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Der alte Mann und das Meer

Der alte Mann und das Meer

Titel: Der alte Mann und das Meer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ernest Hemingway
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Mast auf der Schulter und blickte auf die Straße.
    Eine Katze kam auf der anderen Seite vorbei und ging ihren Geschäften nach, und der alte Mann beobachtete sie. Dann beobachtete er nur noch die Straße.
    Schließlich legte er den Mast hin und stand auf. Er hob den Mast auf und legte ihn sich über die Schulter und machte sich auf den Weg. Er mußte sich fünfmal hinsetzen, ehe er seine Hütte erreichte. In der Hütte lehnte er den Mast gegen die Wand. Im Dunkeln fand er eine Flasche mit Wasser und trank einen Schluck.
    Dann legte er sich auf sein Bett. Er zog die Decke über seine Schultern und dann über seinen Rücken und seine Beine, und er schlief mit dem Gesicht auf den Zeitungen, mit ausgestreckten Armen und den Handflächen nach oben.
    Er schlief, als der Junge am Morgen zur Tür hineinblickte. Es stürmte so heftig, daß die Treibnetzfischer nicht hinausfahren würden, und der Junge hatte lange geschlafen, und dann war er zur Hütte des alten Mannes gekommen, wie er jeden Morgen gekommen war. Der Junge sah, daß der alte Mann atmete, und dann sah er die Hände des alten Mannes, und er fing an zu weinen. Er ging sehr leise hinaus, um etwas Kaffee zu holen, und auf seinem Weg die ganze Straße hinunter weinte er.
    Viele Fischer standen um das Boot herum und besahen sich, was an seiner Seite vertäut war, und einer stand mit aufgerollten Hosen im Wasser und maß das Skelett mit einem Stück Leine.
    Der Junge ging nicht hinunter. Er war schon vorher dort gewesen, und einer der Fischer kümmerte sich für ihn um das Boot.
    »Wie geht’s ihm?« rief einer der Fischer.
    »Schläft«, antwortete der Junge. Es war ihm gleich, daß sie ihn weinen sahen.
    »Daß keiner ihn stört.«
    »Er war achtzehn Fuß vom Maul bis zum Schwanz«, rief der Fischer, der ihn ausmaß.
    »Das glaub ich«, sagte der Junge. Er ging in die »Terrasse« und ließ sich eine Kanne voll Kaffee geben.
    »Heiß und mit ordentlich viel Milch und Zucker drin.«
    »Noch irgendwas?«
    »Nein. Nachher werd ich sehen, was er essen kann.«
    »Was das für ein Fisch war«, sagte der Besitzer. »Solch einen Fisch hat es überhaupt noch nie gegeben. Das waren auch zwei schöne Fische, die du gestern gefangen hast.«
    »Zum Teufel mit meinen Fischen«, sagte der Junge. Und er fing wieder an zu weinen.
    »Möchtest du irgend etwas trinken?« fragte der Besitzer.
    »Nein«, sagte der Junge. »Sag ihnen, sie sollen Santiago nicht stören. Ich komm nachher noch mal.«
    »Sag ihm, wie leid es mir tut.«
    »Danke«, sagte der Junge.
    Der Junge trug die heiße Kaffeekanne zu der Hütte des alten Mannes hinauf und saß neben ihm, bis er aufwachte. Einmal sah es aus, als ob er aufwachen würde. Aber er fiel wieder in tiefen Schlaf, und der Junge ging quer über die Straße, um sich etwas Holz zu borgen, um den Kaffee aufzuwärmen.
    Schließlich wachte der alte Mann auf.
    »Setz dich nicht auf«, sagte der Junge. »Trink das.« Er goß etwas Kaffee in ein Glas.
    Der alte Mann nahm es und trank es.
    »Sie haben mich geschlagen, Manolin«, sagte er. »Sie haben mich wahrhaftig geschlagen.«
    »
Er
hat dich nicht geschlagen. Der Fisch nicht.«
    »Nein, wahrhaftig. Es war nachher.«
    »Pedrico kümmert sich um das Boot und das Gerät. Was willst du, was soll mit dem Kopf geschehen?«
    »Pedrico kann ihn zerhacken und ihn für Fischreusen benutzen.«
    »Und das Schwert?«
    »Behalt du das, wenn du es haben möchtest.«
    »Ich möchte es haben«, sagte der Junge. »Jetzt müssen wir unsere Pläne machen wegen der andern Sachen.«
    »Hat man nach mir gesucht?«
    »Natürlich. Mit Küstenschutz und mit Flugzeugen.«
    »Der Ozean ist sehr groß, und ein Boot ist klein und schwer zu sehen«, sagte der alte Mann. Er bemerkte, wie angenehm es war, jemand zum Unterhalten zu haben, anstatt nur mit sich selbst und der See zu reden. »Du hast mir gefehlt«, sagte er. »Was hast du gefangen?«
    »Am ersten Tag einen, am zweiten Tag einen und am dritten Tag zwei.«
    »Sehr gut.«
    »Jetzt gehen wir wieder zusammen fischen.«
    »Nein. Ich hab kein Glück. Ich habe kein Glück mehr.«
    »Zum Teufel mit dem Glück«, sagte der Junge. »Ich werd das Glück mitbringen.«
    »Was wird deine Familie sagen?«
    »Das ist mir gleich. Gestern hab ich zwei gefangen. Aber jetzt fischen wir wieder zusammen, weil ich noch eine Menge zu lernen habe.«
    »Wir müssen uns einen guten Speer zum Töten besorgen und ihn immer an Bord haben. Du kannst die Klinge aus einer Blattfeder von einem alten Ford

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