Der Angeklagte: Thriller (German Edition)
›Besonderen Umstände‹: für mehrfachen Mord als auch für den Mord an einer Zeugin, um ihre Aussage zu verhindern.«
Jenkins, obwohl sichtlich animiert, hatte noch immer ihre Zweifel. »Was ist mit Janice Durbin? Wir haben hier ein Johnson -Problem.« Sie bezog sich auf einen Fall, in dem der Staatsanwalt dazu verpflichtet wurde, der Grand Jury auch entlastende Beweise vorzulegen. »Wenn wir die Curtlees vorladen, um Ros Alibi im Fall Janice Durbin zu bestätigen, wissen sie natürlich umgehend, woher der Wind weht. Denardi wird dann zumindest eine Verzögerung rausschlagen wollen oder die ganze Sache zum Platzen bringen.«
»Richtig«, sagte Farrell. »Deshalb werden wir wie folgt vorgehen: Wir holen uns zuerst die Anklagen für Sandoval und Nuñez. Dann werden wir die Grand Jury mit dem Fall Durbin vertraut machen, vielleicht sogar ein paar Zeugen präsentieren, um dann seine Eltern und die Angestellten vorzuladen, die das Albi bestätigen müssen. Nur: Zu diesem Zeitpunkt wird Ro bereits wegen der beiden ersten Fälle hinter Gittern sitzen, und daran werden sie nichts mehr ändern, selbst wenn sie noch so sehr zetern. Sollten wir eine Anklage für den Fall Durbin bekommen, werden wir ihn mit den beiden anderen Fällen zusammenlegen. Wenn nicht, haben wir ihn trotzdem im Gefängnis mit mehrfachem Mord, also ›erschwerenden Umständen‹, ergo keine Kaution.« Er blickte in die Runde und sah skeptische Gesichter. »Nun hört aber auf! Seit dreißig Jahren höre ich, dass ein halbwegs cleverer Staatsanwalt bei einer Grand Jury sogar die Verurteilung eines Schinkenbrots durchpauken kann. Wir werden also bald herausfinden, ob ich mein Geld wert bin oder nicht.«
»Aber bedeutet das nicht«, wollte Lapeer wissen, »dass Sie ihm mit diesen Anklagepunkten dann auch den Prozess machen müssen?«
»Durchaus möglich – wann immer das passieren wird.«
»Ich dachte, es müsse innerhalb von sechzig Tagen über die Bühne gehen«, warf Glitsky ein.
Farrell erlaubte sich ein unbescheidenes Lächeln. »Genau, und wenn Ros Anwälte dann behaupten, dass ihnen die sechzig Tage reichen, um sich auf den Prozess vorzubereiten – was passiert dann? Dann sind sie offensichtlich in der Lage, in diesem Zeitrahmen auch die Wiederaufnahme des alten Prozesses zu bewerkstelligen, weil es sich nun mal um den gleichen Fall handelt. Sie müssen sich also für eine der Varianten entscheiden.«
Glitsky hob den Finger. »Verstehen Sie mich nicht falsch – ich möchte ihn lieber gestern als heute hinter Gitter bringen. Aber ich habe da immer noch meine Zweifel, was den Fall Janice Durbin angeht.«
»Was ist damit?«
»Nun, Ro hat nun mal Zeugen für sein Alibi. Selbst wenn sie alle lügen sollten – ihre Aussage ist noch immer ein schwerer Brocken für jede Jury, selbst für eine Grand Jury.«
»Zu dem Zeitpunkt, wenn sie diese Zeugen hören werden, wird Ro schon im Gefängnis sitzen, weil wir zuvor unsere beiden narrensicheren Fälle präsentiert haben«, antwortete Wes. »Ich vermute sogar, dass sie ihn selbst nach Anhörung der Alibis anklagen würden, aber wenn nicht, sind wir immer noch aus dem Schneider.«
»Okay«, sagte Glitsky, »aber wenn es dann zum Prozess kommt …«
»Dann kommen wir zu der Situation, die ich gerade beschrieben habe: Sie müssen sich für den einen oder den anderen Weg entscheiden. Wenn sie auf den einen Prozess vorbereitet sind, dann auch auf den anderen. Oder keinen von beiden. Und in der Zwischenzeit ist Ro aus dem Verkehr – und das ist es ja, was wir uns alle aus ganzem Herzen wünschen.«
»Amen«, sagte Glitsky.
Lapeer meldete sich schließlich auch noch zu Wort. »Wofür brauchen Sie mich eigentlich in dieser Sache, Wes?«
Farrell atmete tief ein und drehte seine Kaffeetasse auf dem Unterteller. »Mir ist bewusst, dass Sie viel Prügel einstecken mussten, seit Sie Ihr Amt angetreten haben. Ich kann auch nachvollziehen, warum Sie die Beschattungsteams für Ro wieder abgezogen haben.«
Lapeer zog die Augenbrauen zusammen. »Wieso haben Sie davon gehört?«
»So was bleibt nie geheim, so ist es nun mal. Auch wenn ich mich nicht beschwert hätte, wenn ich darüber informiert gewesen wäre.«
»Wir haben alle unsere Jobs, die wir nicht verlieren möchten, Mr. Farrell«, sagte sie. »Der Bürgermeister wartete doch nur noch auf einen Anlass, um mich zu schassen, und diese Beschattungssache wäre …«
Farrell hob seine Hand. »Wie gesagt: Ich habe Verständnis für Ihre Situation. Ich
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