Der Amerikaner - The American
Vanderveens Pistole in der Hand durch die Hintertür, sofort den Weg zum Meer einschlagend. Er war noch wie betäubt, doch bald drängte sich ihm die unabweisbare Wahrheit auf, dass er für alles die Verantwortung trug. Indem er nicht Katie, sondern der Jagd auf William Vanderveen Priorität eingeräumt hatte, war er an ihrem Tod so schuldig, als hätte er ihr selbst das Messer in den Hals gestoßen. Er war unfähig, das Bild zu verdrängen. Katie, mit den Beinen ausschlagend und sich auf dem Boden windend. Katie, weinend, um Atem ringend, das entsetzliche, aus ihrer Kehle aufsteigende Gurgeln … O Gott, nein. Nein!
Als Vanderveen trotz des heulenden Windes etwas hörte, das einem entsetzlichen Schrei glich, der von bodenlosem Schmerz kündete, wirbelte er abrupt herum. Er musste lächeln. Kealey hatte die Verfolgung aufgenommen.
Der Weg hatte ihn auf eine Lichtung geführt, an deren Rand mehrere vereinzelte Zaunpfähle standen. Der Schlamm unter seinen Füßen schien ihn verschlingen zu wollen, doch weitaus beängstigender war der gähnende Abgrund unterhalb der Klippe, von dem ihn nur drei Meter trennten. Schwarze Wolken jagten über den Himmel, immer wieder von grellen Blitzen durchzuckt, und der auf sie folgende Donner ließ die Erde erzittern. Der konstante Wind war eiskalt und peitschte ihm den Regen ins Gesicht.
Vanderveen versuchte nachzudenken. Kealey hatte seine Waffe, er hatte keine. Er musste sofort von der Lichtung verschwinden.
Direkt hinter sich, wo der Pfad in den Wald führte, hörte er das unverwechselbare Geräusch von Schritten.
Kealey trat auf die verwaiste Lichtung, durchgeschüttelt von Windböen, die aus verschiedenen Richtungen zu kommen schienen. Trotzdem hielt er die Pistole ruhig in der Hand. Unterwegs hatte er das Magazin überprüft und gesehen, dass es noch vier Kugeln enthielt. Das bedeutete, dass Vanderveen seit dem Mord auf der F Street nicht nachgeladen hatte, denn in seinem Haus waren nur drei Schüsse abgegeben worden. Da noch eine Kugel in der Kammer der USP Compact steckte, blieben ihm insgesamt fünf Hydra-Shok-Patronen, um Vanderveen zu töten.
Trotzdem war er sich nicht sicher, ob die Waffe dafür ausreichen würde. In der gedämpften Beleuchtung der Küche war ihm Vanderveen fast unmenschlich erschienen, was zum Teil an seiner äußeren Erscheinung lag. Zum ersten Mal seit sieben Jahren hatte er einen eingehenden Blick auf ihn werfen können, und er wirkte noch stärker und drahtiger als zu jener Zeit, als er einer der talentiertesten Soldaten der Special Forces gewesen war.
Gravierender als seine körperliche Stärke war aber, dass Vanderveen von einer weitaus mächtigeren Triebfeder beherrscht wurde. Erkennbar war das an diesem seltsamen, in seinen Augen glühenden Licht, das andere vielleicht für den Ausdruck von Ehrgeiz, religiösem Wahn, Gier oder einem anderen verzehrenden Gefühl gehalten hätten.
Kealey konnte sich diesen Illusionen nicht hingeben. Er wusste, dass Will Vanderveen von Hass getrieben wurde. Von Hass, und nichts anderem.
Dies alles waren keine klaren Gedanken, sondern vage Überlegungen, die an den Rändern seines gequälten Bewusstseins spukten. Doch trotz all der Verwirrung wusste er eines, ob hilfreich
oder nicht: Der Hass in den Augen dieses Mannes kennt keine Unterschiede.
Diese plötzliche Erkenntnis blendete für einen Augenblick alles andere aus. Der heulende Wind war nur noch ein leises Murmeln, das Tosen des Sturmes verstummte.
In diesem Augenblick hörte er hinter sich schnelle Schritte. Er wirbelte instinktiv herum und riss die Pistole hoch. Als er abdrückte, spürte er ein Stechen in seinem Gesicht. Fast wäre er gestürzt, aber er behielt festen Boden unter den Füßen. Das Mündungsfeuer wurde ausgelöscht von mehreren Blitzen, die die Nacht taghell erleuchteten.
Habe ich ihn getroffen? Er wusste es nicht, konnte nichts sehen, weil er sich etwas aus den Augen wischte, das Wasser sein konnte. Hatte er zwei- oder dreimal abgedrückt? Er war sich nicht sicher, hatte auch keine Ahnung, wie viele Meter ihn noch von dem Abgrund trennten. Er versuchte sich immer noch zu orientieren, als etwas seinen linken Brustkorb traf und die Rippen mit einem entsetzlichen Geräusch brachen.
Während er zu Boden stürzte, wich alle Luft aus seinen Lungen. Wegen des Blutes, das über seine Stirn in die Augen lief, sah er von seinem Gegner nicht viel mehr als eine undeutliche Silhouette.
Vanderveen stand über ihm, war dann aber
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