Denken Sie Nicht an Einen Blauen Elefanten
Pawlow’sche Hund (vgl. S. 16 f.) hat nach seiner Konditionierung mit dem Sabbern angefangen, sobald er das Zeichen vernommen hat. Ein Ton, und er konnte
die Gabe seines Futters damit in Verbindung bringen. Und das Unbewusste kann noch eine weitere sehr wichtige Sache: Es sorgt
dafür, dass wir Emotionen erleben können! Wir fühlen. «Emotion» und «Gefühl» sind synonyme Begriffe, «emotional» heißt nichts
anderes als «gefühlsbetont». Je nach Gefühl ändern wir beispielsweise unsere Körperhaltung, unseren Gesichtsausdruck und unseren
Blutdruck – und das wiederum wirkt sich darauf aus, was wir fühlen. Es wäre unmöglich, alle diese Reaktionen gleichzeitig
ausschließlich mit dem Verstand zu bewirken.
Sehr wichtig sind dabei die Schutzfunktionen des Unbewussten: Über die Körperfunktionen steuert es unser Immunsystem und unsere
Reflexe. Wenn Ihnen in einer Kneipe plötzlich eine geballte Faust aus einer Ecke entgegenkommt, dann halten Sie automatisch
Ihre Hand vors Gesicht, ohne lange darüber nachzudenken, und sobald Sie eine Grippe in sich aufkommen spüren, arbeitet Ihr
Unbewusstes auf Hochtouren, um die Krankheit zu bekämpfen. In welchem Maß wir sowohl unsere Reflexe als auch unser Immunsystem
unterstützen können, werden wir in diesem Buch noch sehen. Auch das Schmerzempfinden lässt sich dadurch steuern, wie wir noch
sehen werden.
Das Unterbewusstsein
Unser Unterbewusstsein speichert alle unsere Erinnerungen, Erfahrungen, Eindrücke und Einstellungen. In «Ich weiß, was du
denkst» habe ich Ihnen die 7± 2-Regel vorgestellt. Sie besagt: Wir sind in der Lage, aus allen Informationen, die auf uns einströmen, zwischen fünf und neun Eindrücke
gleichzeitig bewusst wahrzunehmen. Alle anderen Informationen – das sind in der Regel weitere 499 959 bis 499 993 – werden nicht |113| bewusst wahrgenommen, aber im Unterbewusstsein landen sie schon. Das Bewusstsein filtert im Bruchteil einer Sekunde aus all
diesen Eindrücken das für uns aktuell Relevante heraus – und genau aus diesem Grund ist die Welt auch für jeden etwas anderes.
Alles, was wir lernen, muss erst unser Bewusstsein passieren und wird dann schließlich durch Wiederholung in unserem Unterbewusstsein
oder sogar in unserem Unbewussten abgespeichert.
Können Sie sich noch an Ihre erste Fahrstunde erinnern? War das nicht seltsam? Sie haben sich vielleicht gefragt, wie Sie
es jemals schaffen sollen, zu bremsen, zu kuppeln und gleichzeitig in den richtigen Gang zu schalten. Blick in den Spiegel,
über die Schulter zurückschauen und dann den Blinker setzen. Vielleicht noch Gas geben oder abbremsen, um dann die Spur zu
wechseln und weiterzufahren. Das alles gleichzeitig zu tun, haut einen am Anfang ganz schön um.
Und heute, nach zigtausend Kilometern als versierter Autofahrer, wie geht es Ihnen da? Sie können mit 180 Stundenkilometern auf der Autobahn mit Ihrer linken Hand eine SMS tippen, mit der rechten einen Radiosender suchen, der nicht
nur Müll sendet, und gleichzeitig darüber nachdenken, warum Ihr Vordermann nicht so gut Auto fährt wie Sie … Besser ist es natürlich, Sie konzentrieren sich voll auf den Verkehr. Die Erklärung für Ihr automatisches Handeln: Durch
Ihre Erfahrung sind die Fähigkeiten, die Sie fürs Autofahren brauchen, von Ihrem Bewusstsein in Ihr Unterbewusstsein gewandert.
Deshalb übt ein Musiker auch so viel: damit er es beherrscht, bestimmte Fingersätze automatisch anzuwenden, ohne darüber nachzudenken.
Achtung: Das ist der springende Punkt – es geht darum, gut zu sein, weil man nicht mehr über seine Handlung nachdenken muss.
Trainiert man eine Bewegung oft genug, dann sickert sie sogar bis ins Unbewusste und wird zu einem Reflex. Aus diesem Grund
üben Kampfkünstler die wichtigsten Abläufe so lange |114| ein, bis sie den richtigen Schlag im richtigen Moment blitzartig ausführen können. In der Regel funktioniert das nach 15 000 Wiederholungen. Wer bei einem Kampf nur einen Bruchteil einer Sekunde verliert, ist grausam zu sich selbst. In jedem Fall
geht es darum, nicht mehr zu denken.
Weil wir viele unserer Handlungen aus dem Unterbewusstsein heraus ausführen, ohne darüber nachzudenken, hat es eine unglaubliche
Macht. Wir «wissen» somit vieles, ohne erklären zu können, warum; wir handeln in einer bestimmten Art und Weise und ahnen
nicht, wieso. Wir sind traurig, kennen aber nicht den Grund dafür. Sehr oft
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