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Der aufziehende Sturm

Der aufziehende Sturm

Titel: Der aufziehende Sturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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dieses Mal flüsternd. »Ich bin eine der wenigen in der Burg, die einen guten Vorwand hat, sich zwischen den verschiedenen Ajah-Quartieren zu bewegen. Ich kann helfen, das zu heilen, was zerbrochen wurde, aber ich werde Eure Hilfe brauchen.«
    Meidani zögerte, dann nickte sie. »Also gut.«
    »Ihr da!«, keifte Elaida und baute sich vor Egwene auf. »Raus! Ich will, dass Ihr Silviana sagt, dass sie Euch prügelt, wie sie noch nie zuvor eine Frau geprügelt hat! Ich will, dass sie Euch bestraft, Euch dann auf der Stelle Heilt und Euch wieder schlägt! Geht!«
    Egwene stand auf und gab ihr Tuch einem der Diener. Dann ging sie zur Tür.
    »Und glaubt ja nicht, dass Euch Eure Ungeschicklichkeit von Euren Pflichten entbindet«, fuhr Elaida hinter ihr fort. »Ihr werdet zurückkehren und mich an einem anderen Tag bedienen. Und solltet Ihr dann auch nur einen Tropfen verschütten, lasse ich Euch eine Woche lang in eine Zelle ohne Fenster oder Licht sperren. Habt Ihr das verstanden?«
    Egwene verließ den Raum. War diese Frau je eine wahre Aes Sedai gewesen, die ihre Gefühle unter Kontrolle hatte?
    Allerdings hatte auch sie die Kontrolle über ihre Gefühle verloren. Sie hätte nie zulassen dürfen, an einen Punkt zu kommen, wo sie gezwungen war, die Suppe fallen zu lassen. Sie hatte unterschätzt, wie wütend einen Elaida machen konnte, aber das würde nicht noch einmal geschehen. Sie beruhigte sich, atmete ein und aus. Zorn half ihr nicht. Man wurde nicht wütend auf das Wiesel, das sich auf den Hof schlich und die Hennen fraß. Man legte einfach eine Falle aus und entledigte sich des Tiers. Wut war sinnlos.
    Mit noch immer nach Pfeffer und anderen Gewürzen riechenden Händen begab sie sich auf die unterste Ebene der Burg, zum Speisesaal der Novizinnen neben der Hauptküche. Während der vergangenen neun Tage hatte sie hier oft gearbeitet; von jeder Novizin wurde verlangt, schmutzige Arbeit zu tun. Die Gerüche dieses Ortes - Holzkohle und Rauch, brodelnde Suppen und scharfe, unparfümierte Seife - waren ihr sehr vertraut. Eigentlich unterschieden sie sich gar nicht so sehr von der Küche im Gasthaus ihres Vaters daheim in den Zwei Flüssen.
    Der weiß gestrichene Raum war leer, niemand saß an den Tischen, aber auf einem stand ein kleines Tablett, das mit einem Topfdeckel abgedeckt war, um es warm zu halten. Ihr Kissen war auch da, von den Novizinnen zurückgelassen, um die harte Bank weicher zu machen. Egwene ignorierte das Kissen, wie sie es immer tat, obwohl sie dankbar für die Geste war. Sie setzte sich und hob den Deckel von der Mahlzeit. Leider stand da nur eine Schüssel mit der gleichen braunen Suppe. Da war keine Spur von dem Braten, der Sauce oder den langen dünnen gebutterten Bohnen, die den Rest von Elaidas Mahlzeit gebildet hatten.
    Aber es war etwas zu essen, und Egwenes Magen war dankbar dafür. Elaida hatte ihr nicht befohlen, augenblicklich zu ihrer Bestrafung zu gehen, also hatte Silvianas Befehl, zuerst zu essen, Vorrang. Oder zumindest konnte man es so darstellen, um sich zu schützen.
    Sie aß leise und allein. Die Suppe war in der Tat sehr gewürzt und schmeckte genauso nach Pfeffer, wie sie gerochen hatte, aber das war egal. Davon abgesehen war sie eigentlich ganz gut. Man hatte ihr auch ein paar Stücke Brot gelassen, wenn auch vom Laibende. Alles in allem keine schlechte Mahlzeit für jemanden, der geglaubt hatte, gar nichts zu bekommen.
    Nachdenklich aß sie, hörte zu, wie Laras und das Küchenpersonal im Nebenraum die Töpfe schrubbte, und war überrascht, wie ruhig sie war. Sie hatte sich verändert; etwas war anders an ihr. Elaida zu beobachten und endlich die Frau zu konfrontieren, die die ganzen Monate ihre Rivalin gewesen war, hatte sie gezwungen, ihre Handlungen in einem neuen Licht zu betrachten.
    Sie hatte geglaubt, Elaida unterminieren und von innen heraus die Kontrolle über die Weiße Burg übernehmen zu können. Jetzt erkannte sie, dass sie Elaidas Autorität gar nicht untergraben musste. Die Frau erledigte das mühelos selbst. Egwene konnte sich gut die Reaktion der Sitzenden und der Anführerinnen der Ajahs vorstellen, wenn Elaida ihre Absicht verkündete, die Drei Eide zu verändern!
    Elaida würde irgendwann stürzen, mit oder ohne ihre Hilfe. Als Amyrlin bestand Egwenes Pflicht nicht darin, diesen Sturz zu beschleunigen - sondern alles in ihrer Macht Stehende zu tun, die Burg und ihre Bewohner zusammenzuhalten. Sie konnten es sich nicht leisten, sich noch weiter zu

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