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Der Abschiedsstein: Das Geheimnis Der Grossen Schwerter 2

Der Abschiedsstein: Das Geheimnis Der Grossen Schwerter 2

Titel: Der Abschiedsstein: Das Geheimnis Der Grossen Schwerter 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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sich schließlich, ob er überhaupt noch weitergehen könnte. Aber da bogen sie um einen Felsvorsprung, der in den Pfad hineinragte wie ein Stein in den Fluss, und standen vor dem weiten Eingang zur großen Höhle von Yiqanuc.
    Das riesige Loch, von einer Seite zur anderen mindestens fünfzig Schritte breit, gähnte im Gesicht des Mintahoq wie ein Mund, der sich gerade auftun will, um ein feierliches Urteil zu verkünden. Gleich vornean erhob sich eine Reihe mächtiger, verwitterter Standbilder: rundbäuchige, menschenähnliche Figuren, grau und gelb wie faule Zähne, gebeugt unter der Last des Tordachs. Ihre glatten Schädel waren mit Widderhörnern gekrönt, aus den Lippen wuchsen große Hauer. Jahrhunderte rauher Witterung hatten sie so abgeschabt, dass die Gesichter fast keine Züge mehr aufwiesen. In Simons erstaunten Augen verlieh ihnen das weniger den Anschein hohen Alters als vielmehr den einer noch ungeformten Neuheit – so, als seien sie just im Begriff, sich aus dem Urgestein selbst zu erschaffen.
    »Chidsik Ub Lingit«, sagte eine Stimme neben ihm, »das Haus des Ahnen.«
    Simon machte einen Satz und drehte sich überrascht um. Es war nicht Haestan, der gesprochen hatte. An seiner Seite stand Jiriki und starrte hinauf zu den blinden Steingesichtern.
    »Wie lange steht Ihr schon hier?« Simon schämte sich, weil er so zusammengefahren war. Er wandte den Kopf wieder dem Eingang zu. Wer hätte gedacht, dass die winzigen Trolle sich derart riesenhafte Torwächter meißeln würden?
    »Ich bin dir entgegengegangen«, erklärte Jiriki. »Sei gegrüßt, Haestan.«
    Der Wachsoldat brummte etwas und nickte. Erneut fragte sich Simon, was in den langen Tagen seiner Krankheit zwischen dem Erkynländer und dem Sitha vorgegangen sein mochte. Es gab Zeiten, in denen Simon große Schwierigkeiten hatte, sich mit dem stetsverschleiert und in Andeutungen sprechenden Prinzen zu unterhalten. Wie musste es erst für einen Soldaten wie Haestan sein, der sich ausdrückte, wie ihm der Schnabel gewachsen war, und nicht, wie Simon, gelernt hatte, mit den aufreizenden Umständlichkeiten eines Doktor Morgenes umzugehen?
    »Wohnt hier der König der Trolle?«, fragte er laut.
    »Und auch die Trollkönigin«, nickte Jiriki. »Obwohl man sie in der Qanucsprache eigentlich nicht so bezeichnet. Richtiger wäre es, sie als Hirte und Jägerin anzureden.«
    »Könige, Königinnen, Prinzen, und keiner ist das, was sein Name bedeutet«, knurrte Simon. Er war müde, alles tat ihm weh, und er fror. »Warum ist die Höhle so groß?«
    Der Sitha lachte leise. Sein blasses Lavendelhaar flatterte im scharfen Wind. »Weil sie sich, wenn die Höhle kleiner wäre, bestimmt einen anderen Ort für ihr Haus des Ahnen gesucht hätten. Nun aber sollten wir hineingehen – und nicht nur, damit ihr aus der Kälte kommt.«
    Jiriki führte sie in Richtung der beiden mittleren Statuen auf ein flackerndes, gelbes Licht zu. Als sie zwischen den säulenartigen Beinen hindurchschritten, blickte Simon zu den augenlosen Gesichtern über den glattpolierten Wölbungen der großen, runden Steinbäuche auf. Wieder fiel ihm eine Weisheit Morgenes’ ein.
    Der Doktor hat immer gesagt, niemand könne wissen, was ihm noch bevorstehe – »verlass dich nicht auf Erwartungen«, das war seine ständige Rede. Wer hätte je gedacht, dass ich einmal solche Dinge sehen, solche Abenteuer erleben würde? Niemand weiß, was ihm bevorsteht …
    Er spürte ein schmerzhaftes Zucken im Gesicht, dann eine Nadel aus Kälte in den Eingeweiden. Der Doktor hatte, wie so oft, die Wahrheit gesagt.
    Innen war die große Höhle voller Trolle und stickig von süßlichsauren Gerüchen nach Öl und Fett. Tausend gelbe Lichter strahlten hell.
    Überall in dem zerklüfteten, hochgewölbten Raum brannten in Wandnischen und sogar auf dem Boden Feuer aus kleinen Ölpfützen. Hunderte solcher Lampen, in denen ein Docht schwammwie ein fetter, weißer Wurm, beleuchteten die Höhle heller als das Tageslicht draußen die Pfade. Die Höhle wimmelte von Qanuc in Lederjacken, ein Meer schwarzhaariger Köpfe. Kleine Kinder saßen huckepack wie Möwen, die gelassen auf den Wellen dahintreiben.
    In der Mitte des Raums erhob sich aus dem Ozean des Trollvolkes eine Insel. Dort thronten auf einer erhöhten, aus dem Boden der Höhle gehauenen Felsplattform zwei kleine Gestalten in einem Teich aus Feuer.
    Wie Simon gleich darauf erkannte, war es weniger ein flammender Teich als vielmehr ein ringförmiger Graben, der mit

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