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Sagan

Sagan

Titel: Sagan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacquelyn Frank
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1
    Das speziell für seine Spezies entwickelte Gift, das durch seinen Körper floss, hatte viele heftige Auswirkungen, doch als ein bestimmtes Symptom ihn übermannte, bemerkte er die anderen nicht mehr.
    Halluzinationen.
    Sagan konnte die Wirklichkeit kaum von den seltsamen Schüben unterscheiden, die sich in seinem fiebrigen Verstand abspielten. Der Priester wehrte sich mit aller Kraft dagegen, indem er sich auf einfache Tatsachen konzentrierte. Auf etwas, was die Verbindung zum Hier und Jetzt aufrechterhielt, anstatt ihn in eine albtraumhafte, unwirkliche Welt zu stürzen.
    Ich bin Sagan. Ich bin ein Bußpriester, einer der fünf von den Göttern auserwählten Oberpriester. Ich spüre diejenigen auf, die sündigen, und zwinge sie, zu büßen für das, was sie getan haben. Ich bin ein Schattenwandler, und meine Welt ist ein nächtliches Reich schützender Dunkelheit.
    Ich werde sterben.
    Sagan fand tatsächlich Trost in dieser Wahrheit, wie auch in allen anderen, denn er wusste, dass sie Gültigkeit hatten. Er wusste, dass er einen entscheidenden Kampf gegen die Feinde des Sanktuariums, des Ordenshauses der Schattenbewohner und des Hofs der Kanzler, verloren hatte. Die verruchte
K’ypruti
Nicoya hatte ihre Waffen in das Gift getaucht, das nun in ihm brannte, und es hatte nur einen kleinen Kratzer gebraucht, um ihn zu Fall zu bringen. Jetzt würde sie siegreich in die Welt hinausgehen, um, wie ihre Mutter Acadian, ihre finsteren Machenschaften zu betreiben, sie würde ihn von ihren Lakaien wegbringen lassen und ihn zu ihrem neuesten Spielzeug machen.
    Vorausgesetzt, er überlebte so lange. Und nachdem er Acadians teuflisches Werk auf dem gefolterten und vernarbten Körper eines Freundes gesehen hatte, schöpfte er daraus tatsächlich einen gewissen Trost. Schließlich war er ein tiefgläubiger Mann, und er musste darauf vertrauen, dass
Drenna
ihn liebevoll empfangen würde, sobald er ins Jenseits hinüberglitt.
    Doch bis dahin …
    Der Priester schrie auf, als das Gift in jedem einzelnen Nerv seines Körpers einen brennenden Schmerz auslöste. Im einen Moment war der Schmerz belebend und klärend, und im nächsten tobte in seinem Verstand ein wildes Durcheinander aus chaotischen Bildern und schrillen Visionen. Im einen Moment wähnte er sich im Schattenreich, wo er sich in einer lichtlosen Sphäre bewegte, um einem Verfolger zu entkommen, und im nächsten im Traumreich, und er selbst war der Verfolger, der Sünder jagte.
    Alles verschwamm und vermischte sich miteinander, bis jeder Winkel seines Gehirns in rastloser Aktivität aufblitzte. Die Nerven seines Körpers und seines Geistes waren völlig überreizt, und wie bei einer schweren Störung in einem Elektrizitätswerk brach alles zusammen.
    Irgendetwas stimmte hier nicht.
    Valera wusste es sofort, als sie in die Dunkelheit des Alaska-Morgens hinaustrat. Es war Winter, und es war fast die ganze Zeit dunkel. In anderen Teilen der Welt wurde es hell, doch in ihrem kleinen abgeschiedenen Teil von Zentralalaska herrschte schon seit geraumer Zeit der Nachthimmel.
    Valera war daran gewöhnt. Sie war auch die schreckliche Kälte gewöhnt, als sie vor ihre Hütte trat, um die bewaldeten Berge zu betrachten. Sogar das ständige Heulen des Winds und die Schneeverwehungen waren so, wie es sein sollte.
    Was also stimmte hier nicht?
    Sie war es nicht gewohnt, ihre Intuition zu missachten, doch es war zu kalt, um sich mit der Angelegenheit zu beschäftigen, während sie wie eine Idiotin draußen im Schnee stand. Sie beeilte sich, Feuerholz zu holen, wobei sie mehrmals zwischen dem Holzstoß und dem Vorraum hin- und herging, wo sie es für den gemütlichen Kamin lagerte, den sie in dieser Jahreszeit ständig am Brennen hielt. Ein paarmal hielt sie inne, um sich umzusehen und herauszufinden, was anders war.
    Es war wirklich lachhaft. Ihr nächster Nachbar war eine Art Forschungsstation, die mindestens hundert Meilen entfernt war und die viel höher lag. Und ehrlich gesagt war der Weg zu weit, um sich mal eben eine Tasse Mehl zu leihen, weshalb sie den Ort noch gar nie gesehen hatte. Sie wusste nur, dass es ihn gab.
    Sie ging ein letztes Mal Holz holen und eilte dann zum Vorratsschuppen. Sie versicherte sich, dass genug Treibstoff in dem großen Generator war, und beschloss, etwas von dem gefrorenen Fleisch mit hineinzunehmen, das sie in dem brandgeschützten Bau sicher verwahrt hatte. Als sie erneut hinaustrat, hörte sie ein seltsames Scharren hinter der Hütte.
    Ein

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