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Der Auftraggeber

Der Auftraggeber

Titel: Der Auftraggeber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Silva
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italienischer Graf, ein blondgelockter hübscher Engländer, den alle Lord Reggie nannten, und ein schwarzer Jazzmusiker, der Gitarre wie Al DiMeola spielte. Die Geräuschkulisse erinnerte an den Turmbau zu Babel. Die Unterhaltung wechselte von Französisch zu Englisch, von Englisch zu Italienisch, danach von Italienisch zu Spanisch. Emily beobachtete, wie Leila sich durch die Wohnung schlängelte, Küßchen verteilte, Zigaretten anzündete und Konversation machte. Sie bewunderte die Leichtigkeit, mit der Leila Freunde gewann und sie zusammenbrachte.
    »Er ist hier, weißt du, Emily - der Mann, in den du dich verlieben wirst.«
    René, der irgendwo aus dem Süden, aus einem Dorf in den Bergen oberhalb von Nizza kam, von dem Emily noch nie gehört hatte. René, der etwas Geld geerbt und nie die Zeit oder den Drang gehabt hatte, etwas zu arbeiten. René, der viel reiste. René, der sehr belesen war. René, der Politik verabscheute »Politik ist eine Beschäftigung für geistig Minderbemittelte, Emily. Politik hat nichts mit dem wirklichen Leben zu tun.«
    René, der auf den ersten Blick eher unauffällig aussah, bis man bei genauerem Hinsehen entdeckte, daß er eigentlich recht gut aussah. René, dessen glühender Blick von irgendeiner geheimen Hitzequelle gespeist wurde, die Emily nicht ergründen konnte. René, der nach Leilas Abendeinladung mit Emily ins Bett ging und sie unerhörte Dinge fühlen ließ, die sie nie für möglich gehalten hätte. René, der sagte, er wolle für ein paar Wochen in Paris bleiben - »Glaubst du, daß ich bei dir unterkriechen könnte, Emily? Leila hat keinen Platz für mich. Du kennst Leila. Zu viele Klamotten, zuviel Zeug. Zu viele Männer.«
    René, der sie wieder glücklich gemacht hatte. René, der das Herz, das er geheilt hatte, eines Tages brechen würde.
    Er entglitt ihr bereits; sie spürte ihn mit jedem Tag etwas distanzierter werden. Er verbrachte mehr und mehr Zeit allein, verschwand jeweils für ein paar Stunden und tauchte unangemeldet wieder auf. Sie fürchtete, er treffe sich mit einer anderen Frau. Mit einer knochigen Französin, stellte sie sich vor. Mit einer Frau, der er nicht erst beibringen mußte, wie man sich liebte.
    An diesem Herbstabend war Emily auf den schmalen Straßen von Montparnasse zur Rue Norvins unterwegs. Dort blieb sie unter der purpurroten Markise eines Bistros stehen und warf einen Blick durchs Fenster. René saß an einem Tisch in der Nähe der Tür. Komisch, wie er immer darauf bestand, in der Nähe des Eingangs zu sitzen. Er war mit einem Mann zusammen: schwarzhaarig, ein paar Jahre jünger. Als Emily das Bistro betrat, stand der Mann auf und ging rasch hinaus. Emily ließ ihren Mantel von den Schultern gleiten und setzte sich. René schenkte ihr ein Glas Wein ein. »Wer war dieser Mann?« fragte sie.
    »Jemand, den ich früher gekannt habe.«
    »Wie heißt er?«
    »Jean«, antwortete er. »Möchtest du…« »Dein Freund hat seinen Rucksack vergessen.« »Der gehört mir«, sagte René und legte eine Hand darauf. »Wirklich? Ich habe dich noch nie mit einem gesehen.« »Glaub mir, Emily, er gehört mir. Bist du hungrig?« Und du wechselst wieder das Thema. »Ich bin halb  verhungert«, behauptete sie. »Ich bin den ganzen Nachmittag in der Kälte herumgelaufen.«
    »Tatsächlich? Aber wozu denn?«
    »Ich habe über verschiedene Dinge nachgedacht. Nichts Ernstes.«
    Er nahm den Rucksack vom Stuhl und stellte ihn neben sich auf den Fußboden. »Worüber hast du nachgedacht?«
    »Wirklich, René… es war nicht weiter wichtig.«
    »Früher hast du mir alle deine Geheimnisse anvertraut.«
    »Ja, aber du hast mir deine nie wirklich erzählt.«
    »Regt dieser Rucksack dich noch immer auf?«
    »Er regt mich nicht auf. Ich bin nur neugierig, das ist alles.«
    »Also gut, wenn du's unbedingt wissen mußt - er ist eine Überraschung.«
    »Für wen?«
    »Für dich!«
    Er lächelte. »Ich wollte sie dir später geben.«
    »Du hast mir einen Rucksack gekauft? Wie aufmerksam von dir, René. Wie romantisch.«
    »Die Überraschung steckt in dem Rucksack.«
    »Ich mag keine Überraschungen.«
    »Warum nicht?«
    »Weil meiner Erfahrung nach die Überraschung selbst nieganz der Vorfreude auf die Überraschung entspricht. Ich bin  schon zu oft enttäuscht worden. Ich will nicht wieder enttäuscht werden.«
    »Emily, ich werde dich nie enttäuschen. Ich liebe dich zu sehr.«
    »Oh, René, ich wollte, das hättest du nicht gesagt.«
    »Es ist aber zufällig die

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