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Denkanstöße 2013

Denkanstöße 2013

Titel: Denkanstöße 2013 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabella Nelte
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vielleicht, dass sein neuer Herr [August III., Sohn Augusts des Starken] den Königsthron bestiegen hat. Da er nicht vom Pferd [das ihn im übertragenen Sinn am polnisch-sächsischen Hof erwartete] auf den Esel [sprich: die bescheidenen Verhältnisse der Hofhaltung Friedrichs] steigen will, hat er es für angezeigt gehalten, mir sein Wort zu brechen; denn er hatte mir versprochen, in meine Dienste zu treten. Ich bin so böse auf ihn, dass ich nichts mehr von ihm hören will.«
    Und noch im Januar 1736 gab er in einem Brief an Wilhelmine seiner Enttäuschung freien Lauf, doch dieses Mal machte er August III. für den Entzug seines liebsten Virtuosen verantwortlich: »Ich gestehe, ich bin wütend auf den dicken König Mantelsack …, den polnischen Dickwanst; denn nachdem ich mich diese ganze Zeit darauf gefreut hatte, Quantz zu hören, beruft er ihn nach Polen zu seinem königlichen Ohrenschmaus. Ich hoffe, er wird dort zum Orpheus werden und zahllose Flöhe und Wanzen anlocken, seine Musik zu lauschen, denn die Herren Polen besitzen ja genug davon.«
    Doch versuchte sogar Wilhelmine, die in Bayreuth gleichfalls eine eigene Hofkapelle aufzubauen begann, den Flötenvirtuosen an ihren Hof zu holen. Zumindest gegen ein Gastspiel in Bayreuth hatte Friedrich nichts einzuwenden: »Möge Quantzens Flöte, die ungleich beredter ist als er, Dir mit ihren schönsten, rührendsten Klängen, mit ihren pathetischen Adagios alles sagen, was mein Herz für Dich fühlt … Das Feuer seines Allegros ist das lebendige Sinnbild der Freude, die mir der Augenblick bescheren wird, wo Du mein bist.« Allerdings warnte er seine Schwester zugleich: »Du wirst ihn hochmütiger denn je finden. Dagegen gibt es nur ein Mittel, ihn nicht zu sehr als großen Herrn zu behandeln.« Wilhelmine fand ihn dagegen bei seinem Besuch in Bayreuth 1736 »sanft wie ein Lamm, seit er eine böse Frau hat« und vermutete, dass der Virtuose nur eifersüchtig auf Friedrich sei, »denn es wird ihn verdrossen haben, dass Du ebenso gut spielst wie er; er hat mir das mehrfach gesagt«.
    Da Quantz aufgrund seiner Dresdner Verpflichtungen nicht das Amt des Kapellmeisters in Rheinsberg übernehmen konnte, musste Friedrich nach einem anderen geeigneten Musiker Ausschau halten. Und er hatte auch schon einen im Auge: Zur Hochzeit Friedrichs und Elisabeth Christines 1733 hatte der braunschweigische Hofkapellmeister Carl Heinrich Graun (1704–1759) die Oper »Lo specchio della fedeltà« (»Der Spiegel der Treue«) komponiert – deren Uraufführung dürfte einer der wenigen Teile des Festprogramms gewesen sein, der dem preußischen Kronprinzen wirklich Freude bereitet hatte. »Friedrichs Adlerauge erkannte Grauns inneren Wert und fand an ihm den Virtuosen, welcher mit italienischer Kunst und Leichtigkeit die Seele der Musik, das Rührende, Gefühlserregende in seine Töne zu verweben wusste.« So fragte Friedrich bei seinem Schwiegervater an, ob er nicht einen Wechsel Grauns, den er bereits bei einem Besuch in Neuruppin 1733 kennengelernt hatte, in preußische Dienste ermöglichen könnte. Tatsächlich kam Graun 1735 nach Berlin und übernahm ein Jahr später die kleine, zwischen 15 und 20 Mann starke Hofkapelle Friedrichs in Rheinsberg.
    Man darf vermuten, dass Graun zum einen von der aufrichtigen Begeisterung Friedrichs für die Musik angezogen wurde, in dem Wechsel aber auch eine Investition in seine eigene Zukunft sah. Friedrich würde in absehbarer Zeit König werden und Graun dann eine glänzende Karriere in Aussicht stehen. Die Verhältnisse in Rheinsberg waren bescheiden, doch machten Begeisterung und Können die Einschränkungen wett. Rückblickend meinte Quantz, dass Friedrichs Orchester damals zwar klein gewesen sei, doch habe es »in einer Verfassung gestanden, die jeden Komponisten und Konzertisten reizten, um ihm vollkommen Genüge leisten zu können«. Der »Soldatenkönig« versuchte seinem Sohn in Rheinsberg nicht mehr das Flötenspiel mit aller Macht auszutreiben. Doch zu viel kosten durfte diese Spielerei seines Sohnes nicht. »Die Söhne Apolls«, erinnerte sich der englische Reisende Charles Burney (1726–1814) 1772, »lebten in Ruppin und Rheinsberg gefährlich, denn der König durfte nicht wissen, dass der Kronprinz eine vollständige Kapelle hatte.« Aus diesem

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