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Der Abgrund

Titel: Der Abgrund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Baldacci
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auf den Bauch und starrte durch das Sichtgerät auf das Gebäude, dem ihr Angriff gegolten hatte. Auch hier gab es in einem niedrigeren Stockwerk eine Fensterreihe, hinter denen das Feuer mit der gleichen synchronen Abfolge aufblitzte. Jetzt erkannte Web die langen Läufe der Maschinengewehre. Im ISG zeichneten sich die Umrisse der Waffen ziegelrot ab, da sie durch die Unmengen an abgefeuerter Munition glühend heiß geworden waren. Doch im Wärmebild tauchte keine menschliche Silhouette auf. Wenn sich irgendein menschliches Wesen in der Nähe befunden hätte, wäre es Webs ISG nicht entgangen. Ohne Zweifel hatte er es mit einer ferngesteuerten Abwehrstellung zu tun. Jetzt wusste er, dass sein Team hereingelegt und in einen Hinterhalt gelockt worden war, während der Feind keinen einzigen Mann in Gefahr gebracht hatte.
    Die Kugeln prallten von den Ziegelwänden hinter und rechts von ihm zurück, und Web spürte, dass ihn von allen Seiten Querschläger trafen, wie Hagelkörner. Mindestens ein Dutzend Mal streiften sie sein Kevlar, aber sie hatten bereits einen großen Teil ihrer Geschwindigkeit und Tödlichkeit verloren. Er drückte die ungeschützten Arme und Beine fest gegen den Asphalt. Doch nicht einmal die Schutzweste konnte einen direkten Treffer abhalten, denn die Maschinengewehre spuckten mit ziemlicher Sicherheit Munition vom Kaliber.50 aus. Jedes Projektil war so lang wie ein Buttermesser und konnte vermutlich sogar Panzerungen durchschlagen. All dies entnahm Web dem Überschalllärm der MGs und dem typischen Mündungsfeuer. Und die Dampfspur eines 50er-Geschosses vergaß man ebenfalls nicht so schnell. Man konnte den Knall tatsächlich spüren, bevor man ihn hörte. Sämtliche Härchen richteten sich am Körper auf, genau wie kurz vor dem Einschlag eines Blitzes.
    Web schrie die Namen seiner Teamkameraden, einen nach dem anderen. Keine Antwort. Keine Bewegung. Kein Stöhnen, kein Zucken, das zeigte, dass da draußen noch irgendwo Leben war. Trotzdem brüllte Web immer wieder ihre Namen - der Appell eines Wahnsinnigen. Überall explodierten Mülltonnen, zersplitterte Glas, erodierten Ziegelwände, als würden Flüsse im Zeitraffer Canyons hineinschneiden. Es war die Normandie oder vielmehr Pickett's Charge, und Web hatte soeben seine komplette Armee verloren. Die Straßenratten flüchteten vor dem Inferno. Dieser Hinterhof war zum ersten Mal in der Geschichte frei von Ungeziefer. Kein Kammerjäger hatte jemals so gründliche Arbeit geleistet wie die rhythmischen Salven aus 50er-Munition.
    Web wollte nicht sterben, aber jedes Mal, wenn er sah, was noch von seinen Männern übrig war, wollte er sich zu ihnen gesellen. Die Familie kämpfte und starb gemeinsam. Dieser Gedanke hatte einen besonderen Reiz für Web. Er spürte, wie sich seine Beine für den Sprung in die Ewigkeit anspannten. Dennoch war etwas anderes in ihm stärker, sodass er in Deckung blieb. Wer starb, hatte verloren. Wer aufgab, machte den Tod der anderen zu etwas Sinnlosem.
    Wo zum Teufel blieben X-Ray und Whiskey? Warum seilten sie sich nicht ab und kamen ihnen zu Hilfe? Die Scharfschützen auf den Gebäuden über dem Hinterhof konnten sich nicht hinunterwagen, ohne zerfetzt zu werden, aber entlang der Straße, über die Charlie vorgestoßen war, hatten sich andere postiert. Sie konnten sich relativ gefahrlos abseilen. Aber würde die Zentrale ihnen grünes Licht geben? Vielleicht nicht, wenn dort niemand genau wusste, was los war. Und woher sollten sie es wissen? Nicht einmal Web wusste, was eigentlich los war, und er befand sich mitten im Geschehen. Trotzdem konnte er hier nicht ewig abwarten, bis sich die Zentrale zum Eingreifen durchgerungen hatte - möglicherweise, nachdem eine verirrte Salve seinem Team den letzten Rest gegeben hatte.
    Er spürte den leisen Griff der Panik, obwohl er jahrelang eigens darauf trainiert worden war, diese Schwäche aus seiner Psyche zu verbannen. Er musste aktiv werden. Er hatte sein Mic verloren, also schnappte er sich sein tragbares Motorola vom Schulterpolster aus Velcro. Er drückte den Knopf und schrie hinein: »HR vierzehn an TOC, HR vierzehn an TOC.« Keine Antwort. Er wechselte auf eine Notfrequenz und dann auf eine, die für allgemeine Zwecke benutzt wurde. Immer noch nichts. Er starrte das Funkgerät an und verlor den Mut. Die Vorderseite war eingedrückt, nachdem er darauf gefallen war. Web schob sich ein Stück vor bis zu Cal Plummers Leiche. Als er nach Plummers Funkgerät greifen wollte, traf

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