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Der Anruf kam nach Mitternacht

Der Anruf kam nach Mitternacht

Titel: Der Anruf kam nach Mitternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tess Gerritsen
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Krankenhelfer vor sich.
    »Nein, bitte!«, flehte Sarah. »Er soll bleiben. Ich möchte ihn bei mir haben!«
    Potter zuckte hilflos die Schultern. Vor sich hin brummend machten sich die Sanitäter wieder an die Arbeit. Aus der Art, wie sie sich ansahen, war offenkundig, was sie über diesen zusätzlichen Passagier dachten. Aber es war besser, Nick in Ruhe zu lassen. Aus Erfahrung wussten sie, dass verzweifelte Ehemänner sture und widerspenstige Menschen sein konnten.
    Und dieser hier war offensichtlich sehr, sehr stur.

15. KAPITEL
    Mit einem Gefühl tiefer Erleichterung sah Potter die Ambulanz abfahren.
    »Mr. Potter?«, sagte eine Stimme hinter ihm.
    Er drehte sich um. Durch die umstehende Menge kam ein holländischer Polizist auf ihn zu.
    »Was ist?«
    »Im Haus ist ein Mann, der Sie zu sprechen wünscht. Ein Amerikaner, denke ich.«
    »Tarasoff soll mit ihm reden.«
    »Er sagte, er wolle nur mit Ihnen sprechen.«
    Potter unterdrückte einen Fluch. Im Moment wäre er am liebsten ins Bett gekrochen. Dennoch ging er zähneknirschend hinter dem Beamten durch den Kordon der Polizisten her und betrat das Berkman-Gebäude.
    Der Beamte wies durch ein Kopfnicken auf die Tür des ersten Büros. »Er ist dort drin.«
    Potter blieb mit gerunzelter Stirn in der Tür stehen. Der Mann stand mit dem Rücken zu ihm und sah aus dem Fenster. Er war völlig in Schwarz gekleidet. Seine goldblonden Haare, auf die durch das Fenster das Morgenlicht fiel, kamen ihm beunruhigend bekannt vor.
    Potter betrat das Zimmer und schloss die Tür hinter sich. »Guten Tag, ich bin Roy Potter«, sagte er. »Sie wollten mich sprechen?«
    Der Mann drehte sich um und lächelte. »Hallo, Mr. Potter!«
    Potter blieb der Mund offen stehen. Es verschlug ihm die Sprache. Was zum Teufel ist hier los?, dachte er. Sehe ich nun auch Gespenster?
    Es war Simon Dance.
    Eine Stunde später drehte sich Simon Dance – der Mann, der auch als Geoffrey Fontaine bekannt war – schließlich um und schlenderte zum Fenster zurück. Dort blieb er einen Moment still stehen. Seine Gestalt hob sich dunkel vor dem Sonnenlicht ab.
    »Das also ist passiert, Mr. Potter«, sagte er leise. »Viel komplizierter die ganze Geschichte, als Sie angenommen hatten. Ich dachte mir, Sie würden es zu schätzen wissen, die Fakten zu erfahren. Im Gegenzug erbitte ich lediglich einen einzigen Gefallen.«
    »Wenn ich es nur gewusst hätte … Warum zum Kuckuck haben Sie mir das nicht schon alles viel früher erzählt?«
    »Zuerst war es nur eine Vermutung. Dann tauchte der Sprengstoff in meinem Hotelzimmer auf. Da war ich mir sicher. Ich wusste, ich konnte Ihnen nicht mehr trauen. Keinem von Ihnen. Die ganze Zeit musste ein Verräter unter Ihnen gewesen sein, und zwar auf höchster Ebene, wie ich zu Recht fürchte.«
    Potter schwieg. Er ahnte, um wen es hier gehen musste.
    »Van Dam«, sagte Dance.
    »Wie können Sie da so sicher sein?«
    Dance zuckte die Schultern. »Warum verlässt ein Mann sein Hotel und telefoniert aus einer Zelle?«
    »Wann war das?«
    »Gestern Nacht, gleich nachdem ich O’Hara den Tipp gegeben hatte.«
    »Der Anruf kam von Ihnen?« Leise fluchend schüttelte Potter den Kopf. »Dann ist es zum Teil mein Fehler. Ich hatte van Dam von dem Hinweis erzählt. Ich musste es ja.«
    Dance nickte. »Zuerst begriff ich nicht, warum er zur Telefonzelle ging. Dann hörte ich, dass gleich darauf Kronen und seine Leute in der Casa Morro aufgetaucht waren. Da wusste ich, es musste van Dam gewesen sein, der Magus angerufen hatte.«
    »Hören Sie, ich brauche mehr Beweise. Aufgrund eines Telefonates kann ich nicht gegen ihn vorgehen.«
    »Natürlich nicht. Aber man hat sich bereits um ihn gekümmert.«
    »Was soll das heißen?«
    »Sie werden das bald begreifen.«
    »Und sein Motiv? Ein Mann wird nicht ohne triftigen Grund zum Verbrecher.«
    Gelassen steckte Dance sich eine Zigarette an und blies das Streichholz aus. »Motive sind eigenartige Sachen. Wir haben sie alle. Jeder hat seine persönlichen Geheimnisse und Wünsche. Wie ich höre, war van Dam ein vermögender Mann.«
    »Seine Frau hat ihm Millionen hinterlassen.«
    »War sie alt, als sie starb?«
    »In den Vierzigern. Es gab da ein Verbrechen, einen Einbruch, glaube ich. Damals war van Dam nicht im Lande.«
    »Natürlich war er das nicht.«
    Potter verstummte. Da war es, das Motiv! Man musste nur gründlich genug suchen. »Ich werde eine interne Untersuchung anstrengen«, sagte er. »Umgehend.«
    Dance lächelte. »Das hat

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