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Das schoenste Geschenk

Das schoenste Geschenk

Titel: Das schoenste Geschenk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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1. K APITEL
    Die Morgensonne schien hell über die Berggipfel und ließ mit ihren Strahlen die ersten bunten Herbstblätter im tiefdunklen Grün der Bäume golden erscheinen. Sharon ging den Weg neben den mit Heckenkirschen überwucherten Zäunen entlang. Die letzten Blüten verbreiteten einen süßen Duft, Vögel zwitscherten, und in der Ferne holte ein Bauer auf seinem Feld das letzte Heu ein. Ein Auto fuhr vorbei. Der Fahrer hob freundlich grüßend die Hand. Sharon winkte zurück. Es war schön, wieder zu Hause zu sein.
    Wie sie es so oft als Kind getan hatte, brach Sharon im Vorbeigehen eine Blüte der Heckenkirschen ab. Wenn man die rosafarbenen Kelche zwischen den Fingern zerrieb, verstärkte sich der süße Duft, der für Sharon ebenso zum Sommer gehörte wie der Rauch des Gartengrills und der Geruch von frischem grünen Gras. Doch der Sommer neigte sich bereits seinem Ende zu.
    Sharon freute sich auf den Herbst, denn dann waren die Berge und Wälder am schönsten. Die Luft war klar und frisch. Und wenn Wind aufkam, wirbelte das bunte Laub durch die Luft, der Waldboden raschelte geheimnisvoll, und es roch nach Holzfeuer.
    Nach vier Jahren in der Stadt war Sharon nach Hause zurückgekehrt. Das schmale zweistöckige Haus ihrer verstorbenen Großmutter gehörte jetzt ihr und auch das dazugehörige Wäldchen.
    Die Berge und Wälder waren dieselben geblieben, Sharon jedoch hatte sich verändert …
    Zwar sah sie noch genauso aus wie damals, als sie Maryland verlassen hatte, um eine Stelle an einer höheren Schule in Baltimore anzunehmen. Sharons zierliche Figur hatte nie die üppigen Kurven entwickelt, die sie sich immer erträumt hatte. Wenn sie lächelte, zeigten sich in ihrem herzförmigen Gesicht mit dem glatten pfirsichfarbenen Teint zwei Grübchen. Dabei hätte Sharon viel lieber hohe Wangenknochen gehabt. Ihre Stupsnase war übersät mit Sommersprossen, die ihrem Gesicht einen lebhaften, fröhlichen Ausdruck verliehen.
    Die Augen leuchteten groß und dunkelbraun unter den schmalen geschwungenen Brauen. Jede Gefühlsregung spiegelte sich in ihnen wider. Sharon trug ihr Haar kurz, die honigfarbenen Locken gaben einen reizvollen Rahmen für ihr Gesicht.
    Die meisten Leute bezeichneten sie als niedlich. Sharon hasste dieses Wort, aber sie hatte sich inzwischen daran gewöhnt. Sie war eben keine Schönheit mit Sex-Appeal. Daran ließ sich nichts ändern. Ihre Attraktivität bestand in einer gesunden Vitalität.
    Als sie um die letzte Wegbiegung kam und der Ort vor ihr auftauchte, sah sie sich sekundenlang als Kind, als junges Mädchen und als fast erwachsene junge Frau diesen Weg gehen. Hier war ihr Zuhause, ihre Heimat.
    Fröhlich lief Sharon die letzten Meter und stürmte in das Lebensmittelgeschäft ihrer Freundin Donna. Die Ladenglocke bimmelte laut, als sie ungestüm die Tür hinter sich zuschlug.
    »Hallo!«, begrüßte sie die Freundin vergnügt.
    »Guten Morgen«, sagte Donna lachend. »Du bist aber heute schon früh unterwegs.«
    »Als ich aufstand, merkte ich, dass mir der Kaffee ausgegangen ist.« Sie entdeckte eine Schachtel mit frischen Krapfen auf dem Ladentisch und leckte sich genüsslich die Lippen. Zielstrebig ging sie auf das frische Gebäck zu. »Oh Donna, sind die mit Konfitüre gefüllt?«
    »Ja.« Donna seufzte, während sie mit einem Anflug von Neid zusah, wie Sharon einen Krapfen nahm und herzhaft hineinbiss. Fast zwanzig Jahre lang hatte sie die Freundin jede Menge essen sehen, und dabei hatte Sharon nicht ein Gramm zugenommen.
    Obwohl die beiden praktisch zusammen aufgewachsen waren, unterschieden sie sich in jeder Hinsicht voneinander. Sharon war blond, Donna war dunkel, Sharon war klein, Donna war groß und besaß üppige Kurven. Von klein auf hatte sie Sharon die Führungsrolle überlassen. Denn Sharon war immer die Abenteuerlustige gewesen, während Donna sie stets zu bremsen versucht hatte, um dann jedoch jeden Plan, den Sharon ausheckte, mitzumachen.
    »Na, hast du dich gut eingelebt?«, erkundigte sich Donna.
    »Ziemlich«, erwiderte Sharon mit vollem Mund.
    »Ich habe dich seit deiner Rückkehr kaum zu Gesicht bekommen.«
    »Es gibt so viel im Haus zu tun. Großmutter hat sich in den letzten Jahren nicht mehr so recht um alles kümmern können.« In ihrer Stimme schwangen Zärtlichkeit und Trauer. »Sie hat sich immer mehr für ihren Garten als für das undichte Dach interessiert. Wenn ich bei ihr geblieben wäre …«
    »Oh, fang doch nicht wieder an, dir Vorwürfe zu machen«,

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