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Der aufziehende Sturm

Der aufziehende Sturm

Titel: Der aufziehende Sturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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durch Gewässer, die von den Seanchanern kontrolliert werden. Die Invasoren waren sehr eifrig mit ihren Patrouillen, und unsere Schiffe mussten bei mehreren Gelegenheiten umkehren und die Flucht ergreifen. Habt Ihr erwartet, wir könnten Eure Nahrungsmittel augenblicklich herbeischaffen? Vielleicht hat Euch die Bequemlichkeit dieser Wegetore ungeduldig gemacht, Coramoor. Wir müssen uns mit den Realitäten der Schifffahrt und des Krieges abmühen, selbst wenn das für Euch nicht gilt.«
    Ihr Tonfall deutete an, dass er sich in diesem Fall mit den Realitäten abfinden musste. Er schüttelte den Kopf. »Ich erwarte Ergebnisse, keine Verzögerungen. Es mag euch widerstreben, unsere Vereinbarung erfüllen zu müssen, aber ich akzeptiere keine Verzögerungen, nur um etwas zu beweisen. Weil ihr so langsam seid, sterben Menschen.«
    Harine sah aus, als hätte man sie geohrfeigt. »Sicherlich will der Coramoor nicht andeuten, wir würden uns nicht an unsere Abmachung halten.«
    Das Meervolk war stur und stolz, vor allem die Herrinnen der Wogen, und erinnerte ihn an die Aes Sedai. Er zögerte. Ich sollte sie nicht so beleidigen, nur weil ich wegen anderer Dinge frustriert bin. »Nein«, sagte er schließlich. »Nein, das wollte ich nicht andeuten. Sagt mir, Harine, hat man Euch wegen unseres Handels schlimm bestraft?«
    »Man hat mich nackt an den Knöcheln aufgehängt und geschlagen, bis ich nicht mehr schreien konnte.« Sobald die Worte ihren Mund verlassen hatten, riss sie entsetzt die Augen auf. Beeinflusst von Rands ta'veren sagten Leute oft Dinge, die sie gar nicht zugeben wollten.
    »So schlimm?« Er war ehrlich überrascht.
    »Nicht so schlimm, wie es hätte sein können. Ich behalte meine Position als Herrin der Wogen für meinen Clan.«
    Aber es war offensichtlich, dass sie einen großen Gesichtsverlust erlitten oder sich großes Toh aufgeladen hatte oder wie auch immer das verdammte Meervolk seine Ehre nannte. Selbst wenn er nicht anwesend war, verursachte er Schmerzen und Leid!
    »Ich freue mich, dass Ihr zurückgekehrt seid«, zwang er sich zu sagen. Kein Lächeln, aber einen freundlicheren Tonfall. Das war das Beste, zu dem er imstande war. »Ihr habt mich mit Eurer Unerschütterlichkeit beeindruckt, Harine.«
    Sie nickte dankbar. »Wir werden unsere Abmachung einhalten, Coramoor. Seid unbesorgt deswegen.«
    Etwas anderes fiel ihm ein, eine der ursprünglichen Fragen, wegen der er gekommen war. »Harine. Ich möchte Euch eine möglicherweise heikle Frage über Euer Volk stellen.«
    »Ihr dürft fragen«, sagte sie vorsichtig.
    »Wie geht das Meervolk mit Männern um, die die Macht lenken können?«
    Sie zögerte. »Das ist eine Angelegenheit, die Küstenbewohner nichts angeht.«
    Er erwiderte ihren Blick. »Wenn Ihr mir die Frage beantwortet, werde ich Euch im Gegenzug auch eine Frage beantworten.« Mit den Atha'an Miere kam man am besten zurecht, wenn man sie nicht drängte und einzuschüchtern versuchte, sondern ihnen ein Geschäft anbot.
    Harine zögerte noch immer. »Wenn Ihr mir zwei Fragen beantwortet«, sagte sie dann, »werde ich antworten.«
    »Ich gestatte Euch eine Frage, Harine«, sagte er und hob einen Finger. »Aber ich verspreche Euch, so wahrheitsgetreu zu antworten, wie ich kann. Das ist ein fairer Handel, und das wisst Ihr. Im Augenblick habe ich nur wenig Geduld.«
    Harine berührte die Lippen mit dem Finger. »Einverstanden, gesehen vom Licht.«
    »Einverstanden«, sagte Rand. »Gesehen vom Licht. Beantwortest du jetzt meine Frage?«
    »Männer, die die Macht lenken können, können sich entscheiden«, sagte Harine. »Entweder treten sie mit einem Stein in der Hand, der auch an ihre Beine gebunden ist, vom Bug ihres Schiffes, oder sie lassen sich ohne Essen und Wasser auf einer unfruchtbaren Insel aussetzen. Das Letztere wird als die weniger ehrenvolle Möglichkeit betrachtet, aber ein paar wählen sie, um noch eine Weile länger zu leben.«
    Im Grunde unterschied sich das kaum von dem, was sein Volk Männern durch das Dämpfen antat. » Saidin ist gereinigt worden«, sagte er zu ihr. »Diese Praxis muss aufhören.«
    Sie schürzte die Lippen, betrachtete ihn nachdenklich. »Euer ... Mann hat davon erzählt, Coramoor. Es fällt manchen schwer, das zu glauben.«
    »Es ist die Wahrheit«, sagte er nachdrücklich.
    »Ich bezweifle nicht, dass Ihr das glaubt.«
    Rand knirschte mit den Zähnen und bezwang einen weiteren Wutausbruch, seine Hand ballte sich zur Faust. Er hatte den Makel gereinigt!

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