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Der Aufstand

Der Aufstand

Titel: Der Aufstand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sean McCabe
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Schwert wieder in die Scheide zurück und strahlte ihn mit ihrem rot glänzenden Mund an. Sie griff nach ihm, verschränkte ihre blutigen Finger hinter seinem Kopf und zog sein Gesicht zu sich heran. Sie drückte es an ihren Busen wie eine Mutter, die einem Säugling die Brust geben will, und warf erregt den Kopf in den Nacken. Als sie ihn wieder losließ, war das Gesicht des Mannes blutverschmiert, und er taumelte einen Schritt zurück. Er sah aus, als würde er jeden Augenblick zusammenbrechen.
    Noch immer stand der Anführer abseits und leckte sich ruhig die Lippen, während die letzten Tropfen Blut von dem sterbenden Mädchen herabregneten. Sie stieß noch einen gurgelnden Laut aus, bevor ihr Körper an der Kette erschlaffte.
    Dec war kaum in der Lage, seine Gedanken zu ordnen, bis es ihn wie ein Hammerschlag traf.
    Wo war Kate?
    Eine zweite Falltür öffnete sich, und dann sah er sie. Nackt und angekettet, genau wie das andere Mädchen. Ihr blasser Körper strahlte im Feuerschein, ihre vollen, glänzenden Locken hingen herab.
    Die Schwarzhaarige wischte sich das Blut vom Mund, und ein leuchtend roter Streifen zog sich über ihr Gesicht. Wilde Grausamkeit blitzte in ihren Augen auf, als sie ein zweites Mal ihr Schwert zückte und sich auf den Hieb vorbereitete wie eine schöne, aber tödliche Kobra auf ihren nächsten Biss, während die Blonde voller Vorfreude mit leicht geöffnetem Mund zuschaute.
    Dec wollte schreien, doch seine Kehle war vor Entsetzen wie zugeschnürt. Kurz bevor die Klinge Kate den Hals aufgeschlitzt hätte, hob der Anführer die Hand.
    «Halt, Lillith. Anastasia, zurück mit dir! Diese hier will ich für mich allein.» Seine Stimme hallte in der Gruft wider. Die Frau namens Lillith senkte die Waffe und blickte ihn überrascht an, während die Blonde augenblicklich gehorchte.
    «Das ist nicht fair, Bruder», sagte Lillith neckisch.
    «Lass sie los.»
    Lillith bleckte die Zähne.
    Dec starrte entsetzt auf den Mund der Frau, in dem plötzlich Reißzähne saßen, die zuvor noch nicht da gewesen waren; lang, gebogen und spitz hoben sie sich in strahlendem Weiß von ihren blutigen Lippen ab.
    Der Anführer trat entschlossen einen Schritt auf Lillith zu und schlug ihr mit voller Wucht ins Gesicht. Sie schrie auf vor Wut und Schmerz, dann ging sie zu Boden. Er streckte ihr warnend den Zeigefinger entgegen, bevor er sich Kate zuwandte, um ihr über die Haut zu streichen.
    «Sie gehört mir», sagte er.
    Dec hatte genug gesehen. Er musste hier raus. Die Polizei rufen oder sonst wen. Hilfe holen. Er wandte sich ab, fast ohne zu atmen, und versuchte verzweifelt, seinen rasenden Puls unter Kontrolle zu bekommen, während er auf Zehenspitzen so schnell wie möglich seinen Rückweg durch die Gruft antrat.
    Als er die Treppe erreicht hatte, begann er wie ein Wahnsinniger zu rennen und schluckte den galligen Geschmack hinunter, der ihm die Kehle hochstieg.
    Ein paar schreckliche Minuten lang lief er orientierungslos durch das riesige Haus, durch vornehme Korridore. Schließlich riss er eine Tür auf und fand sich in einer Bibliothek wieder, deren bis zum Boden reichende Fenster in die Dunkelheit starrten. Er rannte hinüber, doch sie waren verschlossen. Irgendwie musste er ins Freie gelangen. Als er sich voller Panik umsah, fiel ihm auf einem Schreibtisch ein großer Briefbeschwerer aus Quarz ins Auge. Er packte ihn und schleuderte ihn gegen eines der Fenster. Das Glas zersplitterte mit lautem Klirren, er zwängte sich durch das gezackte Loch und taumelte in die Nacht hinaus.
    Dec blickte nicht zum Haus zurück, sondern sprintete zur Mauer, kletterte hinüber und rannte zu seinem Wagen. Seine Hände zitterten so sehr, dass er nur mit größter Mühe den Schlüssel ins Zündschloss bekam, doch dann sprang der Motor an, und er fuhr los.
    Während er davonraste, riss er sein Handy aus der Tasche und wählte den Notruf.
    Verdammt!
Der Akku war leer. Er schleuderte das Handy weg und fuhr noch schneller durch die neblige Nacht. Irgendwo musste es doch ein öffentliches Telefon geben, dachte er, doch außer Landschaft sah er nichts. Er drückte noch fester aufs Gaspedal und ließ den Fuß volle fünf Minuten lang in dieser Stellung. War denn da gar nichts? Wo befand er sich eigentlich?
    Nach vielen Kilometern sah er durch die Bäume ein Licht. Ein Haus, vielleicht eine Dorfwirtschaft.
    Dec starrte eine halbe Sekunde zu lange auf das Licht. Als er den Blick wieder auf die Straße richtete, war es bereits zu spät.

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