Der azurne Planet
nicht kennst, laß es mich wissen, dann bringe ich es dir bei.«
Sklar Hast mußte sich anstrengen, um die wütenden Worte, die in seiner Kehle aufwallten, zurückzuhalten. Aufgrund der ihm eigenen Direktheit hatte er jedes Mal einen harten Kampf mit sich auszufechten, wenn man ihn auf diese Weise ansprach und behandelte. Fest in Zander Rohans Augen blickend, überprüfte er die momentane Lage. Wenn er sein Gegenüber jetzt herausforderte, war Zander Rohan gezwungen, seine Stellung zu verteidigen. Es erschien ihm beinahe, als würde der alte Mann es darauf anlegen. Warum, das war Sklar Hast unklar, und der einzige Grund, den er sich vorzustellen vermochte, war die persönliche Antipathie, die sie gegeneinander hegten. Einst waren Wettbewerbe dieser Art an der Tagesordnung gewesen, aber heute wurden sie immer seltener, da der Verlust einer hohen Position ihren Inhaber auch von der Last der Verantwortung befreite. Sklar Hast hatte nicht die Absicht, den Signalmeister aus seiner Position zu verdrängen, denn ihm selbst lag ebensowenig daran, auf eine solche Weise ausgebootet zu werden … Er wandte sich um, ignorierte das verächtliche Schnaufen Zander Rohans und ließ ihn einfach stehen.
Am Fuß des Turms hielt er an und starrte niedergeschlagen und geistesabwesend zu Boden. Ein paar Schritte nur trennten ihn von Zander Rohans mit drei Domen ausgestatteter, geräumiger Hütte, vor der Meril unter einem mit Süßquasten verzierten Sonnendach saß und die Helligkeit ausnutzte, um weiße Tücher zu weben, womit sie einer Freizeitbeschäftigung frönte, der alle weiblichen Pflanzenbewohner von der Kindheit bis zum hohen Alter nachgingen. Sklar Hast stellte sich an den niedrigen Zaun aus Weidengeflecht, der Rohans Besitz vom öffentlichen Weg trennte. Meril gab, obwohl sie ununterbrochen weiterwob, mit einem kleinen Lächeln zu erkennen, daß sie seine Gegenwart registriert hatte.
Mit der angemessenen Zurückhaltung sagte Sklar Hast: »Ich habe gerade mit deinem Vater gesprochen. Ich habe gegen die geplante Heirat zwischen dir und Voiderveg Einspruch erhoben und erklärte ihm, daß ich dich heiraten würde.« Er wandte sich um und warf einen Blick über die Lagune. »Und zwar ohne Prüfung.«
»Tatsächlich? Und was sagte er dazu?«
»Er sagte nein.«
Ohne einen Kommentar abzugeben, fuhr Meril mit ihrer Beschäftigung fort.
»So wie die Situation ist, ist sie jedenfalls untragbar«, fuhr Sklar Hast fort, »aber das ist natürlich nur zu typisch für dieses abgelegene und rückständige Gebiet. Auf Apprise oder Sumber würde man sich darüber schieflachen.«
»Wenn du dich hier unglücklich fühlst«, warf Meril in einem leicht spöttisch klingenden Tonfall ein, »warum gehst du dann nicht einfach anderswo hin?«
»Das würde ich tun, wenn ich es könnte – am liebsten würde ich von diesen ganzen Pflanzenplattformen überhaupt nichts mehr sehen! Ich würde zu den fernen Welten hinausfliegen, wenn ich nicht wüßte, daß es dort noch viel verrückter zugeht als hier.«
»Lies die Aufzeichnungen und finde selbst heraus, wie es dort ist.«
»Hmmm. Nach zwölf Generationen könnte sich dort eigentlich allerlei verändert haben. Aber was die Aufzeichnungen angeht, so sollten sie denjenigen überlassen bleiben, die über zuviel Freizeit verfügen. Welchen Grund sollte ich haben, in der Asche der Vergangenheit herumzustochern? Die Schreiber sind auch nicht mehr wert als die Fürbitter. Wenn ich’s mir recht überlege, geben Semm Voiderveg und du vielleicht doch ein passendes Paar ab. Während er König Krakon um seine Gunst anwinselt, könntest du die tollsten Schlüsse aus den Aufzeichnungen ziehen.«
Meril unterbrach ihre Webarbeit und warf einen finsteren Blick auf ihre Hände. »Weißt du, daß ich genau das tun werde?« Sie stand auf und näherte sich dem Zaun. »Vielen Dank, Sklar Hast!«
Sklar Hast sah sie mißtrauisch an. »Meinst du das im Ernst?«
»Aber sicher. Oder kennst du mich etwa als Witzereißerin?«
»Ich bin mir nie ganz sicher gewesen … Was sollte man mit neuen Erkenntnissen aus den Aufzeichnungen überhaupt anfangen? Stimmt mit den alten etwas nicht?«
»Wenn man aus einundsechzig Aufzeichnungsbänden drei mit Auszügen macht, muß man zwangsweise einen Großteil der Informationen wegfallen lassen.«
»Andeutungen, Doppeldeutigkeiten und privater Kleinkram! Konnte man daraus jemals Lehren ziehen?«
Meril Rohan schürzte die Lippen. »Gerade die Ungereimtheiten sind es, die die Sache
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