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Der azurne Planet

Der azurne Planet

Titel: Der azurne Planet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Vance
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drüben habt ihr die gefräßige Bestie, unseren Feind, gesehen! Gibt es einen Grund, weswegen wir uns selbst betrügen? Fürbitter, Schiedsmänner – ihr alle! Laßt uns unsere Meinungsverschiedenheiten vergessen, laßt uns unsere Kräfte vereinigen! Wenn wir das tun, können wir auch eine Methode entwickeln, um diesem Ungeheuer den Garaus zu machen! Wir sind Menschen – aus welchem Grund sollten wir uns von irgend jemandem unterdrücken lassen?«
    Barquan Blasdel riß den Kopf zurück und schnappte nach Luft. Er machte, als wolle er Sklar Hast packen, einen Schritt auf den anderen zu, dann musterte er das Publikum. »Ihr habt diesen Wahnsinnigen gehört! Zum zweiten Mal hat er jetzt diesen schmutzigen Plan vor euch ausgebreitet. Und ebenso seid ihr Zeugen der Tatsache geworden, daß König Krakon gemerkt hat, was hier vor sich geht. Seine Rache wird fürchterlich sein! Und nun entscheidet euch, wem ihr Gehör schenken wollt: den Hetzreden dieses hoffnungslosen Verrückten oder den uralten Weisungen unserer gesegneten Vorfahren, die das Abkommen mit König Krakon aushandelten. Es muß, was diese Sache angeht, endlich zu einer endgültigen Entscheidung kommen. Halbherzigkeit nützt uns nichts. Sklar Hast muß sterben! Hebt eure Fäuste – ohne Ausnahme. Bringt das fanatische Geschrei Sklar Hasts zum Verstummen! König Krakon wartet auf unser Urteil! Wählt den Tod für Sklar Hast!« Er riß seinen Arm so hoch, daß ihn jeder sehen konnte.
    Die restlichen Fürbitter taten es ihm auf der Stelle gleich. »Den Tod für Sklar Hast!«
    Zögernd und unentschlossen hoben sich nun auch die Fäuste einiger anderer. Es wurden immer mehr. Es gab allerdings auch Meinungsänderungen, denn einige von denen, die vorher für Sklar Hast gewesen waren, schlossen sich jetzt plötzlich jenen an, die ihn verurteilt sehen wollten.
    Andererseits kam es auch vor, daß diejenigen, die vorher gegen ihn gewesen waren, nun für ihn stimmten. Die Unentschlossenheit der Versammelten war offensichtlich. Es kam sogar soweit, daß Leute die Faust hochrissen und sie zwei Sekunden später wieder einzogen. Heiseres Gemurmel setzte ein.
    Barquan Blasdel beugte sich vor und bat um Ruhe. Sklar Hast, der ebenfalls zum Sprechen ansetzte, unterließ sein Vorhaben. Worte konnten in diesem Moment nichts mehr bewirken, das war offensichtlich. Mit einem wilden Aufschrei machte die Menge ihrer aufgestauten Spannung Luft. Es dauerte nur eine Sekunde, dann wurde aus der disziplinierten Versammlung ein Tollhaus. Männer und Frauen fielen wie die Wilden übereinander her, schrien sich an und fluchten, zerrten einander hin und her und prügelten sich. Gefühle, die seit ihrer Kindheit unterdrückt worden waren, machten sich in einem Aufschrei Luft und explodierten. Die Geister schieden sich; Angst- und Haßgefühle riefen auf einmal die gegensätzlichsten Reaktionen hervor.
    Glücklicherweise existierten auf dem Versammlungsgelände nur wenige Gegenstände, die als Waffen Verwendung finden konnten: einige Pflanzenknüppel, ein oder zwei Knochenäxte, ein halbes Dutzend Staken und ebenso viele Messer. Das Schlachtfeld verlagerte sich an den Rand der Plattform und setzte sich im Wasser fort. Kräftige Hochstapler und ehrwürdige Beutelschneider versuchten sich gegenseitig zu ersäufen; Lockvögel vergaßen ihren niedrigen Status und legten sich mit Fassadenkletterern an; orthodoxe Feuerwerker traten, kratzten und bissen um sich, als seien sie die allerletzten Schwarzbrenner. Während der Kampf seinem Höhepunkt entgegenstrebte, durchbrach König Krakon erneut den Wasserspiegel. Diesmal befand er sich einen halben Kilometer vom nördlichen Plattformrand entfernt. Von dort aus hielt er Apprise unter Beobachtung.
    Der Kampf wurde allmählich schwächer und ging seinem Ende entgegen, was daran lag, daß die Kräfte der Streithähne sich erschöpften oder man zu der Ansicht gelangte, der Gegner habe nun genug einstecken müssen. In der Lagune trieb ein halbes Dutzend Leichen umher, aber die Toten auf der Plattform waren noch zahlreicher. Erst jetzt wurde offensichtlich, daß diejenigen, die auf Sklar Hasts Seite standen, den anderen an Zahl weit unterlegen waren. Seine Gruppe verfügte zwar über die fähigsten Handwerker, aber über nur wenige Meister.
    Barquan Blasdel, der die Rednertribüne nicht verlassen hatte, rief aus: »Ein schwarzer Tag, fürwahr – ein schwarzer Tag! Schau dir den Schmerz an, den du über die Plattformen gebracht hast, Sklar Hast!«
    Sklar Hast

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