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Der alte Mann und das Meer

Der alte Mann und das Meer

Titel: Der alte Mann und das Meer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ernest Hemingway
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totgeschlagen. Selbst jetzt, dachte er.
    Er mochte den Fisch nicht ansehen. Er wußte, daß er zur Hälfte vernichtet war.
    Die Sonne war untergegangen, während er mit den Haien gekämpft hatte.
    »Bald wird es dunkel sein«, sagte er. »Dann müßte ich den Lichtschein von Havanna sehen. Wenn ich zu weit ostwärts bin, werde ich das Licht von dem einen oder anderen neuen Strand sehen.«
    Ich kann jetzt nicht mehr allzu weit draußen sein, dachte er. Hoffentlich hat sich keiner zu sehr gesorgt. Natürlich ist nur der Junge da, der sich Sorgen machen kann. Aber ich weiß, daß er an mich glaubt. Viele von den älteren Fischern werden sich Sorgen machen. Viele andere auch, dachte er. Ich wohne in einer guten Stadt.
    Er konnte nicht mehr mit dem Fisch sprechen, weil der Fisch zu arg verstümmelt war. Dann kam ihm eine Idee.
    »Halber Fisch«, sagte er, »Fisch, der du gewesen bist. Es tut mir leid, daß ich zu weit hinausgefahren bin. Ich habe uns beide erledigt. Aber wir haben viele Haie getötet, du und ich, und viele andere erledigt. Wie viele hast du im ganzen getötet, Fisch? Du hast das Schwert da an deinem Kopf nicht umsonst.«
    Er dachte gern an den Fisch und wie er einen Hai zurichten könnte, wenn er frei umherschwimmen würde. Ich hätte den Schnabel abhacken sollen, um sie damit zu bekämpfen, dachte er. Aber ich hatte keine Axt und kein richtiges Messer.
    Aber wenn ich’s getan hätte und den Schnabel an einen Riemengriff gebunden hätte, was für eine Waffe! Dann hätten wir sie zusammen bekämpfen können.
    Was wirst du jetzt tun, wenn sie in der Nacht kommen? Was kannst du tun?
    »Sie bekämpfen«, sagte er. »Ich werde sie bekämpfen, bis ich tot bin.«
    Aber jetzt im Dunkeln und ohne Lichtschein und ohne Lichter und nur mit dem Wind und dem gleichmäßigen Ziehen des Segels hatte er das Gefühl, daß er vielleicht bereits tot sei. Er legte beide Hände aneinander und fühlte seine Handflächen. Sie waren nicht tot, und er konnte einfach, indem er sie öffnete und schloß, den Schmerz des Lebens hervorrufen. Er lehnte den Rücken ins Heck und wußte, daß er nicht tot war. Seine Schultern sagten es ihm.
    Ich hab noch all die Gebete, die ich versprochen habe, wenn ich den Fisch fange, dachte er. Aber ich bin zu müde, um sie jetzt zu sagen. Ich hol lieber den Sack und leg ihn mir über die Schultern.
    Er lag im Heck und steuerte und wartete darauf, daß sich der Lichtschein am Himmel zeigen würde. – Ich habe die Hälfte von ihm, dachte er. Vielleicht hab ich Glück und bring die vordere Hälfte nach Hause. Etwas Glück sollte ich haben.
    Nein, dachte er. Du hast dein Glück verscherzt, als du zu weit hinausgefahren bist.
    »Sei nicht albern«, sagte er laut, »und bleib wach und steuere. Du kannst noch viel Glück haben.«
    »Ich würde gern etwas kaufen, falls es irgendwo verkauft wird«, sagte er.
    Womit könnte ich es kaufen? fragte er sich selbst. Könnte ich es mit einer verlorenen Harpune und einem zerbrochenen Messer und zwei wunden Händen kaufen?
    »Vielleicht«, sagte er. »Du hast versucht, es mit vierundachtzig Tagen auf See zu kaufen. Man hat es dir auch beinah dafür verkauft.« Ich darf keinen Unsinn denken, dachte er. Glück ist etwas, das in vielen Formen kommt, und wer kann es erkennen? Ich würde jedoch etwas in jeder Form nehmen und bezahlen, was man verlangt. Ich wünschte, ich könnte den Schein der Lichter sehen, dachte er.
    Ich wünsche zu viele Sachen. Aber das ist die Sache, die ich mir jetzt wünsche.
    Er versuchte, es sich beim Steuern etwas bequemer zu machen, und durch seine Schmerzen wußte er, daß er nicht tot war.
    Er sah den Widerschein von den Lichtern der Stadt, als es wohl so ungefähr zehn Uhr abends sein mußte. Zuerst waren sie nur wahrnehmbar wie die Helle am Himmel, ehe der Mond aufgeht. Dann sah man sie stetig jenseits des Ozeans, der jetzt durch den zunehmenden Wind stürmisch bewegt war. Er steuerte in den Lichtschein hinein und dachte, daß er jetzt bald den Rand des Stromes erreichen müßte. – Jetzt ist es vorbei, dachte er. Sie werden mich vielleicht noch einmal anfallen. Aber was kann ein Mann im Dunkeln ohne Waffe gegen sie tun?
    Er war jetzt steif und wund, und seine Verletzungen und all die geschundenen Stellen an seinem Körper schmerzten in der Kälte der Nacht. – Hoffentlich brauche ich nicht noch mal zu kämpfen, dachte er. Ich hoffe so sehr, daß ich nicht noch mal zu kämpfen brauche.
    Aber um Mitternacht kämpfte er, und diesmal wußte

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