Der Angeklagte: Thriller (German Edition)
wollte Sie wirklich nicht hängenlassen, aber …«
Er machte eine abwehrende Handbewegung. »Sie müssen sich nicht entschuldigen, Treya.« Sein Gesichtsausdruck wurde ernster. »Ich selbst hätte die Situation nicht auf die leichte Schulter nehmen sollen. Wäre vielleicht auch eine gute Idee gewesen, Gert zu Ihnen nach Los Angeles zu schicken.«
»Es tut mir leid, was mit Ihrem Hund passiert ist.«
»Mir auch.« Sein Lächeln kam nicht so recht überzeugend. »Ich versuche mich mit dem Gedanken zu trösten, dass sie so etwas wie ein Märtyrer für unsere Sache war. Cliff, dieses Arschloch, ließ sie umbringen, um mir Angst einzujagen – und hätte damit fast Erfolg gehabt. Aber stattdessen – und zu meiner eigenen Überraschung – hat mir das Ganze einen Tritt in den Hintern verpasst und dafür gesorgt, dass ich in die Gänge kam. Obwohl es am Ende wohl gar keine Rolle mehr gespielt hat.«
»Doch, hat es. So oder so wäre das Kapitel Ro am Freitagabend geschlossen worden. Aber nur, weil Sie die Zusatzversicherung waren.«
»Mag sein. Zumindest haben Sie das schön formuliert. Aber wenn mir jemand angeboten hätte, Gerts Leben gegen Ros Leben zu tauschen, weiß ich nicht, wie ich reagiert hätte – auch wenn sie nur ein Tier war.«
»Das war Ro auch.«
»Da haben Sie auch wieder recht.« Er wechselte das Thema und deutete auf sein Büro. »Gibt es sonst noch Überraschungen, die mich dort erwarten – vom Gebäck einmal abgesehen?«
Treya schaute auf den Terminplaner, der wie immer gleich neben ihrem Computer lag. »Vi Lapeer möchte mit Ihnen sprechen, sobald Sie ins Büro kommen. Und Mr. Crawford auch.«
»Höchstpersönlich?«
»Höchstpersönlich. Danach ist der nächste Termin erst um zehn, wenn Sie die beiden neuen stellvertretenden Staatsanwälte ins Amt einschwören müssen. Die betreffenden Unterlagen befinden sich im Aktenordner. Mittags haben Sie dann Lunch mit einigen Leuten vom Odd-Fellows-Orden und erzählen ihnen etwas über Katastrophenschutz.«
Farrell kicherte. »Meine Spezialität.«
»Machen Sie sich keine Sorgen. Ich habe Ihnen die wichtigsten Fakten von unserem Informationsbüro zusammenstellen lassen. Auch diese Unterlagen befinden sich im Ordner. Konzentrieren Sie sich nur auf den Ordner und Ihnen kann nichts passieren. Möchten Sie einen Kaffee?«
»Eine Tasse Kaffee wäre wunderbar. Und Treya?«
»Sir?«
»Ich bin froh, dass Sie zurück sind.«
»Entweder habe ich eine Überdosis Vitamin D erwischt«, sagte Glitsky, »oder es ist die ungewöhnliche Variante eines Katers.«
Dismas Hardy hatte an diesem Montagmorgen einen Termin bei Gericht, aber da die vorhergehenden Verhandlungen nicht termingerecht über die Bühne gegangen waren, würde sein Fall wohl erst zur Mittagszeit aufgerufen werden. Also hatte er in Glitskys Büro reingeschaut, um seinen Freund von der Arbeit abzuhalten und ein paar Erdnüsse zu knabbern. »Es gibt keine Überdosis Vitamin D«, sagte er, »und obwohl ich alle Erscheinungsformen des Katers ausführlich studiert habe, bin ich auf deine Variante nie gestoßen. Wie fühlt es sich denn an?«
»Ganz seltsam. Ich habe fast den Eindruck, als ob ich … glücklich sei. Vermute ich einfach mal.«
»Wow.« Hardy knackte eine Erdnuss. »Das wäre in der Tat extrem seltsam. Und es ist richtig niedlich, wie präzise du deine Diagnose formulierst – ganz so, als müsstest du dich dabei auf vage Vermutungen stützen. Leute, schnallt euch an! Glitsky hat einen Lauf.«
Glitsky ignorierte die Süffisanz seines Freundes. »Ich glaube, es war der Strand. Die ganze Sonne.«
»Hey, die Sonne scheint hier auch.«
Glitsky warf einen abschätzigen Blick zum Fenster hinaus. »Ja, aber hier sind es gerade mal zehn Grad. Da unten waren es 28. Das sind immerhin 18 Grad Unterschied.«
»Und selbst in Mathematik ist er ein helles Köpfchen. Aber ich muss zugeben, es ist ein seltenes Vergnügen, dich glücklich zu sehen. Könnte es vielleicht auch was mit den Curtlees zu tun haben?«
Glitsky kaute eine Erdnuss. »Das mag ich nicht ausschließen.«
»Wie viele deiner Fälle haben sich dadurch in Luft aufgelöst?«
»Nun, abgesehen von der Wiederaufnahme des alten Prozesses zumindest Felicia Nuñez und Matt Lewis und Janice Durbin. Gert, Farrells Hund, lassen wir mal außen vor. Dazu kommt, dass Gloria Gonzalvez oder ihre Kinder oder meine Kinder oder wer immer nun nichts mehr von Ro zu befürchten haben.«
Hardy zögerte einen Moment. »Ich will ja nicht
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