Der Angeklagte: Thriller (German Edition)
beabsichtigt hatte. »Was zum Teufel …?«
»Ich weiß. Es tut mir leid. Ich kann auch nicht erklären, wie es passiert ist. Jon fing an, diese wirren Sachen zu erzählen, und ich hab mich auf ihn gestürzt.« Er schaute an seinem Vater vorbei ins Zimmer. »Sorry, Onkel Chuck, tut mir leid.«
»Sorry ist ein guter Anfang«, sagte Chuck, »aber damit ist die Sache noch nicht vom Tisch. Weißt du, wo Jon steckt?«
Peter schüttelte seinen Kopf. »Er hatte bei Rich übernachtet, aber ich weiß nicht, wo er jetzt steckt. Ich hoffe auch, dass er sich nie mehr hier sehen lässt.«
»Nein, das hoffst du nicht. Er reagiert nur so, weil er seine Mutter vermisst. Wir alle vermissen sie. Er kocht vor Wut und weiß nicht, wohin damit – und lässt es deshalb an mir aus. Und an dir. Vielleicht an uns allen.« Durbin berührte seinen Sohn am Arm. »Aber wie ist er nur auf diese Idee gekommen? Nur weil ich Liza Sato besucht habe?«
Peter nickte. »Er glaubt halt, dass du irgendwas mit ihr am Laufen hast. Ich hab ihm gesagt, dass das völliger Blödsinn ist. Dass du Mom geliebt hast …«
»Ich habe deine Mutter geliebt, Peter. Ich habe sie über alles geliebt. Und ich liebe sie immer noch.«
»Genau das hab ich ihm auch gesagt. Ich hab ihm klar zumachen versucht, dass du mit Liza nur befreun det bist. Und das stimmt doch, oder? Das ist doch die Wahrheit?«
»Natürlich«, sagte Durbin. »Das ist die ganze, hundertprozentige Wahrheit.«
Die unmissverständlichen Worte seines Vaters verfehlten ihre Wirkung nicht. Er atmete tief durch den Mund, schloss die Augen und ließ das Gehörte sacken. »Okay«, sagte er. »Dann ist ja alles okay.«
36
Es war kurz nach sechs, als Ro und Eztli zu Hause eintrafen.
Ursprünglich wollte Ro beim »MoMo’s« abgesetzt werden. Er hätte dort zu Abend gegessen und sich dann an der Bar vergnügt, bis Tiffany mit ihrer Schicht durch war. Aber es war Freitag, und Eztli drängte darauf, pünktlich nach Hause zu kommen, weil er sich noch in seinen Smoking werfen musste, um die Curtlees um acht ins Saint Francis Hotel zu fahren, wo eine Weinauktion für irgendeinen karitativen Zweck stattfand. Der Termin war seit einem Monat in seinem Kalender vorgemerkt, und auch wenn die Zeit mit Ro wahre Wunder für seinen Adrenalinspiegel bewirkt hatte, wusste er doch genau, wer allmonatlich seine Schecks ausstellte. Wenn Cliff und Theresa ihn irgendwo brauchten, wäre er natürlich zur Stelle.
Ro – stoned, entspannt und zufrieden mit dem Resultat des Nachmittags – hatte keine ernsthaften Einwände erhoben. Und so hatten sich die drei Curtlees und Eztli gegen sieben in der »Bibliothek« eingefunden – einem kleinen Zimmer mit Kamin und prall gefüllten Bücherregalen, das sich gleich an das Esszimmer anschloss.
Cliff und Theresa, festlich gekleidet, saßen Seite an Seite auf dem Sofa vorm Kamin und teilten sich eine kleine Flasche Roederer-Cristal-Champagner. Ro hatte sich nach dem Duschen ein blaues Seidenhemd und Khakis übergestreift und fläzte sich in einem Sessel zu ihrer Seite. Seine nackten Füße ruhten auf einer Ottomane, während er in der Hand einen Cognacschwenker aus Bleikristall hielt, der gut zwei Finger breit mit Remy Martin gefüllt war. Eztli trug seinen besten Anzug und stand in der Nähe des Kamins, von wo aus er immer ein wachsames Auge auf den einzigen Eingang zum Zimmer hatte. Er hatte auf dem Weg von Sunnyvale kein Gras geraucht und verzichtete in Anwesenheit der Familie auch auf einen Drink. Da er heute als Chauffeur und Bodyguard benötigt wurde, trug er eine Halbautomatik Kaliber 0.40 im Holster unter seiner linken Achsel. Überflüssig zu sagen, dass es sich nicht um die Waffe handelte, die er gegen Matt Lewis gerichtet hatte.
Mit wachsender Begeisterung hörten Cliff und Theresa zu, als Ro von seiner erfolgreichen Begegnung mit Gloria berichtete. »Es war wirklich erstaunlich, Leute. Sie war wie ausgewechselt – was vermutlich passiert, wenn man so lange eine Schuld mit sich herumtragen muss. Sie war eine völlig andere Person. Sie sagte mir, dass sie heute schwere Gewissensbisse habe, weil sie damals gegen mich ausgesagt hat.«
»Das kann ich gut nachvollziehen«, sagte Theresa. »Ich hatte immer den Eindruck, dass sie – bevor sie dann diese Lügen verbreitete – ein wirklich nettes Mädchen war.«
»Sehr nett«, pflichtete Cliff bei. »Und eins der hübschesten obendrein.«
»Das ist sie noch immer«, warf Eztli ein.
»Jedenfalls«, fuhr Ro fort, »und das
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