Der Antares-Krieg
ein einziges Schiff zu retten. Als er die Admiralskajüte erreichte, legte er den Schutzanzug ab, den er fast einen Tag lang getragen hatte. Es gelang ihm gerade noch, die Sicherheitskontrolle einzuschalten, bevor er in einen traumlosen Schlaf fiel. Die Hand seiner Frau an seiner Schulter weckte ihn. »Wach auf, Schatz.«
Drake schlug die Augen auf. Irgendwann während der Nacht hatte er sich auf den Rücken gewälzt. Er blinzelte, und einen Augenblick später stemmte er sich auf die Ellbogen und blickte umher. Maschinengeräusche durchdrangen die Schotte, und er fühlte sich von einer gleichmäßigen Beschleunigung auf das Feldbett gedrückt. Es dauerte einen Moment, bis er sich erinnern konnte, wo er war. Phillip Walkirk stand hinter Bethany und blickte auf Richard nieder.
»Wie lange habe ich geschlafen?«, fragte er.
»Beinahe zwanzig Stunden.«
»Was ist mit dem Schiff?«
»Der Kapitän sagt, er habe auf ein g beschleunigt, und wir wären auf Kurs zum Faltpunkt Darthan, um die Blockade zu verstärken.«
»Können wir dort ankommen, bevor sie wieder einen Durchbruch versuchen?«
»Nein, Richard«, antwortete Bethany. »Vor ungefähr einer Stunde unternahmen sie einen weiteren Versuch. Sergej Gower meldet, dass es eine große Kraftanstrengung war und dass wir den Durchbruch verhinderten. Die Ryall sollen annähernd zweihundert Schiffe verloren haben, bei nur zehn eigenen Verlusten.«
»Was?«, sagte er. »Das kann nicht sein.«
»Aber es ist so«, beharrte sie.
»Dann ist der Versuch zu früh gekommen. Die Durchbruchsstreitmacht kann erst in weiteren vierzig Stunden zum Faltpunkt zurückkehren. Die Ryall würden nichts versuchen, solange diese Streitmacht nicht in Position ist, sie zu unterstützen.«
»Aus irgendeinem Grund müssen sie den Operationsplan vorverlegt haben«, meinte Phillip. »Sie haben inzwischen Zeit gehabt, zur Kommunikation Relaisstationen zwischen ihren größeren Heimatsystemen einzurichten. Als sie die Zahl der Schiffe, die beim letzten Versuch durchbrachen, ermittelten, erkannten sie vielleicht, dass es nicht genug war. Vielleicht war der Durchbruch dieser relativ kleinen Streitmacht eine List, um uns zu verwirren. Oder sie drehten einfach durch. Was immer der Grund sein mag, sie unternahmen vor einer Stunde einen Hauptangriff zum Durchbrechen der Darthan-Blockade und mussten teuer dafür bezahlen.«
Drake überdachte, was er gehört hatte, kam etwas wankend auf die Beine und tappte zum kleinen Waschbecken der Kajüte. Kaltes Wasser half ihm, den Schlaf aus den Augen zu vertreiben.
Endlich gab er sich einen Ruck und blickte in den Spiegel. Das Gesicht, das ihm dort entgegenstarrte, war das eines Fremden, eines alten Mannes mit dicken Tränensäcken unter den blutunterlaufenen Augen.
»Wissen Sie, Phillip«, sagte er, »als ich damals den Angriff auf Spica plante, schien es eine einfache taktische Aufgabe. Wir würden mit starken Kräften in das System eindringen, den Feind überraschen und seine Faltpunkte blockieren, bis Wirtschaft und Verkehrswesen der Ryall zusammenbrechen würden. Danach würden wir die Invasion in ihren Bereich fortsetzen und den restlichen Widerstand in einem System nach dem anderen erledigen. Alles sauber, chirurgisch, elegant. Und jetzt sehen Sie uns an.«
»Wir schlugen sie zurück, Admiral, das ist die Hauptsache«, sagte Phillip.
Drake sah den Sandarer im Spiegel an. »Wirklich, Commander? Ist es die Hauptsache für all jene gewesen, die gestern so fern der Heimat gefallen sind? Es war leicht genug, die Beute zu ergreifen. Warum ist es so verdammt schwierig, sie festzuhalten?«
»Weil wir einen starken Feind haben, dessen Überleben davon abhängt, dass er die Beute unserem Griff entreißt«, erwiderte Walkirk. »Sie müssen uns besiegen. Sie haben keine andere Wahl. Genauso geht es uns. Wir müssen verhindern, dass wir besiegt werden. Auch wir haben keine andere Wahl. Wenn wir die Leben aller Menschen opfern müssen, die jetzt in diesem System sind, Admiral, wird es das Opfer wert sein – wenn wir uns denn behaupten können.«
»Wie, wenn unsere Bevölkerungen und nach ihnen die Entscheidungsträger die Geduld verlieren, wenn sie immer neue Verlustmeldungen erhalten?«, fragte Drake in einem Ton, der mehr wie ein Hilferuf denn wie eine Frage klang.
»Deshalb bin ich hier herausgekommen, Richard«, sagte Bethany. »Ich glaube, ich weiß, wie dieser verdammte Krieg beendet werden kann, bevor die eine oder die andere Seite ausgerottet
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