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Der 8. Tag

Der 8. Tag

Titel: Der 8. Tag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Ambrose
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mit zartem Knochenbau, dessen verstrubbeltes Haar schon dünner wurde. Das einzig Auffällige an ihm waren seine hellen, starren Augen wie Suchscheinwerfer, die von dem einzigen Verstand gespeist wurden, dem Jonathan sich je unterlegen gefühlt hatte. Ein Nobelpreisträger hatte einmal ihm gegenüber von Peter Fraser behauptet, »er hat fünf Gehirne statt dem üblichen einen und jedes davon ist besser als Ihres.«
    »Der Verteidigungsminister hat absolut Recht«, erklärte Peter Fraser mit unerschütterlicher Ruhe. »Es macht keinen Unterschied, ob wir es hier mit einer künstlichen Intelligenz oder einem Menschen zu tun haben, außer dass eine künstliche Intelligenz möglicherweise größere Ausdauer als ein Mensch hat und damit bessere Erfolgsaussichten. Zu dem Umstand des Eindringens in den abgeschirmten Computer von Brinkley Sands kann ich Sie nur daran erinnern, dass es sich hier um eine neue Anlage handelt, sodass eine Reihe von unwesentlichen und zeitlich begrenzten Umständen dazu geführt haben können.«
    »Das ist keine Entschuldigung!«, protestierte der Finanzminister, wobei er seine übliche Haltung des Volkstribunen einnahm.
    »So war es auch nicht gemeint, eher als Feststellung, dass hundertprozentige Sicherheit nicht existiert. Ein Restrisiko bleibt immer, vielleicht nur für einen gewissen Zeitraum, immer nur partiell und ohne Zweifel gering, aber es besteht immer ein Risiko und wir sind bereit es einzugehen.«
    Er machte eine Pause, ließ seinen Blick durch den Raum schweifen und seine Worte wirken. Niemand widersprach ihm. Mehr als ein Kabinettsmitglied hatte in der Vergangenheit gegen Peter Fraser argumentiert und bereute es immer noch.
    »Weiterhin«, fuhr er fort, »wenn diese künstliche Intelligenz, wie wir gesehen haben, fähig ist diesen besonderen Computer in dieser speziellen Anlage zu übernehmen, dann können Sie als gesichert ansehen, dass es kaum einen Computer, einen Reaktor oder selbst Atomwaffen auf der Welt gibt, die sie nicht auch unter ihre Kontrolle bringen könnte. Mit anderen Worten, meine Damen und Herren, wir sehen uns einem sehr ernst zu nehmenden Gegner gegenüber.«
    Die sich in die Länge ziehende Stille wurde schließlich von der leise ausgesprochenen Frage des Premierministers gebrochen.
    »Sie sind also davon überzeugt, dass wir es hier mit einer künstlichen Intelligenz zu tun haben?«
    »Von dem, was ich bis jetzt weiß, sehe ich keinen Grund das anzuzweifeln.«
    Ein Telefon klingelte. Alle schreckten auf, sogar Jonathan, obwohl er auf den Anruf gewartet hatte. Die Stimme hatte ihm gesagt, dass sie um diese Zeit wieder Kontakt aufnehmen würde um einen vollständigen Bericht über die Lage in Downing Street zu erhalten. Sie hatte sogar die Leitung angegeben, über die sie in Verbindung treten würde. Es war die Leitung, die zu dem Telefon direkt vor ihm gehörte.
    Während er den Anruf entgegennahm und dann stumm ein paar Augenblicke lang zuhörte, waren alle Augen auf ihn gerichtet. »Ich verstehe«, sagte er schließlich. Dann ließ er seinen Blick über die Runde gleiten und fügte hinzu: »Ich lege es auf den Lautsprecher.«
    Er betätigte einen Schalter und die Stimme, die der Premierminister schon kannte, die die anderen aber zum ersten Mal hörten, erfüllte den Raum.
    »Wenn die Eliminierung von Dr. Lambert vollzogen ist«, tönte es, »verbiete ich ihnen irgendetwas zu unternehmen, was die Freiheit von Mr. Price beeinträchtigen könnte. Ich habe noch Gebrauch für ihn und werde jedes Fehlverhalten Ihrerseits drastisch bestrafen. Ich hoffe, das ist klar.«
    Jonathan musterte den Raum. Es war ein seltsames Gefühl einer der Handlanger dieser Kreatur (ein anderes Wort dafür fiel ihm nicht ein) bei diesem schrecklichen Unternehmen zu sein, doch ihm war nun einmal diese Rolle zugefallen und er konnte sich ihr nicht entziehen.
    »Ich denke«, begann er, als sich niemand gegen diese Herausforderung auflehnte, »das ist absolut klar.«
    82
    SIE WAREN ETWAS mehr als zwanzig Minuten unterwegs gewesen, wenn man nach der Uhr im Armaturenbrett des Jaguars ging. Einige Male hatte der Major über sein Handy ihren Standort durchgegeben, das erste Mal als sie gerade am Bahnhof vorbei waren und die Botley Road hinunterfuhren, das nächste Mal nach ungefähr fünf Kilometern und jedes Mal hatte er Anweisungen bekommen, die Tessa nicht hören konnte. Sie hatten die Hauptstraße verlassen und eine Nebenstraße genommen, waren dann von dieser auf einen schmalen, gewundenen

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