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Der Bastard und die Lady

Der Bastard und die Lady

Titel: Der Bastard und die Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kasey Michaels
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unverständlicher Bemerkungen und Angebote, ihm zur Gerechtigkeit zu verhelfen, in seinem Salon auf und ab. Sie war ihm in den Schoß gefallen wie eine reife Frucht oder aber wie ein unheilverkündendes Zeichen, wollte sich eindeutig selbst an ihrem Bruder rächen und Beaus Hilfe dafür in Anspruch nehmen.
    „Mein Bruder sagt, Ihrer Überzeugung nach seien wir in eine sehr ernste Sache verstrickt. Es gehe um Leben und Tod, meinte er wohl – oder haben Sie es vielleicht gesagt? Ich muss zugeben, ich habe den Faden verloren.“
    Sie blieb stehen und sah ihn an, neigte den hübschen Kopf zur Seite und musterte ihn aus klaren blaugrauen Augen von Kopf bis Fuß, als wäre er ein Pferd, das sie zu kaufen erwog. „Sie sehen ein bisschen besser aus. Sind Sie jetzt nüchtern?“
    „Ja, ich glaube, ich bin auf dem besten Wege. Immerhin bin ich nüchtern genug, um noch einmal zu betonen: Ich kenne diesen Reverend Flotley nicht. Ich habe nicht veranlasst, dass er mit Ihrem Bruder bekannt gemacht wurde. Wenn der Rest Ihnen also gleichgültig ist – trotz des Gestanks verdorbener Trauben –, möchten Sie es sich vielleicht doch anders überlegen, was meine wie auch immer geartete Hilfe betrifft, und einfach gehen. Und zwar schnell.“
    „Ich kann nicht. Wir wissen wohl beide, dass es dafür längst zu spät ist“, sagte sie und seufzte. „Wir haben wirklich keine Zeit mehr, aber ich habe im wahrsten Sinne des Wortes alle Brücken hinter mir abgebrochen, indem ich in aller Öffentlichkeit zu Ihnen gekommen bin, und Ihre Brücken ebenfalls, was ich Ihnen bestimmt nicht näher erläutern muss. Das tut mir leid, ein bisschen zumindest, aber mir blieb keine andere Wahl. Ich habe meinem Bruder eine Nachricht hinterlassen, in der ich ihm detailliert erkläre …“
    Beau schlug sich die Faust in die Handfläche. „Wusste ich’s doch! Warum glauben Frauen immer, ihre Beweggründe erklären zu müssen?“
    Sie straffte die schmalen Schultern. „Ich habe ihm nicht meine Beweggründe erklärt, Sie dummer Mann. Ich konnte jedoch nicht zulassen, dass meine Zofe Hauptleidtragende seines Zorns wird, während sie mir doch geholfen hat, meine Habseligkeiten einzupacken, und an der Ecke auf mich gewartet hat, damit ich das Bündel hinter meinen Sattel schnallen konnte, ohne dass jemand von meinem Aufbruch erfuhr.“
    „Oh ja, natürlich. Das war überaus klug. Er wird sie nun nicht ohne Empfehlungsschreiben aus dem Haus jagen, zumal Sie sie ja gezwungen haben, zu tun, was Sie verlangten.“
    „Oh“, sagte Chelsea leise. „Das hatte ich nicht bedacht. Aber ich habe ihm nicht verraten, wohin ich mich wende. Ich bin ja nicht dumm.“
    „Wunderbar. Das Mädchen versichert, es sei nicht dumm. Sagen Sie, Sie Genie, haben Sie zufällig Ihrer Zofe Ihr Ziel verraten? Denn wenn ich besagte Zofe wäre und dem Verlust meines Arbeitsplatzes ins Gesicht sehen müsste, würde ich vermutlich versuchen, meine Haut zu retten, indem ich meinem Arbeitgeber entgegenkomme.“
    Chelsea funkelte ihn an. „Ich könnte eine aufrichtige Abneigung gegen Sie entwickeln.“
    „Das werte ich als Ja“, sagte Beau mit einem sehnsüchtigen Blick auf die Weinkaraffe. „Wie lange dauert es noch, bis er Sie vermisst, seine Pistole schwingend schnurstracks hierher eilt und verlangt, dass ich mich stelle?“
    Chelsea warf einen abschätzenden Blick auf die Kaminuhr. „Wir sollten uns wohl auf den Weg machen.“
    „Ja. Auf den Weg machen. Und wohin sollten wir uns wohl auf den Weg machen, Madam? Ach, und noch eine klitzekleine Frage: Warum ? Warum ich? Warum wollen Sie mir helfen, und wie soll ich Ihnen beistehen? Auf diese zwei Fragen findet mein benebelter Verstand noch keine klare Antwort.“
    Sie blickte wieder auf die Uhr. „Dafür haben wir jetzt keine Zeit.“
    Beau verschränkte die Arme vor der Brust, entschlossen, sich nicht unterkriegen zu lassen. Dass sie vor ihrem Bruder fliehen wollte, war anerkennenswert. Dass sie ihn in ihre Flucht hineinzog? Nicht ganz so löblich.
    „Nehmen Sie sich die Zeit.“
    „Nur, wenn Sie jetzt mit mir kommen“, sagte sie, ging ins Foyer und schlug dann zielsicher den Weg zum rückwärtigen Teil des Hauses ein. „Ihr Bruder hat Ihr Pferd satteln lassen, und beide Tiere stehen im Stall bereit. Wenn wir die Hauptverkehrsstraßen meiden, können wir London sicher hinter uns lassen, bevor Thomas Witterung aufnimmt und Sie umbringt.“
    „Ach, das wird ja immer schöner“, sagte Beau. Puck, der sich niemals etwas auch

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