Der 48-Stunden-Mann (German Edition)
verheimlichen. Er hätte davon gehört. Irgendein Hinweis wäre im letzten Jahr zu ihm durchgesickert. Was das Getratsche auf Polizeistationen anging, kannte er sich aus. Dort wusste jeder über jeden Bescheid.
Wen könnte Hannah geheiratet haben? Und von wem war sie jetzt geschieden? Einem erfolgreichen Geschäftsmann mit dubiosen Geschäftspraktiken? Nein. Hannah war nicht der Typ, der sich in einen Kriminellen verliebte. Was ihm mit am besten an ihr gefiel, waren ihre Prinzipien.
Er dachte über den Fall nach, an dem er gearbeitet hatte. Die vielen Stunden, in denen er allein gewesen war, die Gefahr, die Anspannung. Jetzt war es fast vorbei. Nur noch ein paar Tage, allenfalls zwei Wochen.
Was Hannah wohl sagen würde, wenn er ihr reinen Wein einschenkte? Würde sie ihn dann eher mögen? Ihn respektieren? Was auch immer. Solange die Sache nicht abgeschlossenwar und die Schuldigen nicht im Knast saßen, würde er bei niemandem etwas darüber verlauten lassen und den ganzen Aufwand und die Mühe gefährden. Diese Kerle mussten gefasst werden.
Also würde Hannah ihn weiterhin für einen Kriminellen halten, und er würde sie nicht daran hindern. Wahrscheinlich war es das Beste für sie beide.
Vielleicht war ihr Ex auch ein Pilot, der an jedem Flughafen eine Freundin hatte? Nick schüttelte den Kopf. Auch dieses Szenario gefiel ihm nicht. Er wollte weder, dass der Typ sie missbraucht oder betrogen hatte, noch sollte er illegal aktiv gewesen sein. Aber wenn dieser Ex perfekt war, warum hatten sie sich dann scheiden lassen?
Sein Magen knurrte und erinnerte ihn daran, dass das Frühstück schon eine Weile zurücklag. Nach einem Blick auf die Reklametafeln, die die mehrspurige Schnellstraße auf beiden Seiten säumten, fuhr er an der nächsten Ausfahrt zu einem Fast-Food-Restaurant. Hinter einem verbeulten Pick-up, auf dessen Ladefläche zwei Hühner in einem Käfig saßen und eine Ziege angebunden war, hielt er an. Als er zu Hannah hinübersah, bewegte sie sich und blinzelte verschlafen.
Sie hatte wirklich mit Abstand die zahmsten Haare, die er kannte. Auf der Polizeiwache trug sie sie als Knoten am Hinterkopf zusammengesteckt, und gleichgültig, zu welcher Tageszeit er dort vorbeischaute, ob während der ersten fünf Minuten ihrer Schicht oder der letzten, immer saß jedes einzelne Haar an seinem Platz. Nicht ein einziges Mal hatte er gesehen, dass sich eine Strähne gelöst hätte und ihre Wange oder den Hals berührte.
Heute trug sie einen dicken Zopf, der ihr über den Rücken fiel, und obwohl sie mit einem Kater kämpfte und den größten Teil der letzten vier Stunden geschlafen hatte, saßihre Frisur perfekt. Er überlegte, wie sie wohl völlig zerzaust aussehen mochte … vorzugsweise nackt, mit offenen Haaren und vor Leidenschaft schweren Augen.
Als er in der Hüftbeuge eine Regung verspürte, verlagerte er ungemütlich sein Gewicht und befahl sich, an etwas anderes zu denken.
„Hast du Hunger?“, fragte er sie.
„Nein, aber ich sollte wahrscheinlich etwas essen. Bloß ein Hamburger und ein Wasser bitte.“
„Natürlich.“ Er fuhr zum Mikrofon und gab ihre Bestellung auf.
„Ich habe geschlafen. Du hättest mich wecken sollen.“
„Warum?“
„Ich hätte dich am Steuer ablösen können.“
„Ich fahre gern.“
Hannah lehnte sich im Sitz zurück. „Das überrascht mich nicht. Es hat mit Kontrolle zu tun. Männer fahren immer gern, weil sie dann das Gefühl haben, alles im Griff zu haben.“
„Lernt man das in ‚Psych 101‘?“
„Willst du das etwa bestreiten?“
„Ganz und gar nicht. Ich habe mich nur gewundert, woher deine Weisheit stammt.“
Ihr hübscher Mund deutete ein schiefes Lächeln an. „Das habe ich ganz allein herausgefunden.“
„Heute Nachmittag kannst du fahren.“ Es machte ihm nichts aus, auch die ganze Strecke nach Norden zu fahren, aber wenn sie sich Glenwood näherten, würde sie bestimmt nervös werden. Vielleicht lenkte es sie ab, wenn sie fuhr.
Sie nahmen ihr Essen in Empfang und machten sich wieder auf den Weg. Hannah reichte Nick seinen Burger und das Getränk an, wenn er sie darum bat. Er hatte in dem Wagen auch schon ohne Hilfe gegessen, aber er genoss ihreFürsorglichkeit. Männliche Eitelkeit, dachte er und grinste. Wenn sie wüsste, woran ich denke, würde sie mir wahrscheinlich eine Ohrfeige verpassen.
„Wie schnell bist du gefahren?“, fragte sie plötzlich. „Bist du etwa gerade mit überhöhter Geschwindigkeit gefahren?“
„Ein
Weitere Kostenlose Bücher