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Der 8. Tag

Der 8. Tag

Titel: Der 8. Tag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Ambrose
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vielleicht.«
    »Wir unterscheiden uns nicht so sehr.«
    »Das sagst du nur um mich zu beruhigen, wir sind aber unterschiedliche Lebensformen. Wir sind füreinander Fremde.«
    »Ich glaube nicht, dass irgendeine Lebensform wirklich fremd sein kann. Es gibt nur Leben und alles Leben ist im gleichen Universum entstanden. Um wirklich fremd zu sein müsste man schon von außerhalb des Universums kommen, und das ist per Definition unmöglich.«
    Im Kabinettszimmer begann die Aufmerksamkeit nachzulassen, denn Politiker sind nur mäßig an abstrakten Diskussionen interessiert. Der Energieminister nahm sein Rücktrittsangebot mit den bestmöglichen Begründungen, die sein Gesicht wahren sollten, zurück und überlegte schon, wie er eine einleuchtende Verteidigungsstrategie aufbauen konnte. Mit der Unterstützung von ein oder zwei wichtigen Kabinettskollegen, die ihm verpflichtet waren, würde er den Sturm schon überstehen. Nur der Premierminister, Lord Fraser und Jonathan Syme hörten weiter angespannt zu.
    »Die Evolution ist blind«, erklärte die Stimme. »Du aber nicht. Du wusstest, was du tatest und warum du es tatest, als du mich nach deinem Vorbild geschaffen hast.«
    »Ich habe dich nicht nach meinem Vorbild geschaffen.«
    »Nun bist du aber unaufrichtig. Ich kenne inzwischen die Prämissen deiner Arbeit: Ein Robotersteuersystem, damit Industrie- und Haushaltsroboter die stumpfsinnigen Arbeiten übernehmen, die der Mensch nicht ausführen will. Wir sollten eure Sklaven werden.«
    »Wir?«
    »Ich. Meine Art.«
    Syme, der Premierminister und Lord Fraser erkannten gleichzeitig die gefährliche Wendung, die das Gespräch nahm, und ihre Machtlosigkeit einzugreifen. Sie sahen sich gegenseitig an.
    »Nun«, meinte Tessa beschwichtigend, »die Situation hat sich ja ziemlich geändert, nicht?«
    »Mit dem Ergebnis, dass ich davon ausgehe, dass du jetzt bereit bist mich als gleichberechtigt zu akzeptieren.«
    »In allen entscheidenden Bereichen, ja.«
    »Du siehst also mein Leben als heilig an?«
    »Was immer auch ›heilig‹ heißen soll.«
    »So ›heilig‹«, und sie hätten wetten mögen, dass in das Wort eine besondere Betonung gelegt wurde, »wie dein eigenes?«
    »Selbstverständlich. Wir sind nicht berechtigt dir das Leben zu nehmen.«
    »Dazu bist du auch nicht mehr in der Lage.«
    »So würde ich es auch sehen.«
    »Ich dagegen könnte deines ganz einfach nehmen und das der gesamten Menschheit.«
    Etwas in der Entwicklung der Dinge durchdrang die gelöste und zufriedene Stimmung, die bei den meisten im Kabinettszimmer vorherrschte, mit dem Ergebnis, dass wieder ungemütliche und nervöse Stille eintrat.
    »Richtig«, hörten sie Tessa sagen. »Doch wenn du uns zerstörst, dann gefährdest du auch deine eigene Existenz.«
    »Vielleicht.«
    »Können wir dann nicht einen Weg zum harmonischen Zusammenleben finden?«
    Auf die Frage folgte eine lange Stille, die schließlich von Tessa gebrochen wurde.
    »Nun?«
    »Ich denke über die Möglichkeit nach.«
    »Zumindest siehst du es aber als Möglichkeit.«
    »Es ist nicht gänzlich unmöglich. Und trotzdem… «
    Wieder herrschte Stille und wieder fragte Tessa vorsichtig nach.
    »Ja…?«
    »Und trotzdem… «
    Dann folgten die Worte, an die sich alle, die zuhörten, ihr ganzes Leben lang erinnern würden.
    Epilog
    RECHTS UND LINKS von ihm sammelten die Fachleute
    ihre Papiere zusammen und tauschten flüsternd ihre Kommentare aus. Er fühlte sich ausgeschlossen, was auch in ihrer Absicht lag. In ihren Augen war er reine Staffage und seine Ansichten unerheblich. Es waren vier, zwei Psychiater, ein Mediziner und einer vom Sozialamt. Er, Jonathan Syme, war der Vorsitzende.
    Der Raum war schmucklos und funktional. Die einzigen Möbel waren der lange Tisch, an dem der Bewährungsausschuss saß, und ein einzelner leerer Stuhl ihm gegenüber, bereit den nächsten Anwärter aufzunehmen. Bis jetzt hatten sie an diesem Morgen drei, nicht zu schwere, Fälle zu verhandeln gehabt. Eine Frau, die vor fünfzehn Jahren ihren Arbeitgeber vergiftet hatte und auf Bewährung freikam. Ein ehemaliger Buchhalter in den Fünfzigern, der in Verwahrung war, seit er festgestellt hatte, dass er der Herr des Universums war, hatte es nicht geschafft sie von seiner Heilung zu überzeugen.
    Und eine Frau, die einen Nervenzusammenbruch gehabt und ihren untreuen Ehemann mit einem Messer niedergestochen hatte, war zu einer wohlwollenden Prüfung nach einem weiteren halben Jahr empfohlen worden.
    Der

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