Der 1. Mord - Roman
lange gebraucht?
»Was ist passiert?«, fragte Chris. Ich konnte ihn kaum noch verstehen.
»Ich habe sie erwischt, Chris. Chessy war die Mörderin.«
Es gelang ihm zu nicken. »Bin stolz auf dich, Liebes«, flüsterte er.
Dann lächelte Chris schwach und starb.
Ich hätte mir nie vorstellen können oder träumen lassen, dass Chris vor mir sterben würde. Es war ein grauenvoller, entsetzlicher Schock. Ich war diejenige, die krank war, die vom Tod gestreift worden war.
Ich legte den Kopf an seine Brust. Keine Bewegung, kein Atem - nur fürchterliche Stille. Alles schien zu unwirklich zu sein.
Dann bearbeiteten der Notarzt und seine Helfer Chris und taten alle möglichen heroischen, aber sinnlosen Dinge. Ich saß nur da und hielt seine Hand.
Ich fühlte mich ausgehöhlt, leer und war unendlich traurig. Ich schluchzte, doch ich musste ihm noch etwas sagen. Ich musste Chris noch dieses Letzte sagen.
»Medved hat gesagt, ich werde wieder gesund, Chris.«
126
Ich konnte nicht einmal in die Nähe meines Büros gehen. Man hatte mich für eine Woche beurlaubt. Ich wollte noch eine Woche unbezahlten Urlaub anhängen. Ich saß zu Hause, sah mir alte Filme auf Video an, ging zu meinen Transfusionen und joggte ab und zu unten bei der Marina.
Ich kochte sogar und setzte mich auf die Terrasse und schaute auf die Bucht hinaus, so wie mit Chris an seinem ersten Abend bei mir. Eines Abends betrank ich mich und fing an, mit meiner Pistole zu spielen. Sweet Martha redete mir diesen schwachsinnigen Plan aus. Mein Hund und die Tatsache, dass ich die Erinnerung an Chris verraten würde, wenn ich mich umbrachte. Das konnte ich nicht tun. Außerdem hätten die Mädels mir das nie verziehen.
Ich hatte das Gefühl, ein Loch im Herzen zu haben, größer und schmerzhafter als alles, was ich je empfunden hatte, sogar als die Anämie. Ich fühlte mich leer, abgeschnitten von jeder Verbindung oder Verpflichtung. Claire rief mich dreimal täglich an, doch ich konnte nicht lange sprechen, nicht einmal mit ihr.
»Es ist nicht deine Schuld, Lindsay. Du hättest nichts tun können«, tröstete sie mich.
»Das ist mir klar«, antwortete ich. Aber ich konnte mich nicht dazu bringen, wirklich zu glauben, dass es stimmte.
Meist versuchte ich, mir einzureden, dass ich immer noch irgendein Ziel vor Augen hätte. Die Morde an den Brautpaaren waren aufgeklärt. Nicholas Jenks nutzte seine Position als Prominenter schamlos aus und trat in allen möglichen Talkshows im Fernsehen auf. Die Anämie schien zurückzuweichen. Chris war tot. Ich versuchte, meine nächsten Schritte zu planen. Mir fiel jedoch nichts ein, was mir Freude machen würde.
Dann erinnerte ich mich an das, was ich zu Claire gesagt hatte, als meine Angst vor der Krankheit am größten gewesen war. Diesen Kerl festzunageln war das eine klare Ziel, das mir die Kraft gab, weiterzumachen.
Es ging nicht um richtig oder falsch. Nicht um Schuld und Unschuld. Es ging darum, worin ich gut war und was ich liebend gern tat.
Vier Tage nach der Schießerei ging ich zu Chris’ Beerdigung. Sie fand draußen in Hayward in einer katholischen Kirche statt, wo er gewohnt hatte.
Ich nahm meinen Platz unter den Kollegen ein, zwischen Roth und Jacobi. Chief Mercer war in Uniform. Mein Herz schmerzte unsäglich. Ich wollte in Chris’ Nähe sein. Ich wollte neben ihm liegen.
Ich sah, wie seine Ex-Frau und seine beiden Söhne um Fassung rangen. Ich musste daran denken, wie ungemein nahe ich ihren Leben gekommen war. Doch sie wussten das nicht.
Man feierte Chris als heldenhaften Polizisten.
Er vermarktete sich gut. Ich musste lächeln. Doch dann brach ich in Tränen aus.
Völlig unerwartet ergriff ausgerechnet Jacobi meine Hand und, was noch verblüffender war, ich drückte sie dankbar.
»Nur zu«, sagte er. »Weinen Sie sich ruhig aus.«
Später ging ich zu Chris’ Ex-Frau Marion hinüber.
»Ich wollte mit Ihnen reden«, sagte ich. »Ich war bei ihm, als er gestorben ist.«
Sie schaute mich mit jenem zerbrechlichen Mut an, den nur eine andere Frau begreifen kann.
»Ich weiß, wer Sie sind«, sagte sie mit mitfühlendem Lächeln. »Sie sind wirklich hübsch. Chris hat mir erzählt, dass Sie hübsch sind - und klug.«
Ich lächelte und ergriff ihre Hand. Wir drückten beide kräftig zu.
»Er hat auch gesagt, dass Sie sehr tapfer sind.«
Ich spürte, wie sich meine Augen füllten. Dann nahm sie meinen Arm und sagte das, was ich am meisten hören wollte.
»Stellen Sie sich doch bitte zu
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