dazu gegeben, aber wir Soldaten in der Burg waren es, die die Sprengladungen angebracht, den Zeitpunkt bestimmt und das ganze Gebäude zerstört haben.«
    »Auf den Bildern hat sie immer wunderschön ausgesehen«, bemerkte seine Mutter träumerisch.
    »Ja, das war sie.« Will blieb einen Augenblick stumm und erinnerte sich an die graue Burg in ihr em
    Gebirgstal. »Viel zu schön, um sie den Stahlwölfen zu überlassen. Dann doch lieber selbst zerstören.«
    Wieder wurde es still, diesmal länger. Will stellte fest, dass ein gutes Essen eine ausgezeichnete Entschuldigung war, um nicht reden zu müssen. Seine Schwester Ruth war eine hervorragende Köchin und seine Mutter eine noch bessere. Gemeinsam hatten sie das beste Mahl gezaubert, das er seit Monaten genossen hatte. Schließlich schaute er aber doch von seinem Beerenkuchen mit Schlagsahne auf und fragte: »Was ist mit dem Haus in Liddisdale?«
    »Was soll damit sein?«, erwiderte Ruth scharf.
    »Es ist ein halber Trümmerhaufen, das ist damit -und seit letztem Herbst ist es den Elementen ausgesetzt. Wenn es nicht bald wiederaufgebaut wird, wird nichts mehr übrig sein, was die Mühe noch lo hn t.. Dann kann man höchstens noch das Land verkaufen.«
    »Möchtest du, dass ich es wiederaufbaue, Will?«, fragte seine Mutter.
    »Ich möchte, dass du damit tust, was immer du willst«, antwortete er. »Ich sage nur, falls du noch Pläne damit hast, solltest du sie bald in Angriff nehmen.«
    »Ich will dir nicht das Zuhause nehmen.« Plötzlich wirkte seine Mutter alt, alt und unsicher, und innerlich machte sich Will Vorwürfe, das Thema angeschnitten zu haben. »Das Haus sollte dein Erbe werden.«
    »Mach dir um mich keine Sorgen. Das Regiment
    kümmert sich um mich.«
    Wieder hörte er ein ungläubiges Schnauben aus Ruths Richtung. »Es versucht eher, dich umzubringen.«
    »Still, Ruthie«, befahl die Mutter. »Will wird nicht sein ganzes Leben Soldat bleiben, und wenn er wieder heimkommt, wird er einen Platz zum Leben brauchen.«
    Er wusste nicht, was er darauf sagen sollte. Der Will Elliot, der zu Hause bei seiner Mutter gewohnt und als Bergführer über den Red-Ledge-Pass gestiefelt war, war zwar nicht wirklich tot, doch er hatte ihn irgendwo weit hinter sich gelassen, an einem Ort, an den er vermutlich nie wieder zurückkehren würde. Und was den neuen Will Elliot betraf, den die Northwind Highlanders und die Stahlwölfe schmiedeten... Wie der Ort aussehen konnte, den der eines Tages als sein Zuhause bezeichnen würde, das wusste er noch nicht.
    »Es wird noch eine Weile dauern, bis sich irgendwer darüber Gedanken zu machen braucht«, war das Einzige, was er laut aussprach. »Wir fliegen nach Terra, um uns die Stahlwölfe zu holen und sie zu zerschlagen. Oder es zumindest zu versuchen.«
    Landungsschiff Fenrir, Saffel-System Präfektur III, Republik der Sphäre
    Februar 3134
    Galaxiscommander Anastasia Kerensky saß in ihrem Büro an Bord der Fenrir und sah die Brennstoff Verbrauchsmeldungen der Stahlwolf-Landungsschiffe durch. Innerlich gestand sie sich ein - auch wenn sie das niemandem sonst gegenüber zugegeben hätte -, dass ihr solche Arbeiten von all den Aufgaben, die ihr Rang mit sich brachte, die unangenehmsten waren.
    Wenn sie ein militärisches Ziel vor Augen hatte, eroberte sie es. Einer Herausforderung stellte sie sich. Aber sich mit Inventarlisten, Rechnungen und Kalkulationen herumzuschlagen... Sie delegierte

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