Der Angeklagte: Thriller (German Edition)
sprach für Ro wieder Englisch. Er drehte sich um und zeigte auf einen der drei Männer, der in einem der Sessel saß und, als er seinen Namen hörte, aufstand und mit hoffnungsfrohem Gesicht und gefalteten Händen nach vorne trat.
Ro schaute ihn an und prustete los. »Der Kerl sieht ja aus, als würde er sich gleich in die Hose machen.« Er knurrte wie ein Hund, beugte sich leicht nach vorne und machte eine ruckartige Bewegung auf ihn zu. Hector sprang zurück, als sei er vom Blitz getroffen worden. Alle außer Hector kicherten. Ro richtete sich wieder auf und lachte. »Sag ihm, dass ich nicht beiße.« Dann, direkt zu ihm: »Entspann dich, José, ich beiß nicht.«
»Hector«, sagte der Mann mit zitternder Stimme.
»Hector, José – egal. Entscheidend ist nur: Wo ist Gloria?«
Hector warf Lupe einen wehleidigen Blick zu, der ihn richtig deutete und sagte: »Zuerst das Geld.«
»Zuerst das Geld, natürlich.« Er seufzte melodramatisch, griff in seine Tasche und holte ein dickes Bündel 100-Dollar-Scheine heraus. Als er sie Lupe hinüberreichte, sagte er: »Soll ich sie vorzählen?«
»Nein«, sagte Lupe. »Wenn’s nicht stimmt, wird er sich schon melden.« Er schaute zu Hector hinüber, dessen Augen auf die Scheine fixiert waren. »Okay, Hector, die Leute sind den weiten Weg hierhergekommen, um mit dir zu sprechen. Sag ihnen, was du weißt.«
Hector zog sein Handy aus der Tasche. »Das ist die Frau, die Sie suchen, si ?« Er zeigte Ro das Foto.
Er erkannte sie sofort. »Das ist sie, genau. Wo steckt sie?«
Hector war wohl bewusst, dass er keinen Trumpf mehr in der Hand hätte, wenn er nun auch diese Information abliefern würde. Er machte ein bedauerndes Gesicht und sagte auf Englisch: »Es tut mir leid, aber vorher werde ich das Geld brauchen.«
»Da ist das Geld«, sagte Ro und zeigte auf die Scheine. Dann zu Lupe: »Gib ihm das scheiß Geld.«
Lupe drehte sich zu Ro um. »Was zum Teufel wird er mit dem Geld anstellen? Wo will er es deponieren? Hat er ein Bankkonto? Ich will ihm nur eine Menge Ärger ersparen.«
»Frag mich mal, ob mich das einen Scheiß interessiert«, meinte Ro.
Widerstrebend streckte Lupe die Hand mit dem Geld aus und sagte dann etwas auf Spanisch. Hector nahm sich das Bündel, nickte zufrieden und stopfte es in seine Hosentasche.
Ro wandte sich wieder an Hector. »Okay, du hast das Geld. Erzähl mir was.«
Aus seiner anderen Tasche zog Hector ein Stück Papier, entfaltete es und reichte es Ro. In Blockschrift stand dort der Name GLORIA SERRANO , darunter eine Straße, darunter Sunnyvale . Er zeigte auf den Namen und fragte Hector: »Also, Gloria Serrano?«
»Si.«
»Und du weißt mit Sicherheit, dass ich sie unter dieser Adresse finden kann?« Dann fiel ihm etwas ein. »Was passiert, wenn die Adresse nicht stimmt?«
Hector zog ein Gesicht. »Ich weiß, dass es die richtige Adresse ist. Ich kenne ihren Mann.«
Ro wandte sich an Lupe. »Weißt du, wo dieses Arschloch lebt, falls die Adresse nicht stimmt?«
Lupe drehte sich um und sprach auf Spanisch mit den anderen beiden Männern. »In der Nähe von Jorge«, sagte er. »Er kann ihn jederzeit auftreiben.«
»Hoffen wir, dass er das kann.«
»Sicher«, sagte Lupe. »Kein Problem.« Er zeigte auf das Papier. »Das ist die Frau, die Sie suchen.«
Hector sagte noch etwas auf Spanisch, worauf die anderen Männer sich anschauten und laut loslachten.
Ro wandte sich an Eztli. »Was ist da so lustig?«
»Hector machte den Vorschlag, dass Lupe doch vielleicht auch zu etwas Geld kommen könne, wenn die Frau ihre Erbschaft angetreten habe. Lupe könne dann bei ihr anklopfen und sie darauf hinweisen, dass sie nur wegen ihm die Erbschaft bekommen habe.«
Nachdem er es kurz hatte sacken lassen, sah Ro Hector zynisch an und sagte: »Super Idee, José.« Und dann zu Eztli: »Lass uns abhauen, Ez. Wir haben hier nichts mehr verloren.«
Lupe ging zu einem der Fenster und sah zu, wie Ro und Eztli in ihren Wagen stiegen und abfuhren.
Als sie hinter dem Lagerhaus verschwunden waren, drehte sich Lupe um und ging zu Hector hinüber, der dort mit Jorge Cristobal und dem drahtigen Mexikaner namens Daniel stand und auf den weiteren Lauf der Ereignisse wartete.
»Hey, Mann«, sagte Lupe auf Spanisch. »Du siehst ja noch immer so aus, als würdest du dir gleich in die Hose machen. Musst du vielleicht Pinkeln gehen? Ist das dein Problem?« Murillo trat tatsächlich ungeduldig von einem Bein aufs andere und hatte seine Hände in die Taschen
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