Der azurne Planet
anzugreifen, hat er den Zweck dieser Versammlung mißverstanden und bekommt das Wort entzogen. Wer wünscht jetzt das Wort?«
Aus dem Publikum rief jemand: »Eine Frage!«
Phyral Berwick deutete auf den Frager und sagte: »Tritt vor und nenne deinen Namen, deine Zunft, deinen Beruf und sage, was du wissen möchtest.«
Es war der junge Mann mit dem angespannten Gesicht, den Sklar Hast hatte mit Meril Rohan reden sehen, der nun aufstand. Er sagte: »Ich heiße Roger Kelso. Von der Zunft her bin ich ein Langfinger, aber ich habe meinen Zunftstatus aufgegeben und mich ganz der Arbeit eines Schreibers zugewandt. Meine Frage hat folgenden Hintergrund: Man beschuldigt Sklar Hast, die Katastrophe hervorgerufen zu haben, die Tranque traf – und es ist die Pflicht dieser Versammlung, die Schuldfrage zu klären. Um das aber tun zu können, ist es unerläßlich, zunächst einmal die Ursache dieser Tragödie festzustellen.
Sollte jemand darüber andere Ansichten haben, will ich kurz ein Zitat aus den Aufzeichnungen von Lester McManus verlesen, in denen er die theoretischen Grundlagen der Gesetze der Heimatwelt beschreibt. Diese Passage ist in den Auszügen nicht enthalten und deshalb nicht überall bekannt. Er stellt im wesentlichen fest, daß ein Mensch, der die Voraussetzung für ein Verbrechen schafft, nicht unbedingt schuldig zu sprechen ist. Er muß tatsächlich und uneingeschränkt für das kriminelle Ereignis verantwortlich gemacht werden können.«
Mit seiner gleichmäßigen, beinahe väterlichen Stimme warf Barquan Blasdel ein: »Aber genau das hat Sklar Hast getan: Er mißachtete König Krakons Gebote und hat dadurch dessen schreckliches Strafgericht hervorgerufen.«
Roger Kelso lauschte seinen Worten mit einer Geduld, die offenbar gar nicht seiner wirklichen Natur entsprach. Mit flackernden Augen trat er von einem Fuß auf den anderen. Dann sagte er: »Wenn der ehrenwehrte Fürbitter gestattet, möchte ich nun fortfahren.«
Barquan Blasdel nickte freundlich und nahm wieder Platz.
»Als Sklar Hast das Wort ergriff, sprach er eine Vermutung aus, von der er überzeugt zu sein schien, nämlich folgende: Hat Semm Voiderveg, der Fürbitter von Tranque, König Krakon zur Plattform gerufen? Dies ist eine Frage, die mehr enthält, als man auf den ersten Blick sieht, denn es kommt nicht nur darauf an, ob Semm Voiderveg ihn gerufen hat, sondern wann. Wenn er es tat, als der Räuberkrakon zum ersten Mal gesichtet wurde, ist es gut und schön. Aber wenn er ihn erst rief, nachdem Sklar Hast den Versuch unternahm, den kleinen Krakon zu töten, ist Semm Voiderveg mehr an der Beschädigung Tranques schuldig als der Angeklagte, denn er muß sich über die Konsequenzen im klaren gewesen sein. Wie war es wirklich? Verständigen sich die Fürbitter auf geheimnisvolle Weise mit König Krakon? Und meine Hauptfrage: Hat Semm Voiderveg König Krakon nur deshalb gerufen, damit er Sklar Hast und seine Helfer bestrafte?«
»Pah!« rief Barquan Blasdel aus. »Dies ist nichts anderes als ein Ablenkungsmanöver, ein dialektischer Trick!«
Phyral Berwick dachte einen Moment lang nach. »Die Frage scheint mir klar genug. Ich kann zwar persönlich mit keiner Antwort dienen, aber ich glaube, daß die Frage eine solche verlangt, selbst wenn sie nur dazu dient, die Sache aufzuklären. Semm Voiderveg: Was sagst du dazu?«
»Ich sage überhaupt nichts.«
»Nun komm«, sagte Phyral Berwick sachlich. »Dein Beruf ist der eines Fürbitters. Deine Pflicht besteht darin, vor den Menschen, die du vertrittst und für die du Fürbitte leistest, Rechenschaft abzulegen. Du bist kein Untergebener König Krakons, bei allem Respekt, den er verdienen mag. Sturheit, Eigensinn oder Schweigen kann zu nichts anderem dienen, als das Mißtrauen der Zuhörer zu erwecken, und ist der Gerechtigkeit in keinem Fall dienlich. Ich zweifle nicht daran, daß du die Sache ebenso siehst.«
»Ich möchte klarstellen«, sagte Semm Voiderveg mit beißender Stimme, »daß selbst dann, wenn ich König Krakon gerufen hätte – es würde den Statuten meiner Zunft widersprechen, wenn ich hierauf eine klare Antwort geben würde –, dies aus reinster Lauterkeit geschehen wäre.«
»Also hast du ihn gerufen?«
Semm Voiderveg warf Barquan Blasdel einen hilfesuchenden Blick zu, der Fürbitter von Apprise erhob sich erneut. »Schiedsmann Berwick, ich bin gezwungen, darauf hinzuweisen, daß wir im Begriff sind, uns in einer Sackgasse zu verlieren und uns von unserem ursprünglichen
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