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Denken Sie Nicht an Einen Blauen Elefanten

Titel: Denken Sie Nicht an Einen Blauen Elefanten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Spitzbart , Thorsten Havener
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nah zu sein. Wenn mir dagegen «jemand stinkt», gehe ich ihm wohl eher aus dem Weg.
     Wir umgeben uns am liebsten mit Menschen, deren Geruch uns angenehm ist. Unser bewusstes Denken mag das Sympathie nennen oder
     entscheiden, ein Mensch habe Ausstrahlung oder eben nicht. Doch im Grunde hat uns unbewusst unser Riechkolben vorgegeben,
     wen wir nett finden dürfen und wen nicht. Diese Reaktionen laufen unbewusst ab, weil viele Nervenbahnen, die vom Geruchssinn
     belegt sind, direkt in tiefe Hirnregionen führen, die unter der Großhirnrinde liegen. Die Großhirnrinde ist unter anderem
     für bewusste Wahrnehmung zuständig und über die Aktivität des Geruchssinns nicht immer vollständig informiert. Daher ahnen
     die wenigsten, wie sehr er unser Handeln beeinflusst.
    Gerüche sind gegenüber Geräuschen oder optischen Sinneseindrücken sehr komplexe Reize. Ein Geruch enthält |80| meist zahlreiche unterschiedliche Duftstoffe, deren chemische Struktur stark differieren kann. Dennoch kann auch der Mensch
     mehrere tausend verschiedene Gerüche wahrnehmen und auseinanderhalten – Letzteres allerdings nur, wenn er beispielsweise als
     Parfümeur seine Nase lange trainiert hat. Obwohl beim Menschen zwei Drittel der Erbanlagen, die die Bauanleitung für Riechrezeptoren
     enthalten, defekt sind, kann die Welt der Gerüche für ihn also mindestens genauso reich und vielgestaltig sein wie die der
     Töne oder Farben. Riechrezeptoren sind Eiweißmoleküle, die auf der Oberfläche von Rezeptorzellen sitzen und verschiedene Duftstoffe
     binden können. In diesen Rezeptorzellen wird dann eine elektrische Erregung erzeugt, die in verschiedene Hirnregionen weitergeleitet
     wird.
    Weil der Geruchssinn in enger Verbindung zur Amygdala und zum Hypothalamus steht, können Gerüche in uns starke Emotionen auslösen
     und Erinnerungen wachrufen, die an einen bestimmten Geruch gekoppelt sind. Schon Marcel Proust hat das Phänomen in seinem
     Roman «Auf der Suche nach der verlorenen Zeit» beschrieben: Ein duftender Lufthauch genügt, um den Menschen in jahrzehntealte
     Erinnerungen zurückzuversetzen. Warum gerade der Geruch so lange gespeichert wird und wie genau die engen Kontakte zwischen
     Sinnen und Erinnerungen funktionieren, wissen die Experten noch nicht.
    Die Evolution jedenfalls hat ihn als essenziellen Sinn konzipiert, der schon bei der Geburt vollständig ausgebildet ist, damit
     das Kind die Mutter an ihrem Geruch erkennen kann. Beim Menschen wie bei allen an Land lebenden Tieren dient der Geruchssinn
     außerdem dazu, frische von verdorbener Nahrung zu unterscheiden sowie auf den Geruch von Fressfeinden mit Flucht oder Abwehr
     zu reagieren. Übrigens: Wer seinen Geruchssinn verloren hat, für den schmecken auch die köstlichsten Speisen langweilig und
     fade. Diese beiden Sinne stehen also in unmittelbarem Kontakt und hängen stärker voneinander ab als Seh-, Gehör- oder Tastsinn.
    |81| Senat: über das Hören
    Ich unternahm als Jugendlicher mit meinem Vater und meinem Bruder sehr oft Städtereisen. In Paris hörten wir ein und dieselbe
     Kassette immer wieder rauf und runter («Für Usszeschnigge» von BAP). Wenn ich heute zum Beispiel das Lied «Jupp» höre, kommen
     mir automatisch die Bilder dieser Reise in den Sinn. Die Lieder sind so stark mit meinem Bruder und der Reise nach Paris verknüpft,
     dass es unmöglich ist, bei dem Lied
nicht
an ihn zu denken. Genauso ist es mit einigen Liedern, die ich immer mit meiner heutigen Frau gehört habe, als wir uns kennenlernten.
     Wenn diese Lieder laufen, geht es uns automatisch gut. Diese Anker sind ein sehr mächtiges Mittel, wenn man sie richtig nutzt.
     Wie das geht, finden Sie ausführlich im Kapitel «Ankern: entscheiden und konditionieren» . (S.   162   ff.).
    i Von Amboss, Hammer, Steigbügel & Co.
    Der menschliche Embryo ist erst wenige Zentimeter groß und hat sich gerade im Uterus der Mutter eingenistet, da sind bereits
     mikroskopisch kleine Ansätze zur Bildung von Ohren an ihm zu erkennen. Die Hörschnecke ist schon in der 22.   Schwangerschaftswoche vollständig ausgebildet, wohingegen jeder andere Teil unseres Körpers bis zum 17. oder 18.   Lebensjahr wächst. Und obwohl die Natur sich mit der Ausbildung des Gehörsinns so wenig Zeit lässt, hat sie damit trotzdem
     das empfindlichste Sinnesorgan des Menschen geschaffen. So ist die dynamische Breite des Hörens sehr groß: Der Schallreiz,
     der ausreicht, um unser Trommelfell in Schwingung zu

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