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Der Aufbewarier (German Edition)

Der Aufbewarier (German Edition)

Titel: Der Aufbewarier (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Béla Bolten
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kaum etwas anderes übrig, als im Haus und in der Nachbarschaft zu fragen, ob jemand eine Frau im Alter zwischen zwanzig und vierzig, maximal fünfundvierzig Jahren vermisst. Vielleicht ist der Rest der Dame irgendwo anders aufgetaucht.«
    »Dein Wort in Gottes Ohr, Axel. Ist dir sonst noch irgendetwas aufgefallen? Du hast sie ja schließlich gefunden.«
    »Vor dem Luftangriff scheint der Karton noch nicht da gewesen zu sein. Es konnte sich wenigstens keiner der Hausbewohner und Nachbarn, die den Luftschutzkeller benutzen, daran erinnern. Der Luftschutzwart schwört auch tausend Eide, dass die Kiste erst während des Angriffs dort deponiert worden ist.«
    »Dann ist der Mann, den wir suchen, auf jeden Fall ein abgebrühter Hund. Einen derart schweren Kasten bei völliger Dunkelheit durch die Stadt zu schleppen, während über dir die Bomber dröhnen, ist nichts für schwache Nerven.«
    »Andererseits ist die Gefahr, entdeckt zu werden, nie geringer als in so einer Stunde. Kein Mensch auf der Straße, alle hocken in ihren Kellern. Augenzeugen brauchen wir wohl gar nicht erst zu suchen.«
    Daut schlang die Arme um den Körper.
    »Lass uns reingehen, Ernst. Mir ist kalt.«
    »Geh du in den Keller und pass auf, dass keiner die Leiche anrührt. Ich fahre ins Präsidium und schicke dir die Techniker her. Anschließend kümmerst du dich darum, dass die kühle Dame in die Gerichtsmedizin kommt. Vielleicht können die Leichenschnippler noch etwas zur Identifizierung beitragen.«
    Daut schlug die Hacken zusammen und führte die Hand an den Tschako.
    »Zu Befehl, Herr Kriminalkommissar.«
    Rösen schüttelte den Kopf. Warum traf er in der letzten Zeit nur so oft den falschen Ton, wenn er mit Daut redete? Es tat ihm leid, aber er winkte nur ab und ging davon.

Vier
     
    Daut hielt im Keller Leichenwache und fror dabei entsetzlich. Nach zwei Stunden tauchten die Techniker auf, machten ein paar Fotos und suchten den Boden nach eventuellen Spuren ab. Erfolglos. Nach einer halben Stunde packten sie zusammen und waren verschwunden. Daut wartete auf den Leichentransporter. Als er eine weitere Stunde später immer noch nicht da war, reichte es ihm. Dann nahm er die Sache eben selber in die Hand.
    »Willi«, sagte er zu dem vor dem Haus Wache haltenden Gisch, »wir können hier warten, bis wir schwarz werden. Die haben uns vergessen, oder alle Leichentransporter sind anderweitig im Einsatz. Wir brauchen einen Handwagen und eine Transportkiste. Unser unvollständiges Opfer ist ja nicht so schwer zu transportieren.«
    »Eine Handkarre steht hinten im Hof beim Revier.«
    Gisch hatte es kaum ausgesprochen, schon war er weg. Daut fragte den Blockwart, der sich im Hausflur herumdrückte, um ja nichts zu verpassen: »Wissen Sie, wo ich eine Kiste finde, die groß genug ist für den Torso?«
    Der Mann überlegte angestrengt, zumindest deutete sein in strenge Falten gelegtes Gesicht auf gesteigerte Hirnaktivität hin. Daut wurde schon ungeduldig und wollte an einer der Haustüren klingeln, als der Blockwart eine Eingebung hatte.
    »Der Möller hat eine Munitionskiste im Keller. Die müsste passen.«
    Tatsächlich erwies sich Möllers Munitionskiste als groß genug. Der mit Eisen beschlagenen Kasten maß knapp einen Meter mal siebzig Zentimeter. Das sollte für den Oberkörper samt rechtem Arm reichen, die Frau war zum Glück nicht allzu groß gewesen. Der Blockwart schleppte die Kiste in den Keller und stellte sie neben den Torso. Anschließend trat er zwei Schritte zurück und schaute Daut erwartungsvoll an, der ihn anblaffte:
    »Glauben Sie, ich schaffe das alleine?« Er hob den Arm mit der Prothese.
    »Russland?«
    »Nein, Frankreich. 1918.«
    Daut stellte sich ans kopflose Ende der Leiche und legte seinen rechten Arm unter ihre Schultern. Mit der Holzhand stabilisierte er den Körper an der linken Seite. Dann bedeutete er dem Blockwart mit Kopfnicken, die Beinstumpfe zu greifen, wozu der sich erst nach einigen Sekunden durchringen konnte. Mit Schwung hoben sie den Leib in die Kiste. Schwieriger war es, den Arm so auf den Bauch der Frau zu platzieren, dass sich der Deckel schließen ließ. Zum Glück war die Leichenstarre noch nicht eingetreten oder hatte sich bereits wieder gelöst. Daut überlegte, wie der zeitliche Ablauf war, und glaubte sich zu erinnern, dass die Totenstarre etwa zwölf Stunden nach Eintritt des Todes voll ausgeprägt ist. Spätestens achtundvierzig Stunden später löste sie sich wieder, das Opfer dürfte also schon vor

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