Mach mich gierig!
Wellsex
Madison saß missmutig in ihrem gemütlichen Sessel, ihr Smartphone in der Hand, und sah sich auf der Website von »Rent-a-Man« um. Sie brauchte mal wieder einen Mann für »gewisse Stunden« und hatte mit diesem Service schon gute Erfahrungen gemacht, auch wenn es nicht genau das war, was Madison wollte. Eine feste Beziehung wäre ihr Traum, aber woher die Zeit nehmen, nach Mr Right zu suchen? Sie lebte in einer hektischen Welt, in der nur noch Qualität, Produktivität und Erfolg zählten.
»Wie fantastisch muss es zu Großmutters Zeiten gewesen sein«, murmelte sie und seufzte. Die Menschen hatten sich nach der Arbeit oder am Wochenende getroffen, um ins Kino zu gehen oder Bowling zu spielen.
Eine Arbeitskollegin hatte Madison die Adresse eines Luxushotels gegeben, wo ganz besondere Dienste angeboten wurden. Ob sie das mal ausprobieren sollte?
Madison drückte ihren Zeigefinger auf den Bildschirm des Smartphones und die Benutzeroberfläche baute sich sofort auf. Nach einem weiteren Tipp auf »Notizen« leuchtete ihr eine Adresse entgegen, die Madison gleich in den Browser eingab. Es öffnete sich eine ansprechende Seite mit dem Namen »Wellsex«. Sie zeigte ein wunderschönes historisches Gebäude, das mit seinen spitzen Rundtürmen und den hohen Bogenfenstern wie ein Märchenschloss aussah. Das Chateau lag mitten in einem weitläufigen Park; im Hintergrund wuchsen Wacholder und Kiefern, wie es typisch für die Rocky Mountains war.
»Wow, so viel Natur!« Madisons Begeisterung steigerte sich. Schnell überflog sie das Intro: Sie wollen raus aus dem Alltag, ein Abenteuer nach Ihren Vorstellungen erleben und sich mal so richtig verwöhnen lassen? Dann sind Sie bei uns richtig. Chateau Belleville erfüllt Ihre geheimsten Wünsche und lässt Ihre dunkelsten Sehnsüchte wahr werden. Sie allein bestimmen die Regeln! Melden Sie sich noch heute an und betreten Sie das Reich der Sinne ...
Warum nicht statt Wellness einmal »Wellsex« buchen, hatte ihre Kollegin Carol gemeint, die von diesem Angebot ganz begeistert war und es schon öfter genutzt hatte.
Madisons Zeigefinger zuckte auf dem Eingabefeld, bevor sie sich überwand, es anzutippen. Sie wurde auf eine andere Seite weitergeleitet, wo sie anonym einen Fragebogen ausfüllen konnte. Erst am Ende musste der Kunde die Anmeldung bestätigen, also konnte sie sich das Angebot in Ruhe ansehen.
Die Eingangsfragen waren noch recht harmlos. Das Programm wollte wissen, ob sie männlich oder weiblich war, ihr Alter, das Gewicht und sogar ihre Schuhgröße.
Sind Sie lieber der dominante oder eher der passive Part?
Sie tippte passiv an.
Wollen Sie gequält oder ausgepeitscht werden?
Madison sog die Luft ein. »Bloß nicht!«, stieß sie aus und drückte auf Nein. Keine SM-Spielchen!
Wünschen Sie Analsex?
»Nein!« Madison konnte auch dieser Praktik nichts abgewinnen.
Es folgten unzählige weitere Fragen über ihre Vorlieben, mit wie vielen Partnern sie Sex haben wollte, wie viele davon männlich oder weiblich sein sollten. Madison entschied sich für zwei Männer und eine Frau. Sie hatte es noch nie mit einer Frau gemacht, daher war Madison ein wenig neugierig.
Wollen Sie Geräte benutzen?
Madison wählte eine Session in der Liebesschaukel. Allerdings wollte sie darin festgebunden werden, sodass sie selbst der passive Part war und sich die anderen an ihr bedienen mussten.
Allein bei diesem Gedanken spürte sie ein Prickeln in ihrem Schoß. Wenn sie sich vorstellte, wie sie mit gespreizten Beinen in der Schaukel hing und die Männer konnten sie nach Belieben befingern und stoßen ... Das war schon immer eine geheime Fantasie von ihr gewesen.
Wünschen Sie einen Abholservice?
Madison bejahte. Wenn sie sich schon ein so teures Vergnügen gönnte, dann wollte sie auch das volle Programm. Sie buchte noch eine Massage dazu und eine Übernachtung in der Luxus-Suite.
Bei der Höhe der Summe wurden ihre Augen groß. »Für den Preis erwarte ich aber ein paar extrem leckere Männer«, sagte sie. »Und den Orgasmus meines Lebens!«
Da die Ära des Bargeldes schon ein paar Jahre zurücklag, musste sich Madison unbedingt noch eine dieser altmodischen Geldkarten besorgen, auf der keine persönlichen Daten von ihr gespeichert waren. Denn mit ihrem Daumenabdruck oder ihrer Kreditkarte wollte sie auf keinen Fall bezahlen. Es schmerzte sie, dass ein ganzes Monatsgehalt für das Angebot draufging, und sie hoffte, dass es das auch wert war.
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