Der 7. Lehrling (German Edition)
gleichzeitig grinsend blickte sie zu dem Hexenring hinüber. Wenn die Menschen wüssten, dass diese Hexenringe überhaupt nichts mit Zauberei zu tun hatten, sondern nur eine besondere Art von Pilzen waren ... Aber so waren die Kräuter jedenfalls bestens geschützt!
#
Milan hatte am Vormittag einem Bauern geholfen, eine Kuh wieder einzufangen, die sich von ihrem Strick losgerissen und anschließend auf den Weg gemacht hatte, um die große, weite Welt auf eigene Faust zu erkunden. Der Bauer war schon völlig verzweifelt, als Milan ihn traf, denn er war allein, und so konnte ihm die Kuh immer wieder ausbrechen, bevor er sie einfangen konnte.
Nach ein paar schweißtreibenden Versuchen hatten sie die Kuh endlich zu fassen bekommen. Nun stand sie wieder friedlich mit den anderen beiden Kühen zusammen, die der Bauer ins nächste Dorf zum Schlachter bringen wollte.
Der Bauer hatte sein Brot mit Milan geteilt, dessen Proviantbeutel ja auf dem Grund der Schlucht lag. Es war ein einfaches, aber schmackhaftes Mahl. Nach ein paar herzlichen Abschiedsworten war Milan dann in die eine, der Bauer in die andere Richtung weitergezogen.
Jetzt war es bereits wieder Nachmittag. Vor Milan lag ein kleines Dorf. Er wäre zu gern in die Schänke eingekehrt, aber sein Geld war fast alle, und er wollte mit seinen zerrissenen Sachen auch nicht auffallen.
Also umging er die Häuser in einem weiten Bogen. Gegen Abend kam er an einem Aussiedlerhof an, wo er um ein wenig Essen und ein Nachtlager im Heu bat. Die Bäuerin schnitt ihm eine dicke Scheibe leckeren Schinken ab und gab ihm ein halbes selbst gebackenes Brot dazu. Milan verschlang sein Essen mit großem Appetit und legte sich bald zum Schlafen nieder. Am Morgen sollte es in aller Frühe weitergehen.
#
Meara war bei Sonnenuntergang einfach weitermarschiert. Sie wusste zwar, dass sie noch ein gutes Stück Weg vor sich hatte, aber die Spannung hätte sie ohnehin nicht schlafen lassen.
So stapfte sie zielstrebig durch die stille Nacht dahin. Gegen Abend war sie noch ein paar Wanderern begegnet, aber nun war sie ganz allein unter einem prächtigen Sternenhimmel.
Ein neugieriges Käuzchen begleitete sie ein Stück ihres Weges und flatterte mal hierhin, mal dorthin von Baum zu Baum. Meara versuchte es zu locken, aber es blieb immer in sicherem Abstand. Nach einer Weile flatterte es ein paar Mal um sie herum und verschwand dann mit einem letzten „Hu-huuh!“ in die Richtung, aus der es gekommen war.
Gegen Mitternacht erreichte Meara eine Quelle, die neben dem Weg aus einem Hang sprudelte. Durstig trank sie das kühle, erfrischende Wasser und setzte sich dann ins Gras, um zu verschnaufen. Noch etwa fünf Stunden, dann müsste sie am Ziel sein.
In Gedanken an die Zeiten als Lehrling aß sie ihr letztes Stück Brot und dazu die beiden Äpfel, die vom Mittag noch übrig waren. Es war eine schöne Zeit gewesen in Filitosa. Immerzu hatte sie mit den anderen Lehrlingen Spaß gehabt, auch wenn es viel zu lernen gab. Es war eine kleine, behütete, starke Gemeinschaft gewesen. Meara war gespannt, ob das immer noch so war.
Als sie aufgegessen hatte, trank sie noch ein wenig von dem frischen Wasser und machte sich wieder auf den Weg. Stunde um Stunde verging. Die Sterne zogen über Meara auf ihrer alten Bahn dahin. Es wurde immer dunkler, und wenn der Mond nicht gewesen wäre, hätte Meara ihren Plan irgendwann aufgeben müssen. Sie schaute nach oben. In zwei Tagen würde Vollmond sein. Hoffentlich ein gutes Omen für den Grund der Zusammenkunft, was auch immer es sein mochte.
Meara kam Filitosa immer näher, und ihre Vorfreude wuchs mit jedem Schritt, den sie auf das Dorf der Magier zuging. Plötzlich spürte sie etwas.
Sofort war sie vom Weg verschwunden und versuchte aus einem Gebüsch heraus den Grund für ihre Unruhe zu entdecken.
Eine Weile sah sie nichts, nur den Weg vor sich, der auf eine Kreuzung zulief. Dann spürte sie mehr, als sie es wirklich sah, eine Bewegung neben dem Weg direkt an der Kreuzung. Mit all ihren Sinnen konzentrierte sie sich auf den Punkt, an dem sie die Bewegung wahrgenommen hatte.
Schlagartig wich die Anspannung von ihr. Sie stand auf und ging mit einem Lächeln auf die Kreuzung zu. „Ich glaube, wir haben den gleichen Weg!“, rief sie in die Dunkelheit.
Viele Wiedersehen und letzte Vorbereitungen
Kaum waren ihre Worte verklungen, gab es wieder eine Bewegung an der Kreuzung. „Guten Abend, Meara! So spät noch auf den Beinen?“,
Weitere Kostenlose Bücher