Der 48-Stunden-Mann (German Edition)
Rasenflächen lagen vergessene Fahrräder herum. Lautes Lachen drang in den Wagen. Hannah merkte, wie ihr die Kehle eng wurde. Als Nick ihre Hand drückte, stieß sie ihn diesmal nicht weg. Auch wenn sie es nicht zugeben wollte, nicht einmal sich selbst gegenüber, seine Gegenwart tröstete sie.
Noch einmal mussten sie abbiegen. Diese Straße war breiter und die Häuser standen nun weiter voneinander entfernt. Aus den zwei Stockwerken waren drei geworden.
„Hier muss jemand Geld haben“, bemerkte sie.
„Vielleicht deine Mom.“ Nick grinste.
Sie lächelte zurück. „Das würde dir gefallen, oder? Dann könntest du sie in eins deiner Immobiliengeschäfte verwickeln.“
„Hey, es gibt Leute, die haben sehr viel Geld durch mich verdient.“
„Ja, klar.“
„Deiner Mutter würde ich niemals schaden.“
Seltsamerweise glaubte sie ihm das.
„Es ist die richtige Straße.“ Als Hannah diese Häuser sah, war sie sicher, dass irgendetwas nicht stimmen konnte. Louise konnte doch nicht hier wohnen, oder? Für eine Person machte ein solches Haus doch keinen Sinn. Vielleicht hatte man eine große Villa in Apartments unterteilt oder so etwas. „Es ist die Hausnummer 2301.“
Der Wagen fuhr nur noch im Schritttempo. „Da ist es“, sagte Nick und zeigte auf ein ganz besonders großes Haus.
In der zunehmenden Dämmerung konnte Hannah nur die Umrisse eines spitzen Dachs und einer großen Veranda ausmachen. „Es sieht so viktorianisch aus.“
„Wahrscheinlich ist es das auch. Ich glaube, die Eisenbahnbarone waren die Ersten, die sich in diesem Teil des Staats niedergelassen haben. Die Häuser könnten restauriert worden sein.“
In der Einfahrt standen so viele Autos, dass für ihres kein Platz mehr war. Nick parkte am Bürgersteig.
Hannah starrte das Gebäude an. Ihr Herz raste, ihre Handflächen waren feucht, und sie hatte das Gefühl, sich jeden Moment übergeben zu müssen.
„Was hast du ihr denn gesagt, wann du kommst?“, fragte Nick leise.
„Ich hatte keine Ahnung, wie lange die Fahrt dauern würde. Ich dachte, wir brauchen vielleicht zwei Tage. Darum habe ich ihr nur gesagt, irgendwann an diesem Wochenende.“
„Dann rechnet sie also heute Abend gar nicht mit dir?“
„Nein. Warum?“
Er wies auf die Autos in der Einfahrt. „Ich dachte, sie hätte vielleicht eine Willkommensparty für dich veranstaltet.“
„Das möchte ich bezweifeln.“
„Willst du ins Hotel fahren und morgen zurückkommen?“
Ja! Ja! Das wäre fantastisch. Sie könnte eine Nacht darüber schlafen und sich überlegen, was sie sagen sollte. Langsam schüttelte sie den Kopf. Nur ein Feigling würde sich der Situation entziehen. „Ich will hineingehen.“
„Dann wollen wir es hinter uns bringen.“
Nick stieg aus und kam um den Wagen herum zu ihrer Tür. Als Hannah ausstieg, griff er nach ihrem Arm, um sie zu stützen. Normalerweise hätte sie ihn abgeschüttelt oder eine bissige Bemerkung gemacht, aber heute Abend hatte sie keine Kraft mehr dafür. Sie war überzeugt, dass Nick sie das später büßen lassen und sie gnadenlos damit aufziehen würde. Aber das war egal. Im Augenblick war er einfach ein warmer Körper, an dem sie sich festhalten konnte. Der einzige Mensch in dieser fremden Stadt, den sie kannte. Wenn er ihr Trost und Schutz bot, wollte sie die Möglichkeit beim Schopf packen und zugreifen.
Sie schob sich den Riemen ihrer kleinen Handtasche auf die Schulter. Nick schloss den Wagen ab. Bevor sie zum Haus gingen, stellte er sich vor Hannah und legte ihr die Hände auf die Schultern.
„Sie wird dich vergöttern“, sagte er.
„Glaubst du?“
„Ich bin mir sicher. Vergiss nur nicht zu lächeln.“
Sie zog die Mundwinkel nach oben, aber es fühlte sich eher an wie eine Grimasse. Dennoch reagierte Nick mit einem Lächeln, und sie merkte, wie ihre Anspannung ein wenig nachließ. Dann griff er nach ihrer Hand, und gemeinsamgingen sie zum Haus.
Als sie auf der Verandatreppe standen, hörten sie Lachen. „Vielleicht ist es ja doch eine Party“, sagte Hannah. „Wir könnten stören.“
„Ich bin mir sicher, dass es nur ein weiterer Anlass zu feiern ist, wenn du jetzt auftauchst.“
Trotz allem musste sie lachen. „Diese Sprüche kommen dir sehr leicht über die Lippen.“
„Und obendrein sind sie auch noch effektiv.“ Er zwinkerte ihr zu.
„Darauf würde ich wetten.“
Die breite Haustür wirkte imposant. Nick hatte die Hand schon gehoben und wollte anklopfen, sah sie dann aber fragend an, um
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