GOR-Zyklus 19 - Kajira von Gor
HEYNE SCIENCE FICTION & FANTASY
Band 06/4246
Titel der amerikanischen Originalausgabe
KAJIRA OF GOR
Deutsche Übersetzung von Thomas Schlück
Das Umschlagbild schuf Vicente Segrelles/Norma
Redaktion: F. Stanya
Copyright © 1983 by John Lange
Copyright © 1985 der deutschen Übersetzung
by Wilhelm Heyne Verlag GmbH & Co. KG, München
Printed in Germany 1985
Umschlaggestaltung: Atelier Ingrid Schütz, München
Satz: Schaber, Wels
Druck und Bindung: Ebner Ulm
ISBN 3-453-31258-9
1
»Siehst du es nicht?« fragte der Mann.
»Ja«, antwortete der Mann, der ihn begleitete.
»Unglaublich!« rief ein dritter.
»Die Ähnlichkeit ist wirklich verblüffend«, meinte der zweite Mann.
»Bitte drehen Sie uns das Profil zu, Miß Collins, und heben Sie das Kinn«, sagte der erste Mann.
Ich kam der Aufforderung nach.
Ich befand mich im Studio eines Fotografen.
»Sie können sich hier drinnen umziehen«, hatte der Mann vorhin gesagt und in einen kleinen Nebenraum gedeutet. Dazu hatte er mir Holzschuhe, eine weiße Seidenbluse und schwarze Shorts gereicht, die ziemlich kurz und sehr eng waren.
Verwirrt hatte ich es dann geschehen lassen, daß mehrere Porträtaufnahmen von mir gemacht wurden, Frontal- und Profilansichten, und zwar vor einer Art Linienkarte, deren Netz vermutlich Meßhilfen gab. Meiner Schätzung nach entsprachen die Abstände aber weder Zoll noch Zentimetern.
Ich hatte mich in eine weite, flache Schale voller Sand stellen müssen, dazu wurde hinter mir eine Art Strandszene auf den großen Schirm projiziert. Der Fotograf ließ mich sodann schnell und professionell eine Reihe von Posen einnehmen und knipste fleißig. Männern schien es Freude zu machen, so sagte ich mir, eine Frau derart herumzukommandieren. Einige Stellungen waren fast kühn zu nennen. Ich erhob allerdings keine Einwände, tief drinnen hatte ich sogar Spaß an der Sache. Ich halte mich für ziemlich hübsch.
Nun stand ich im Sand, die linke Seite den Männern zugewandt, das Kinn erhoben. Die Scheinwerfer waren heiß.
»Sie ist hübsch«, sagte einer der Männer.
»Hübsch genug für eine Kajira!« sagte ein anderer.
»Sie wird bald eine sein!« rief ein dritter lachend.
Ich wußte nicht, wovon gesprochen wurde.
»Stell den Ventilator an!« sagte der erste Mann.
Und schon spürte ich einen kühlen Hauch auf der Haut; die Erfrischung war mir in der Hitze der Scheinwerfer sehr willkommen.
»Diese Münze, dieses Metall, was immer es ist, stellt mich vor ein Rätsel«, hatte der freundliche, brillentragende Mann gesagt und das Stück mit weißen Baumwollhandschuhen an der Kante hochgehalten und wieder auf den Filz zwischen uns gelegt. Er war ein Münzenfachmann, zu dem ich von einem Numismatiker geschickt worden war. Er nahm keine Schätzungen vor, sondern urteilte zu Fragen der Echtheit und Herkunft und Beschaffenheit.
»Ist das Stück denn echt?« fragte ich.
»Wer hat Ihnen die Münze verkauft?« fragte der Mann. »Haben Sie sie von privater Seite? Was haben Sie dafür bezahlt?«
»Sie wurde mir von einer Privatperson geschenkt«, sagte ich.
»Das ist äußerst interessant«, antwortete der Mann.
»Warum?« wollte ich wissen.
»Weil damit eine offenkundige Hypothese nicht in Frage kommt«, sagte der Mann. »Sie wäre auch zu töricht gewesen.«
»Ich verstehe nicht, was Sie meinen.«
»Verwirrend«, sagte er nachdenklich und betrachtete den Gegenstand. »Dieses Objekt ist nicht mit maschinell gravierten Stempeln geschlagen worden. Offensichtlich ist sie nicht das Produkt zeitgenössischer Münztechniken. Diese Münze ist mit der Hand geprägt worden«, fuhr er nach kurzem Zögern fort. »Sehen Sie hier, wie die Darstellung ein wenig schief steht?«
»Ja.«
»So etwas findet sich beinahe stets bei sehr alten Münzen«, sagte er. »Die Münzplatte wird angewärmt, um das Metall weicher zu machen. Dann kommt das Stück zwischen die Stempel, und der obere Teil des Stempels wird mit einem Hammer niedergebracht, wodurch sich auf beiden Seiten der Münze die Abdrücke gleichzeitig einprägen.«
»Dann ist dies also eine historische Münze?«
»Das erscheint mir unwahrscheinlich, auch wenn es dem äußeren Anschein nach eine ist. Sehen Sie nur, wie die Dicke der Münzplatte dem Entwurf eine besondere Tiefe und Kontrastschärfe gibt, wie sie bei flachen, mechanisch hergestellten Geldstücken unmöglich ist, die zudem stapelbar sein
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